Immer Vollgas geben

FCK-Profi Carlo Sickinger lobt die Stärke der Mannschaft

(Foto: imago images / Eibner)

Die kommende Saison ist die zweite für dich als Profi beim 1. FC Kaiserslautern. Wie beurteilst du deine eigene Entwicklung?

Carlo Sickinger: Ich habe vorher zwei Jahre mit der U23-Mannschaft trainiert. In der Zeit habe ich mich schon deutlich verbessert, aber der Schritt zu den Profis war trotzdem nochmal eine Herausforderung. Ganz zu Beginn musste ich feststellen, dass ich noch nicht bei allen Einheiten mithalten konnte. Es fehlte mir noch an Konstanz und körperlicher Fitness. Aber wenn man dieses Training eine Weile mitgemacht hat, holt man das auch schnell auf. Ich habe mich körperlich und spielerisch weiterentwickelt. Die Profi-Spiele sind schließlich nochmal um einiges schneller.

Du wirkst sehr bodenständig. Das kommt auch beim Publikum gut an. Wie gehst du mit deiner Popularität um?

Carlo Sickinger: Ich bin froh, dass ich so authentisch rüberkomme! Ich würde mich eher als ruhigen Menschen bezeichnen. Die große Rückendeckung durch die Fans bedeutet mir sehr viel! Gerade im letzten halben Jahr, wo ich oft auf dem Platz stand, habe ich das gemerkt. Ich habe sehr viel positives Feedback bekommen, was mich ganz besonders freut, weil wir als Mannschaft ja keine leichte Phase durchmachen mussten.

Du stehst noch am Anfang deiner Karriere und als Profisportler gehst du ja auch ein gewisses Risiko ein: Eine Verletzung kann für die Karriere schwere Folgen haben. Hast du einen Plan B?

Carlo Sickinger: Ich habe vor drei Jahren mein Abitur gemacht und spiele immer wieder mit dem Gedanken, ein Fernstudium zu beginnen. Nur über die Fachrichtung bin ich mir noch nicht ganz sicher. Aber sobald ich da die Erleuchtung habe, möchte ich diese Pläne auch umsetzen. Denn selbst ohne Verletzung: Spätestens mit Mitte 30 ist eine Profi-Karriere zu Ende und man hat noch zwei Drittel seines Lebens vor sich. Es ist also wichtig, sich breit aufzustellen und frühzeitig vorbereitet zu sein.

Du bist sehr talentiert und hast dir auch außerhalb von Kaiserslautern schon einen Namen gemacht. Wie gehst du mit Anfragen aus anderen Vereinen um?

Carlo Sickinger: Die dritte Liga kann natürlich ein gutes Sprungbrett für junge Spieler sein. Das nutzen ja auch viele. Aber ich weiß, was ich hier habe. Der FCK ist ein großartiger Verein, der meiner Meinung nach absolut nicht in die dritte Liga gehört. Deswegen mache ich mir über Anfragen von außen gar keine Gedanken. Ich bin inzwischen schon seit acht Jahren hier und sehr glücklich.

… und das obwohl du Badener bist! Da hat man ja nicht unbedingt ein einfaches Verhältnis zu den Pfälzern. Würdest du den FCK trotzdem als deinen Heimatverein bezeichnen?

Carlo Sickinger: Das kann man schon so sagen. Ich bin seit meiner Jugend hier und habe mein ganzes Können hier erworben – fußballerisch gesehen bin ich also ein Pfälzer!

Aktuell hat es – nicht wie in den Jahren zuvor – keine allzu vielen Spielerwechsel gegeben. Die Mannschaft kann also schon einige Zeit in der Konstellation trainieren. Merkt man diese Konstanz bereits?

Carlo Sickinger: Klar. Man kennt sich besser und das hilft sehr! Letztes Jahr waren es lauter neue Spieler, bis auf zwei, drei. Wir mussten uns auch menschlich erstmal annähern. Jetzt ist das ganz anders! Es sind zwar trotzdem immerhin sieben neue dabei, aber die kommen fast alle aus der dritten Liga und haben sich da schon einen Namen gemacht.

Würdest du sagen, dass der Kader stärker ist als letztes Jahr?

Carlo Sickinger: Ja, das finde ich schon. Unsere Stärke ist, dass wir breit aufgestellt sind. Wir haben mehr Optionen als im letzten Jahr, können also besser variieren. Gerade wenn man mehrere Spieler auf einer Position im Kader hat, ist jeder einzelne mehr gefordert und muss seine Leistung in jedem Spiel aufs Neue unter Beweis stellen. Jeder weiß, in der zweiten Reihe steht noch jemand, der ein ähnlich gutes Niveau spielen kann. Also heißt es, immer Vollgas zu geben!

Der Betzenberg mit seiner Westkurve gilt immernoch als etwas Besonderes. Wie erlebt man diese Stimmung als Spieler auf dem Feld?

Carlo Sickinger: Ich kann mich noch an mein erstes Spiel – auf der Tribüne – auf dem Betzenberg erinnern. Da war 1860 München zu Gast und es haben 43.000 Menschen „You‘ll never walk alone“ gesungen. Das war Gänsehaut pur. In dem Moment wusste ich, dass ich vor diesem Publikum auch spielen möchte. Ich bin wirklich froh, diesen Traum verwirklicht zu haben, es ist ein riesiges Gefühl, wenn man hier einläuft.

… selbst wenn das Stadion nur halb voll ist?

Carlo Sickinger: Man merkt natürlich schon einen Unterschied, die Lautstärke, die leeren Ränge. Das registriert man – klar. Aber wenn wir bei anderen Mannschaften spielen, wo gerade mal 3.000 oder 4.000 Zuschauer kommen, wird einem richtig bewusst, wie großartig es ist, dass wir hier vor 20.000 Menschen spielen können.

Wagst du eine Prognose für die kommende Saison?

Carlo Sickinger: Ich habe ein gutes Gefühl. Wir haben eine Mannschaft, die viel Drittliga-Erfahrung mitbringt. Das hilft ungemein. Ich will mich aber nicht auf einen Tabellenplatz festlegen. (eis)