Wer den Notruf 112 wählt, bekommt Hilfe – darauf ist Verlass. Doch wenn ein medizinischer Notfall eintritt, muss es schnell gehen. Nicht selten entscheiden wenige Minuten über den Ausgang einer Notsituation, z. B. bei einem Schlaganfall oder einem schweren Unfall. Allerdings erreichen die Retter den Notfallort oft nicht innerhalb der Zeit, die im jeweiligen Landesgesetz festgeschrieben ist. Die Hilfsfrist der Rettungsdienste sieht je nach Bundesland unterschiedlich aus. Während z. B. in Nordrhein-Westfalen das Eintreffen des Rettungswagens am Notfallort innerhalb von acht Minuten gesetzlich vorgesehen ist, ist im rheinland-pfälzischen Landesrettungsdienstgesetz eine Hilfsfrist von 15 Minuten festgeschrieben. Dabei wird die reine Fahrzeit einberechnet. Wenn also nach dem Eingang des Notrufs vier Minuten vergehen, ist selbst bei einem Eintreffen des Rettungsdienstes nach 19 Minuten die Hilfsfrist erfüllt.

Das medizinisch Wünschenwerte, dass der Notdienst innerhalb von zehn Minuten vor Ort sein sollte, rückt bei dieser Regelung weitestgehend in den Hintergrund.
In den 18 Rettungswachen der DRK Rettungsdienst Südpfalz GmbH wurden 2017 nahezu 80.000 Einsätze verzeichnet. Dabei legten die Einsatzfahrzeuge insgesamt 2.336.137 Kilometer zurück.

(Foto: Günther Richter/pixelio.de)

In den meisten Gemeinden, Ortschaften und Regionen in der Südpfalz trifft der Rettungsdienst innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Zeit von 15 Minuten am Notfallort ein. In Kandel z. B. können Notfälle damit rechnen, dass der Rettungsdienst innerhalb von sieben Minuten und 49 Sekunden eintrifft. In 71 Prozent der Fälle in 2017 war der Rettungsdienst innerhalb von zehn Minuten vor Ort. In rund elf Prozent der Fälle hat es länger als eine Viertelstunde gedauert (die Zahlen entstammen der SWR Datenanalyse „Hilfe im Notfall“, bei der alle Rettungsdiensteinsätze in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg im Jahr 2017 untersucht worden sind).

Im Landesrettungsdienstgesetz von Rheinland-Pfalz ist zwar festgeschrieben, dass der Rettungsdienst innerhalb von 15 Minuten am Notfallort sein soll, dabei gerät jedoch ein wichtiger Zusatz in den Hintergrund. Dort steht: „Die Vorhaltezeiten (…) werden (…) nach Maßgabe des Landesrettungsdienstplanes so festgelegt, dass im Notfalltransport jeder an einer öffentlichen Straße gelegene Einsatzort in der Regel innerhalb einer Fahrzeit von maximal 15 Minuten nach dem Eingang des Hilfeersuchens bei der Leitstelle erreicht werden kann (Hilfeleistungsfrist). Im Umkehrschluss bedeutet dies, wenn eine Person mitten im Wald einen Notruf absetzt, kann es unter Umständen länger dauern, bis Hilfe eintrifft, die Vorgaben werden somit dennoch eingehalten. „Die Besatzung kann sich nicht an jeden Ort hinter den sieben Bergen innerhalb kürzester Zeit beamen“, betont Matthias Bruhne, Leiter der Integrierten Leitstelle Südpfalz, fügt aber hinzu: „Der Rettungsdienst versucht natürlich immer, so schnell wie möglich vor Ort zu sein. Wir arbeiten immer innerhalb der Rahmenbedingungen des Landesrettungsdienstgesetzes.“

Schlechter versorgt im Notfall ist laut SWR Datenanalyse z. B. die Ortsgemeinde Kuhardt. Hier trafen 2017 Rettungswagen im Schnitt innerhalb von neun Minuten und 19 Sekunden am Notfallort ein. In rund 30 Prozent der Fälle brauchten die Sanitäter länger als eine Viertelstunde, um zu der geschädigten Person zu gelangen.
„Die gesetzliche Hilfeleistungsfrist von maximal 15 Minuten wird in mehr als 93 Prozent aller Notfalleinsätze im Land erreicht. Im Durchschnitt sind die Rettungswagen nach 7:33 Minuten, also deutlich unter der gesetzlichen Frist, am Einsatzort“, betonte im Dezember Innenstaatssekretär Randolf Stich.

Dennoch soll das Landesrettungsdienstgesetz eine Novelle erfahren. Welche Änderungen diese beinhalten wird, ist derzeit noch nicht gewiss. „Vielleicht wird eine andere Minutenfrist definiert, vielleicht aber wird es auch neue Rettungswachen geben oder neue Fahrzeuge werden angeschafft – da müssen wir jetzt abwarten“, sagt Matthias Bruhne.
„Das Rettungs- und Hilfeleistungssystem in der Südpfalz funktioniert gut und Hand in Hand“, sieht Bruhne aktuell keinen Grund zum Klagen. „Wir sind schnell und sehr gut aufgestellt, und darauf kann man stolz sein.

Damit das Notrufsystem auch in Zukunft optimal funktionieren kann, müssen mehrere Komponenten an einem Strang ziehen: „Nicht nur der Rettungsdienst, auch die Bürger sollten fit in Erster Hilfe sein und regelmäßig Kurse besuchen“, appelliert Matthias Bruhne, „denn ohne dieses Gesellschaftsglied funktioniert der beste und schnellste Rettungsdienst nicht.“ (pdp)

Beim Einsatz zählt jede Minute. (Foto: honorarfrei)