„Ich bin im Rathaus groß geworden“

Offenbachs Bürgermeister Axel Wassyl blickt auf eine nunmehr 15-jährige Tätigkeit als Rathauschef zurück

Axel Wassyl in seinem „Chefsessel“ im Offenbacher Rathaus. (Foto: pdp)

Offenbach. Seit 15 Jahren ist Axel Wassyl Bürgermeister von Offenbach an der Queich, seit 17 Jahren Verbandsbürgermeister. Somit ist der 56-jährige Rathauschef der dienstälteste zwischen Landau und Wörth. „Zunächst war ich Bürgermeister der Verbandsgemeinde. Damals sind die Bürger mit vielen Themen die Ortsgemeinde betreffend zu mir gekommen“, erinnert sich Axel Wassyl zurück. „Ich musste sie dann immer mit den Worten wegschicken, dass diese Themen nicht in mein Aufgabengebiet gehören. (…) Das war mit ein Grund, warum ich mich 2014 dazu entschieden habe, für das Amt als Ortsbürgermeister zu kandidieren“, so Wassyl weiter.

Der andere Grund, warum sich der Familienvater dazu entschieden hatte, für das Amt des Rathauschefs zu kandidieren, entstand auf einer Wanderung mit Fußballkollegen. „An dieser Wanderung haben sehr viele politisch interessierte Menschen teilgenommen. Man kam ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass viele nicht vorhatten, bei der anstehenden Wahl des Bürgermeisters Ortbürgermeisters teilzunehmen, da es zu wenige Alternativen gebe. Und ob ich nicht bereit dazu wäre, mich aufstellen zu lassen“, erzählt Wassyl. Er zögerte erst, ließ sich dann aber doch aufstellen.

Ganz neu war das Rathaus dem damals 38-Jährigen jedoch nicht. Nach einer Anstellung im Offenbacher Rathaus im mittleren Dienst und dem gehobenem Dienststudium folgte die des stellvertretenden Leiters der Finanzabteilung.

Dieser Weg hatte sich in Kinderjahren ganz und gar nicht abgezeichnet. „Als Kind wollte ich, wie viele andere ja auch davon träumen, Fußballer werden. Aber für so eine Karriere braucht man schon sehr viel Glück. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“, berichtet Wassyl.

Ganz so abwegig erscheint sein kindlicher Traum heute jedoch nicht. Denn wenn Axel Wassyl gerade nicht im Chefsessel des Offenbacher Rathauses sitzt, betätigt er sich sportlich – in der Deutschen Nationalmannschaft der Bürgermeister. „Ich war, wie gesagt schon immer fußballverrückt“, lacht der 56-Jährige. „Zunächst habe ich mich 2002 für die Bürgermeistermannschaft des Landes Rheinland-Pfalz gemeldet. 2008 flatterte dann eine Einladung des Österreichischen Gemeinde- und Städtebunds auf meinen Tisch. Dieser war gerade dabei, eine Europameisterschaft der Bürgermeister zu organisieren – ich habe natürlich sofort zugesagt“, erinnert sich Wassyl an die Anfänge der Bürgermeister-Nationalmannschaft. „Unser erstes Spiel war gegen die Italiener. Die sind aufgetreten wie die Profis, ziemlich hochnäsig, sogar einheitliche Trainingsanzüge hatten sie. Im Endspiel haben wir sie 2:0 weggeputzt – und das obwohl wir vor der Meisterschaft nur einmal zusammen als Mannschaft trainiert hatten.“

Als Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft der Bürgermeister kommt Axel Wassyl viel herum – Südtirol, Slowakei, Armenien, Polen, Israel. Neben dem sportlichen Aspekt bleibt immer auch etwas Zeit, sich mit den Bürgermeisterkollegen auszutauschen. „Der Austausch ist sehr wichtig. Man fährt zu solchen Meisterschaften ja nicht nur, um Fußball zu spielen. Meistens fahren wir zwei bis drei Tage früher zu den Spielorten oder bleiben einen Tag länger. Dann haben wir genügend Zeit, über politische Strukturen zu sprechen und einfach mal einen Eindruck davon zu bekommen, wie Bürgermeister in anderen Ländern bestimmte Themen angehen oder Probleme lösen. Das ist sehr interessant.“

So schön die sportlich-politischen Aufeinandertreffen mit den Amtskollegen auch sind, die Politik in Offenbach geht weiter. Besonders gut gefällt Axel Wassyl an seinem Amt als Orts- und Verbandsbürgermeister die Möglichkeit, nicht nur zu verwalten, sondern aktiv zu gestalten. „Wir leben in einer Verbandsgemeinde, in der man sehr gut gestalten kann, das ist das Reizvolle an meiner Arbeit. Ich leite etwas in die Wege und sehe das Resultat.“
Ein Projekt, auf das Axel Wassyl besonders stolz ist, ist die energetische Sanierung des Queichtalbads. „Seit 2009 betreiben wir das Schwimmbad CO2-neutral. Das war zu einem Zeitpunkt, da war CO2 noch nicht so umfänglich im Fokus der Öffentlichkeit, aber mir war schon bewusst, dass man hier etwas langfristig bewegen kann“, berichtet der Ortschef.
Auch die Sporthalle Bornheim macht den Ortschef stolz. „Die Halle haben wir 2006 gebaut, damals hatte sie einen der geringsten Energieverbrauche in wahrscheinlich ganz Rheinland-Pfalz – mit verstärkt gedämmter Bodenplatte, dreifach verglasten Fenstern und Wärmerückgewinnung aus den Kabinen. Die energetische Optimierung aller Projekte lag mir schon immer am Herzen.“

Die größte Herausforderung in der 15-jährigen Amtszeit als Bürgermeister von Offenbach, war für Axel Wassyl jedoch die Baustelle Rathaus. „Über das Rathaus und seine Zukunft haben wir zehn Jahre lang diskutiert, bis es endlich zu einem Entschluss kam und wir endlich angefangen haben“, sagt Wassyl und blickt durch die große Glasfront in seinem Büro auf die wachsenden Mauern des neuen Rathauses. „Ich kannte die Schwächen des bestehenden Rathauses von Anfang an, ich bin nur wenige Monate nach Errichtung des Gebäudes hier eingezogen und Wasser im Keller hatten wir schon immer.“ Eine Sanierung erschien aussichtslos, auch wenn viele Bürger den Kopf darüber schüttelten, dass ein nur 40 Jahre altes Gebäude abgerissen werden sollte. Gravierende Baumängel ließen jedoch nicht mehr an dem Entschluss rütteln. Hinzu kamen große strukturelle Mängel, darunter das Fehlen von Brandschutzmaßnahmen. „Ich habe das Projekt aber von Anfang an transparent gemacht, Rathausführungen angeboten und die Bürger dazu eingeladen, sich ein Bild von den Mängeln zu machen“, erzählt der Ortschef.

Einen Punkt, an dem Axel Wassyl seine Arbeit hinschmeißen wollte, gab es in seiner 15-jährigen Amtszeit nicht, auch wenn es natürlich immer mal wieder Situationen gab, in denen er gezweifelt hat. „Das Thema Rathaus habe ich seiner Zeit zu nah an mich herangelassen. Es kam unheimlich viel Gegenwind“, erinnert sich Wassyl an die schwierige Anfangszeit. Doch Axel Wassyl hat sich nicht unterkriegen lassen und an seinen Visionen festgehalten. Heute blickt er stolz auf das zurück, was er gemeinsam mit seinem Team erreicht hat und betont: „Wir sind noch lange nicht dort, wo wir sein müssen, wir können und wollen noch viel bewirken!“ (pdp)