Von praktischen Haushaltstipps über Ernährungsberatung bis hin zu großen politischen Fragen – der Moderator Florian Weber befasst sich in seinen Sendungen mit einem sehr breiten Themenfeld. Die meisten kennen ihn sicher vom ARD-Buffet, das er seit 2009 moderiert, außerdem ist er jeden Montagabend in der Quizshow „Meister des Alltags“ zu sehen. Seit einem knappen Jahr führt er auch durch die Sendung „mal ehrlich …“ im SWR Fernsehen – dort beteiligen sich Bürger und Vertreter aus Politik, Wirtschaft etc. an den Diskussionen zu relevanten Themen. Die nächste Sendung ist am Mittwoch, 9. Mai, um 22 Uhr, zu sehen: „mal ehrlich … was bedeutet Integration“.

Wie bereiten Sie sich auf eine Sendung wie „mal ehrlich …“ vor?
Florian Weber: Die Sendung kommt ca. ein Mal pro Monat. Das Thema hat oft einen aktuellen Bezug – trotzdem planen wir natürlich schon ein paar Wochen im Voraus. Ich bekomme immer so ungefähr eine Woche vorher genauere Informationen – Themendossier, erste Namen von Gästen und deren Geschichte. Ich habe also ein paar Tage Zeit, mich inhaltlich vorzubereiten. Das mache ich für mich alleine. Einen Tag vor der Sendung treffe ich mich mit der Redaktion. Wir gehen dann so eine Art Ablauf durch. „So eine Art“ sage ich, weil wir zwar natürlich einige Geschichten der Gäste bereits kennen. Aber es kann sich auch jeder andere beteiligen, ich rufe das Publikum vor jeder Sendung noch einmal ausdrücklich dazu auf. Wir haben also eine Idee, wie die Sendung laufen könnte, wie es am Ende aber genau wird, wissen wir nie. Da müssen wir dann flexibel reagieren.

Die Themen der Sendung sind aber keine einfachen – da muss man schon tief drin sein, um flexibel reagieren zu können.
Florian Weber: Ja, das ist schon richtig. Aber dadurch, dass es Themen sind, die mich und mein Leben auch betreffen, fällt mir das nicht schwer. Das sind alles Themen, die sowieso latent in der Diskussion sind und die Leute in meinem Alter – ich bin jetzt 41 – direkt etwas angehen. Pflege, Mietpreise, Rente – klar muss ich mich da einarbeiten, aber das ist mir alles nicht so fern, dass ich da bei null anfangen müsste.

Sie lassen auch Einzelfälle zu Wort kommen. Gab es im Nachgang einer Sendung schon mal eine Auflösung des Problems? Bekommen Sie davon etwas mit?
Florian Weber: Was tatsächlich oft passiert, ist, dass durch die Sendung Kontakt zwischen verschiedenen Leuten entsteht. Vor einiger Zeit ging es beispielsweise um Straßenverkehr und ein Gast hat die Probleme seines kleinen Ortes wegen einer fehlenden Umgehungsstraße geschildert. Der Verkehrsexperte, der ebenfalls in der Sendung war, ist deswegen mit der zuständigen Behörde und der Bürgermeisterin ins Gespräch gekommen. Ich denke, es geht da sicher positiv weiter. Und was wir nach der Sendung über Pflege festgestellt haben: Es haben sich überdurchschnittlich viele Menschen gemeldet, um ihre Sicht auf die Dinge zu schildern. Das ist ja auch das Ziel der Sendung: Wir wollen nicht zeigen, wie es besser laufen kann, sondern die Menschen mit ihren Problemen überhaupt mal zu Wort kommen lassen, nicht nur über sie reden.

