„Historisch-kritische Aufarbeitung und Abwägung erforderlich“ 

Landauer Eduard-Spranger-Gymnasium diskutiert über Namensgebung 

Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron (4.v.l.) und Schulleiterin Dagmar Linnert (5.v.l.) gemeinsam mit den Referentinnen und Referenten der Diskussionsveranstaltung zur Namensgebung des Eduard-Spranger-Gymnasiums. (Foto: Stadt Landau)

Landau. Ist Eduard Spranger als Namenspatron einer Schule noch tragbar? Diese Frage möchte das  gleichnamige Gymnasium in Landau im Zuge eines umfassenden Diskussions- und Entscheidungsprozesses für sich beantworten. Schulleiterin Dagmar Linnert lud nun zu einer öffentlichen Diskussion ein, an der neben Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften auch interessierte Bürger teilnahmen.

Die Stadt als Schulträger wurde bei der Veranstaltung durch Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron vertreten. Er dankte der Schulleitung für die enge Zusammenarbeit mit der Stadt seit Bekanntwerden der Forschungsergebnisse, die Eduard Spranger vorwerfen, mit den Lehren der Nationalsozialisten sympathisiert zu haben. „Seitens der Stadt werden wir die Schule nicht in ihrer Entscheidungsfindung beeinflussen“, betonte der Schuldezernent. „Die Schulgemeinschaft hat sich auf den richtigen Weg begeben. Sie hat kein vorschnelles Urteil gefällt, sondern einen internen Diskussionsprozess angestoßen, an dessen Ende hoffentlich eine von einer breiten Mehrheit getragene Entscheidung stehen wird.“

Angesichts der vorliegenden Forschungsergebnisse müsse es eine historisch-kritische Betrachtung und Abwägung der Person und des Wirkens Eduard Sprangers geben, führte Dr. Ingenthron weiter aus. Besonders eine Schule als Ort, der maßgbeblich dazu beitrage, junge Menschen zu kritischen Bürgerinnen und Bürger in einer demokratischen Gesellschaft zu erziehen, müsse hier genau hinschauen, so der Schuldezernent. Dies gelte in besonderem Maße für das Landauer ESG als „Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage“, die sich den Werten des Pluralismus und der Toleranz verpflichtet habe. Wichtiger Teil des Entscheidungsprozesses sei schließlich die Frage, wie die Schule bei einer eventuellen Neubenennung heißen solle, ob ein anderer Namenspatron gesucht oder eine neutrale Bezeichnung gewählt werde.

Als Expertin sprach bei der Diskussionsveranstaltung auch Stadtarchivarin Christine Kohl-Langer. Sie stellte den Namensgebungsprozess des Eduard-Spranger-Gymnasiums in den 1960er Jahren dar. Das ESG wurde demnach nur ein Jahr nach Sprangers Tod nach dem Pädagogen benannt. Allerdings: Die Spranger-Rezeption sei bis weit in die 2000er Jahre hinein ausschließlich positiv gewesen, stellte Kohl-Langer klar. Neben der Stadtarchivarin kamen Tobias Baumgärtner, Vorsitzender des Fördervereins des ESG, Reinhold Knauber, Vorsitzender des Schulelternbeirats, Schülersprecher Jonas Föllinger und Lehrer Dr. Harald Bruckert zu Wort, bevor gemeinsam mit dem Publikum eine lebhafte Diskussion geführt wurde. Die Ergebnisse der Veranstaltung fließen in den weiteren schulinternen Diskussions- und Entscheidungsprozess mit ein. (per)