Offenbach / Südpfalz. 61,5 Millionen Menschen sind dazu aufgerufen, am 24. September einen neuen Bundestag zu wählen. Etwa fünf Prozent davon dürfen zum ersten Mal an die Urne. Bei einer regionalen Stippvisite hat die PFALZ ECHO-Redaktion einige Erstwähler nach ihrem Interesse an dieser Wahl befragt.

„Wir diskutieren eigentlich ganz gerne über Politik. Sowohl im Freundeskreis, als auch in der Familie.“ Für den 19-jährigen Marius Kunz (Foto) aus Offenbach, der zurzeit noch das Landauer Otto-Hahn-Gymnasium besucht, stand die Wahl nie in Frage. Bei den Landratswahlen im Kreis Südliche Weinstraße hat er erstmals seine Stimme abgegeben. Jetzt mitbestimmen zu können, wie der neue Bundestag aussieht, das hat für den Abiturienten große Bedeutung. Schon früh hat er sich über die Programme der einzelnen Parteien informiert. Kunz liest regelmäßig Nachrichtenmagazine, informiert sich über regionale Medien, hat „Google News“ als Startseite auf seinem Smartphone eingerichtet und stellt eigene Recherchen im Internet an. Politikverdrossenheit, dafür hat Marius Kunz wenig Verständnis. Sein Kreuz hat er bereits gemacht: „Ich ziehe es vor, zuhause zu wählen. Ins Wahllokal zu gehen, nur um gesehen zu werden, das brauche ich nicht.“

Magdalena Orth wählt am Sonntag zum ersten Mal. (Foto: mda)

Magdalena Orth aus Edesheim ist seit März dieses Jahres als Neubürgerin im Besitz eines deutschen Passes. Für Politik interessiert sich die junge Mutter schon lange. Sie weiß bereits, wem sie am Wahlsonntag ihre Stimme geben wird, so die 35-jährige Heilerziehungspflegerin, die sich derzeit in Elternzeit befindet. Für Nichtwähler hat auch sie wenig Verständnis: „Viele Menschen in Deutschland jammern lautstark über Politik und Sozialstaat und verkennen, in welch privilegierter Situation sie eigentlich leben“, so Orth.

Isailda Pfirrmann schätzt die ruhige und informative Art wie hier Wahlkampf geführt wird. (Foto: mda)

Seit acht Jahren lebt Isailda Pfirrmann in Deutschland. In Rhodt hat die gebürtige Brasilianerin eine neue Heimat gefunden, seit März ist sie im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft. Schon seit ihrer Jugend interessiert sich die 43-jährige Gastronomin für Politik: „Ich lese täglich Zeitung oder besuche hin und wieder Wahlveranstaltungen.“ Sie schätze die besonnene und informative Art, wie hier in Deutschland Wahlkampf betrieben werde. In Brasilien würden Parteien wesentlich lauter, aggressiver oder sogar mit Bestechungsversuchen für sich werben.

Politisches Interesse zeigt auch Fabian Brune aus Rheinzabern, der erst eine Woche vor der Wahl den 18. Geburtstag gefeiert hat: „Ich lese Wahlprospekte, die Tageszeitung und habe den Wahl-O-Mat genutzt.“ Für Brune spielt – wie bei allen Befragten – die Flüchtlingspolitik eine zentrale Rolle. Sie scheint unisono das vorherrschende Thema, gefolgt von den Themen Bildung, Sicherheits- und Außenpolitik oder regionalen Belangen, wie dem Wunsch nach einer zweiten Rheinbrücke.

Bei den Gesprächen mit den Erstwählern zeigte sich durchweg, dass soziale Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube bei der politischen Meinungsbildung kaum eine Rolle spielt – was allerdings nicht repräsentativ sein dürfte. Eines jedoch war allen Befragten gemein: der unbedingte Wille wählen zu gehen. (mda)