Florian Weber im Gespräch mit Anne Herder. (Foto: privat)

Sie machen neben „mal ehrlich …“ auch das ARD-Buffet, moderieren die Landesschau und die Quizsendung „Meister des Alltags“ – das ist ein breites Themenspektrum, vom Blumenbinden bis zur großen Politik. Ist man da nicht manchmal überfordert?
Florian Weber: Doch. Klar. Wobei ich nicht überfordert sagen würde. Das würde schnell zu Panik führen und dazu, dass man es am Ende nicht schafft. Gefordert passt besser. Es ist schon eine große Herausforderung, zwischen diesen verschiedenen Themen hin und her zu springen. Aber trotzdem ist es so, dass es mir aus dem Grund leicht fällt, weil es sich doch immer um Themen handelt, die mir im Alltag ständig begegnen und mich also auch privat betreffen – bis auf das Blumenbinden und Basteln vielleicht (lacht). Das macht ja auch das Geheimnis der – fast schon ein bisschen unglaublich – erfolgreichen Sendung „Meister des Alltags“ aus: Es geht um vermeintlich banale, alltägliche Dinge, aber genau das macht es mir auch sehr leicht, sie zu moderieren. Ähnlich ist es beim ARD-Buffet. Ich bin grundsätzlich interessiert – am Thema Essen und Kochen sowieso, aber auch an den Servicethemen, denn das sind Fragen, die mir selbst auch nah sind.

Trotzdem steckt auch eine Menge an Arbeit dahinter…
Florian Weber: Ja, das ist die Kehrseite. Es macht mir alles sehr viel Spaß und fällt mir leicht, aber die Fülle an verschiedenen Produktionen lassen sich zeitlich schwer organisieren. Das ist in der letzten Zeit wirklich viel geworden … vielleicht zu viel. Ich habe es eine ganze Zeit lang sehr gut hinbekommen, konnte immer sagen, ich habe aufs Jahr gesehen eigentlich einen Halbtagsjob: eine Woche Arbeit, eine Woche frei. Das ist gerade für meinen Job auch sehr wichtig, da ich der Meinung bin, ich kann als Moderator nur gut sein, wenn ich selbst noch genug erlebe und lebe. Diese Diskrepanz merkt man bei manch anderen Talkshows durchaus. Wenn der Moderator selbst nie in einem Supermarkt einkauft, nie U-Bahn fährt oder die Kinder in die Kita bringt, redet er auch eine andere Sprache als die „normalen“ Bürger. Er kann sich dann natürlich mit den Politikern auf einer Ebene austauschen, aber mit dem realen Leben hat das wenig zu tun. Insofern war es wirklich sehr gut, dass es für mich immer diese Abwechslung zwischen Freizeit und Arbeit gab. In den letzten ein, zwei Jahren hat mein Arbeitspensum aber zugenommen, von diesem Level möchte ich wieder ein wenig runterkommen – auch um langfristig meinen Job weiter gut machen zu können.

Inwiefern war Ihre Karriere denn so geplant? Hatten Sie schon immer den Traum, sich breit aufzustellen?
Florian Weber: Ich arbeite keinen bestimmten Plan ab. Die jüngste Entwicklung, dass ich nun „mal ehrlich …“ machen darf, kam mir aber tatsächlich sehr gelegen. Gerade vor dem Hintergrund, dass ich die 40er-Schwelle nun überschritten und beruflich schon viel erreicht hatte. Da war „mal ehrlich …“ genau die richtige neue Herausforderung. Das ergänzt mein Portfolio einfach sehr gut – gar nicht fürs Papier, sondern für mich persönlich. Aber auch das hat sich eben so ergeben. Ein Esoteriker mag jetzt eingreifen und sagen, dass das Fügung war – aber daran glaube ich nicht. Es hat einfach sehr gut gepasst. Wie es weitergeht, das lass ich noch auf mich zukommen.

