„Die Kerosinablässe über dem Pfälzer Wald und der Südlichen Weinstraße müssen abgestellt werden, so schnell es geht.“ Das haben nun die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags Südliche Weinstraße einstimmig im Rahmen eines Pressegesprächs erklärt. Über Rheinland-Pfalz und insbesondere über dem Pfälzerwald und der Südlichen Weinstraße wird immer wieder Kerosin von zivilen und militärischen Flugzeugen abgelassen – oft erfahren die Bürger davon aber erst Tage später, wenn überhaupt. „Über uns passieren Dinge, die die Pfälzer nicht wollen und von denen sie erfahren müssen!“ Die Mitglieder des Kreistags haben sich intensiv mit dem Thema Kerosinablass beschäftigt und nun eine Resolution verabschiedet.

Auf den Onlineseiten des Luftfahrt-Bundesamts (www.lba.de) können sich Bürger darüber informieren, wann, wo, wieviel und aus welchem Grund ein Flugzeug Treibstoff abgelassen hat. Oft ist jedoch als Grund für den Kerosinablass nur vermerkt „keine Angaben“. Zudem werden die Informationen darüber, was sich im deutschen Luftraum abspielt, erst Tage später veröffentlicht. Transparenz sieht anders aus.

Wie viel des abgelassenen Kerosins kommt wirklich am Boden an und was
bedeutet das für Mensch, Tier und Umwelt? (Foto: jplenio/pixabay)

Über der Pfalz, dem Hunsrück und der Eifel wurden alleine 2017 knapp 370 Tonnen Kerosin abgelassen – ein Gemisch aus chemischen Mineralölkohlewasserstoffen. Fundierte wissenschaftliche Belege darüber, wie gesundheitsgefährdend das ist, gibt es nicht. „Niemand, weder hier in der Pfalz, noch im Rest des Landes, will das einfach so hinnehmen“, sagt Landrat Dietmar Seefeldt (CDU). „Die Politik ist beauftragt, zu handeln!“
Wenn ein Flugzeug Treibstoff ablässt, kann man als Bürger nichts dagegen tun, geschweige denn sich schützen. „Wir müssen die Stimme derer sein, die sich Sorgen um ihre Gesundheit machen“, betont Torsten Blank (SPD).

Warum wird in letzter so viel Treibstoff versprüht und warum ausgerechnet über der Pfalz? – Das sind Fragen, die berechtigt sind und einer Aufklärung bedürfen, sind sich alle politischen Kräfte des Kreistags einig. Mit der nun verabschiedeten Resolution erhöht der Kreistag den Druck auf die Bundesregierung. Darin fordern die Politiker Transparenz und umfassende Information. In der Resolution heißt es wortwörtlich: „Der Kreistag Südliche Weinstraße fordert die Bundesregierung auf, die Deutsche Flugsicherung und die entsprechenden militärischen Stellen anzuweisen, über Kerosinablässe unverzüglich die Öffentlichkeit und die zuständigen Landesbehörden transparent und umfassend zu informieren. Entsprechende Ereignisse müssen zeitnah mit Angaben über Anlass, Umfang und räumliche Ausdehnung auf einer öffentlich zugänglichen Website dokumentiert werden.“ Die Fraktionsvorsitzenden fordern, alle Fälle von Treibstoffablässen innerhalb von 24 Stunden publik zu machen.

Ulrich Teichmann (Bündnis 90/Die Grünen) bemängelt, dass Kerosin oft auch aus wirtschaftlichen Gründen abgelassen wird. „Natürlich gibt es Notfälle, in denen die Piloten Treibstoff ablassen müssen, um eine sichere Landung zu gewährleisten, aber oft wird Kerosin vor der Landung nur abgelassen, um kostspielige technische Untersuchungen zu vermeiden“, so Teichmann. „Die Technik ist heute so weit vorangeschritten, dass große Flugzeuge auch mit ihrem Abfluggewicht sicher landen können“, bekräftigt Kurt Wagenführer (FWG).

Die Mitglieder des Kreistags fordern deswegen, dass ein Kerosinablass nur zugelassen werden darf, wenn vom Flugzeugführer eine Notfallerklärung abgegeben und ausdrücklich erklärt wurde, dass ein sicherer Weiterflug bzw. eine sichere Landung sonst nicht gewährleistet werden kann.

Dass sich der abgelassene Treibstoff in der Luft auflöst, glauben die Fraktionsvorsitzenden nicht: „Messungen im Pfälzerewald und deren Auswertungen müssen in der Verantwortung des zuständigen Bundes veranlasst werden.“ Des Weiteren fordert der Kreistag die Untersuchung möglicher Gesundheits- und Umweltrisiken durch das Ablassen von Kerosin bei unterschiedlichen Wetterlagen.

Mit ersten Messergebnissen des Bundesumweltamts könne im November gerechnet werden. Georg Kern, Fraktionsvorsitzender der CDU betont abschließend: “Wir werden auf jeden Fall am Ball bleiben und gegebenenfalls weitere Forderungen an die Bundesregierung stellen.“