Otterstadt/Kandel. Sven Illy wurde in Landau geboren, wuchs in Kandel auf und wohnt derzeit in Otterstadt. Auf vielen Social Media-Kanälen tritt er als Meermann mit Schwanzflosse auf und wurde so in der ganzen Welt bekannt. Regina Teutschländer vom PFALZ-ECHO traf sich mit Sven Illy, um herauszufinden, was es damit auf sich hat.

Was bedeutet Ihnen die Welt von Arielle?

Sven Illy: Schon seit meiner Kindheit habe ich ganz viele Disneyfilme geschaut und „Arielle, die Meerjungfrau“ war immer mein absoluter Lieblings-Disneyfilm. Die Welt, in der Arielle lebt, ist einfach faszinierend. Schon als kleines Kind habe ich mir im Spiel immer vorgestellt, ich sei ein Meermann. Arielle bedeutet mir sehr viel. Wenn man Disneyfilme schaut und die heile Welt sieht, kann man seine Sorgen eine Zeit lang vergessen.

Was sehen Sie darin? Wie sind Sie darauf gekommen, einen Meermann darzustellen?

Sven Illy: Ich habe meinem Lebensgefährten und Manager, Michael Scharhag von meinem Faible für Arielle und meinem Wunsch, einmal wie ein Meermann zu schwimmen, erzählt. Er hat dann im Internet nach Flossen gesucht und auch eine gefunden. In unserem Florida-Urlaub vor drei Jahren hat er sie mir dann an meinem Geburtstag geschenkt. Wir sind dann gleich runter an den Strand und haben die ersten Fotos gemacht. Damals war das alles noch so zum Spaß. Die Fotos habe ich dann bei Facebook hochgeladen und bekam eigentlich nur positive Resonanz von meinen Freunden – das hat mich bestärkt, weiterzumachen. Das Klischee, dass Jungs hart sein und mit Autos spielen müssen, während Mädchen Prinzessinnen spielen sollten, trifft bei mir nicht zu. Ich lebe meinen Traum, ziehe mein Ding durch, bin einfach der, der ich sein will.

Seine neue Flosse wurde eigens für Merman Sven angefertigt. (Foto: privat)

Und wie ging es weiter?

Sven Illy: Vor zwei Jahren habe ich aus Spaß einfach mal die Facebook-Fanpage angelegt und habe erst einmal gemerkt, wie viele Meerjungfrauen und Meermänner es auf der ganzen Welt gibt. Das ist mittlerweile zu einem richtigen Business geworden. Da gibt es zum Beispiel in Deutschland die „Miss Mermaid-Wahl“. Dann sind wir an den Rhein nach Otterstadt gezogen und haben ein Kanu gekauft. Wenn schönes Wetter ist, fahren wir mit dem Kanu aufs Wasser und suchen schöne Stellen für ein Fotoshooting mit mir als Meermann. Diese Bilder habe ich dann ständig auf meine Fanpage hochgeladen und es wurden immer mehr Fans.

Wer zeichnet die vielen Cartoon-Bilder von „Merman Sven“? 

Sven Illy: Durch meine Facebookseite wurden einige Künstler auf mich aufmerksam. Viele meinten, ich würde sie inspirieren, und fertigten Zeichnungen, Cartoon-Bilder, Puppen und dergleichen von mir an. Das sind Künstler aus der ganzen Welt wie zum Beispiel Brasilien, Mexiko, Amerika, Frankreich. Die Zeichnung, die mir am meisten bedeutet, kommt von einem Original Walt Disney-Zeichner. Er hat mir auch das Originalbild geschickt, das jetzt bei mir zu Hause hängt. Eine Firma aus Australien wurde ebenfalls auf mich aufmerksam und fragte, ob sie ein Kuscheltier von mir herstellen könnten. Andere Fans basteln Merman-Puppen oder Merman-Barbies.

Sie sind auf allen Social Media Kanälen unterwegs – wie ist die Resonanz?

Sven Illy: Ich bin auf Instagram, Facebook und habe eine Homepage (www.mermansven.com) und hatte das große Glück, dass eine berühmte Meerjungfrau aus Amerika meine Seite auf Facebook geteilt hat. Von da ab ging es ständig bergauf zuerst 1.000, dann 2.000 Fans und so weiter. Mittlerweile hab ich rund 11.000 Fans aus 56 Ländern und täglich werden es mehr. Jetzt haben verschiedene Zeitungen, Fernseh- und Radiosender bereits nach einem Interview angefragt – mal sehen, wo das noch hinführt.

Wie ist das Feedback zu Merman Sven?

Sven Illy: Manchmal schreiben mir Mütter auf Facebook, dass sie jeden Tag mit ihren Kindern auf meine Seite gehen und dass ihre Kinder glauben, dass ich tatsächlich ein Meermann sei. Viele Fans schreiben auch, dass sie selbst auch gerne ein Meermann oder eine Meerjungfrau sein wollten, sich aber nie getraut haben. Ich würde sie inspirieren, weil ich meinen Traum lebe. Es ist schön, ein solches Feedback zu bekommen.