Aber Sie haben als Moderator sicher noch berufliche Träume, oder?
Florian Weber: Auch wenn ich nicht so viele Interviews gebe, auf diese Frage antworte ich eigentlich seit 20 Jahren immer gleich: Ich habe keinen Plan. Ich weiß nicht, wo ich mich in fünf Jahren sehe. Ich finde die Situation aktuell ganz gut, es macht mir Spaß, mein Ziel ist es, zu reduzieren, ich weiß aber noch nicht wo. Beruflich könnte ich keine konkreten Ziele benennen, Träume vielleicht schon: Wenn ich wirklich mal den Freiraum habe, würde ich gerne um die Welt reisen, Reportagen machen und ferne Länder und Menschen porträtieren. Aber das hat absolut keine Priorität und mit der aktuellen Familienkonstellation wäre das im Moment auch schwierig. Insofern ist die Mischung aktuell wirklich sehr gut – von Politik bis Alltagsquiz.

Wie sieht es denn mit der Schauspielerei aus? Da haben Sie ja auch schon mal reingeschnuppert!
Florian Weber: Oh, ja. Das ist aber lange her und gar nicht mehr aktuell. Das hat sich damals während meines Studiums in München so ergeben. Ich habe das dann immerhin über einen Zeitraum von fast zehn Jahren gemacht – und ich konnte damit mein Leben finanzieren, was viele junge Schauspieler, die diesen Beruf ernsthaft machen wollen, leider nicht schaffen. Die Schauspielerei ist definitiv eine brotlose Kunst, wenn man auf die gesamte Masse der Schauspieler schaut. Es sind ja nur die allerwenigsten, die davon leben können, die meisten schaffen das nicht, trotz Talent und guter Ausbildung. Bei mir war das umgekehrt: Obwohl ich weder besonders großes Talent noch eine Ausbildung hatte, konnte ich eine Zeit lang ganz gut davon leben. Insofern war ich aber ganz froh, dass ich irgendwann beruflich doch endgültig bei der Moderation gelandet bin – das war schon immer mein Ziel. Bei der Schauspielerei habe ich mich immer ein wenig unwohl gefühlt. Ich stand am Set mit „echten“, talentierten Schauspielern und hatte immer ein latent schlechtes Gewissen. Ich kann mir jetzt, mit dem großen Abstand und der Sicherheit, die ich als Moderator habe, höchstens vorstellen spaßeshalber mal irgendwo mitzuwirken als Schauspieler – so wie ich es vor ein paar Jahren in einer Serie gemacht habe, wo mein Vater Regie führte. Dann kann ich mich selbst in diesem Metier als Gast fühlen. Aber ernsthaft als Schauspieler wieder einzusteigen – das würde ich keinem zumuten wollen.

Sie kommen aus einer Familie, in der Medien eine große Rolle spielen? War Ihr Weg dann schon immer vorgezeichnet?
Florian Weber: Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen, die Lehrerin war. Wir sind ganz und gar nicht medial erzogen worden. Im Gegenteil, das war Anfang der 80er, da war Fernsehen für Kinder total verpönt. Unsere Familie war sowieso eher alternativ, wir waren in der Waldorfschule – da war Medienkonsum quasi verboten. Aber mich hat es dann trotzdem interessiert, ich hab den klassischen Weg durchlaufen: über die Schülerzeitung, Politikstudium, Studentenradio etc. Das hat so ca. mit 15 oder 16 Jahren begonnen und dieser Weg war für mich relativ bald alternativlos, ich hätte nicht gewusst, was ich sonst machen soll.

Also hätte es auch keinen Plan B gegeben?
Florian Weber: Nicht unbedingt, nein.

Dann hatten Sie Glück, dass alles so gut geklappt hat!
Florian Weber: Ja. Wobei ich auch sagen muss – und das sage ich auch in den Seminaren, die ich an der Hochschule der Medien in Stuttgart gebe: Im Lebenslauf liest sich mein Werdegang sehr gradlinig. Ich habe nie lange in einem Job verharrt, nach sechs Monaten ging es oft direkt weiter. Aber ich habe auch extrem viel auf die Fresse gekriegt, bin gegen verschlossene Türen gerannt, habe sehr viel Energie reingesteckt, mich für unzählige Praktika beworben – und natürlich auch oft Absagen bekommen. Aber ich habe nie aufgegeben. Man braucht viel Ehrgeiz, um sich in dieser Branche einen Platz zu sichern und auch finanzielle Sicherheit zu erlangen. Selbst jetzt bin ich ja nicht wirklich abgesichert, ich bin Freelancer. Natürlich hilft es viel, wenn man sein Handwerk gut beherrscht, aber in den Medien kommt es auch immer drauf an, wie jemand ankommt. Wird er gemocht, ist er sympathisch? Deswegen muss man immer wach sein, sich weiterentwickeln und – auch wenn’s schwer fällt – versuchen, locker zu bleiben.

Sie sind in Ihren Job als Moderator immer weiter gewachsen, haben sich auch weiterentwickelt. Wie begegnen Sie beispielsweise Politikern, um nicht immer nur Standard-Antworten zu hören?
Florian Weber: Ich habe inzwischen so viele Sendungen moderiert … Das ist ein bisschen so wie beim Autofahren. In den ersten Fahrstunden fragt man sich noch, wie das überhaupt jemals funktionieren soll – kuppeln, schalten, Schulterblick, und nach zehn Jahren, macht man es im Schlaf. So ist es auch beim Moderieren. Für mich ist es inzwischen etwas völlig Natürliches, vor der Kamera zu stehen, dadurch kann ich locker bleiben. Das andere, was ich mir über die Jahre angeeignet habe, ist, dass ich mit Politikern genau so rede, wie ich mit jedem anderen Menschen reden würde. In meiner Position besteht die Gefahr, dass man in ein Muster verfällt und sich bei Kollegen abschaut, wie die mit Politikern oder Prominenten sprechen – das hat man unweigerlich im Kopf, weil man es täglich im Fernsehen sieht. Aber ich versuche, das immer abzuschalten. Und dann ist das auch für den Gesprächspartner eine neue Erfahrung und so kann es gelingen, dass die Politiker ihren Phrasen-Jargon mal abschalten.

Als Moderator bei „mal ehrlich …“ (Foto: SWR Fernsehen)

Wie schalten Sie denn privat ab, um von Ihrem Arbeitsstress wieder runterzukommen?
Florian Weber: Lange Zugfahrten sind dafür sehr gut. Ich schaue da oft stundenlang einfach aus dem Fenster und mache gar nichts, denn die Momente, in denen ich wirklich gar nichts tun muss, sind momentan sehr rar gesät. Wenn ich daheim bin, stehe ich oft mit den Kindern auf dem Fußballplatz oder habe andere Aktivitäten – da muss man ja auch voll präsent sein. Wenn ich die Zeit dafür habe, setze ich mich aufs Fahrrad, gehe vor die Tür, genieße die Gegend am Chiemsee und die Berge. Dabei habe ich ja den Luxus, das auch mal unter der Woche vormittags machen zu können und nicht am Wochenende, wenn der Massentourismus aus München einsetzt.

Sie haben vorhin kurz erwähnt, dass auch Kochen eine große Rolle spielt. Auch privat?
Florian Weber: Privat ist es eher das Essen. (lacht) Ums Kochen kümmert sich meine Frau, das kann sie wesentlich besser als ich, denn sie ist einfach geübter. Sie arbeitet da viel unauffälliger, viel effektiver und vor allem viel schneller. Deswegen bin ich nicht unbedingt ein großer Koch, habe aber natürlich eine Affinität zum Thema. Die Köche beim ARD-Buffet attestieren mir mittlerweile ein sehr gutes theoretisches Wissen! Vielleicht schaffe ich es irgendwann auf meine alten Tage, mir das Handwerk dazu auch anzueignen.

Und wo wir gerade beim Essen sind: Als Pfälzerin muss ich natürlich noch die Frage nach dem Saumagen stellen. Haben Sie schon welchen gegessen?
Florian Weber: Ich kann mich tatsächlich nicht genau erinnern. Ich glaube schon, aber ich weiß nicht mehr, wie es geschmeckt hat. Vor kurzem gab’s etwas mit Leber- und Blutwurst, dazu Kartoffeln. Das fand ich sehr lecker!