Wie gehen Sie mit negativem Feedback um?

Sven Illy: Meistens habe ich nur positive Rückmeldungen. Es ist mir aber wichtig, dass die Leute verstehen, dass ich kein Spinner bin, der abends mit seinem Kostüm auf der Couch sitzt. Das ist einfach ein professionelles Hobby. In Amerika gibt es viele, die als Meermann oder Meerjungfrau mit Fotoshootings, Video-Clips oder Werbung ihren Lebensunterhalt finanzieren können.

Könnten Sie sich das auch vorstellen?

Sven Illy: Ja, das wäre mein Traum. Mein Ziel ist es, das Hobby zum Beruf zu machen und davon leben zu können.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade eine Flosse tragen?

Sven Illy: Dann arbeite ich Teilzeit bei H&M in Speyer und in der Eventfirma meines Partners.

Wie oft haben Sie bereits Disneys Arielle gesehen?

Sven Illy: Das kann ich schon gar nicht mehr zählen. Ich weiß nur, dass das erste Videoband gerissen ist, weil ich es als Kind zu oft geschaut habe. Mittlerweile habe ich natürlich die DVD und zusätzlich alle Special Editions.

Sven Illy in seinem Element: der Unterwasserwelt. (Foto: privat)

Welche Filmversion gefällt Ihnen besser? 1989 oder 1998?

Sven Illy: Natürlich 1989 mit der Originalsynchronisation. Der kam ja dann später nochmal im Kino mit der neuen Synchronisation und die Fans haben sich total aufgeregt, weil die Stimmen und die Texte teilweise anders waren. Es gab sogar Petitionen im Internet gegen diese Neusynchronisation und Disney hat gleich reagiert und DVDs mit beiden Synchronisationen herausgebracht.

Besteht ein regelmäßiger Kontakt zu Fans?

Sven Illy: Wenn mich meine Fans anschreiben, versuche ich natürlich immer zurückzuschreiben. Gerade erst kamen meine neuen Autogrammkarten an, auf die sich meine Fans freuen können.

Wie entstehen die Fotos?

Sven Illy: Wir wohnen in Otterstadt nicht weit vom Rhein. Im Sommer fahren wir mit unserem Kanu aufs Wasser und suchen uns Stellen heraus, an denen ich mit meiner Flosse als Merman fotografiert werde.

Aus welchem Material besteht eine Flosse?

Sven Illy: Die erste Flosse, die ich hatte, ist eine Monoflosse, in die man beide Füße hineinsteckt. Der Stoff darüber ist aus Neopren. Die neue Flosse besteht aus Silikon. Sie ist sehr groß und schwer und nach meinen Maßen angefertigt. Der Hersteller der neuen Flosse hat übrigens schon Kostüme für Lady Gaga gemacht.

Muss ein Merman viel trainieren, um so schwimmen zu können?

Sven Illy: Die Bewegungen gleichen denen eines Fischs. Da die Flosse recht schwer ist, ist auch das Schwimmen darin nicht so einfach. Ich habe das große Glück, dass unsere Nachbarin einen großen Indoor-Pool im Keller hat. Dort kann ich auch im Winter das Schwimmen üben. Normalerweise hasse ich kaltes Wasser. Aber sobald ich die Flosse anhabe, bin ich in meinem Element, dann macht mir das gar nichts mehr aus. Im April/Mai fängt das Training dann draußen an und die ersten Fotos werden gemacht. So richtig beginnt es dann im Sommer, wenn die Temperaturen einigermaßen hoch sind.

Ist das Thema Meerjungfrau oder Meermann gerade im Kommen?

Sven Illy: Ja, genau. Man sieht derzeit überall Meerjungfrauen oder -männer. Auch in der Werbung tauchen sie immer häufiger auf. Das ist ein neuer Trend: Die Meerjungfrauen sind die neuen Vampire! Auch „Arielle“ soll als Realfilm neu verfilmt werden.

Was ist sonst noch in Planung?

Sven Illy: Eventuell soll auch ein Märchenbuch für Grundschulkinder entstehen. Kernaussage hierbei soll sein: „Du musst nicht Prinzessin sein, nur weil du ein Mädchen bist, oder musst als Junge nicht nur mit Autos spielen – du kannst sein, was du willst!“ Ein anderes Thema, auf das ich aufmerksam machen möchte, ist die Ozeanverschmutzung. Ich verkaufe über einen Online-Shop T-Shirts oder Tassen mit Zeichnungen von mir als Meermann. Für jedes verkaufte Produkt spende ich einen Euro an Oceancare, die sich zum Schutz der Ozeane und Meerestiere einsetzen. (teu)