Steckbrief

Jens Hübschen

1972 in Sande geboren

1998 wurde er beim SWR-Fernsehen als Autor und Moderator tätig

Ab 2003 moderierte er im ZDF „Volle Kanne – Service täglich“ sowie die Radio-Talksendung „SWR 1 – Leute“

Seit 2010 ist er Moderator von „Kaffee oder Tee“. Weitere SWR-Formate sind „MarktFrisch“, „Expedition in die Heimat“, „Stadt-Land-Quiz“ und von 2015 bis 2019 die „Quiz-Helden“


Sie haben eine bewegte Fernsehgeschichte hinter sich und haben verschiedene Formate im SWR-Fernsehen. So moderieren Sie beispielsweise im Service-Magazin „Kaffee oder Tee“ und auch die Quiz-Sendung „Stadt-Land-Quiz“. Was liegt Ihnen mehr: Magazin oder Quizsendung?

Jens Hübschen: Das kann man nicht vergleichen. Die Quiz-sendung „Stadt-Land-Quiz“, die wir auch in Kandel gedreht haben, die ist für mich einzigartig. Wir treffen dabei Menschen, die nicht mit uns gerechnet haben und sich selbst nie ins Fernsehen drängen wollten. Da spürt man keine Eitelkeiten, sondern einfach bodenständige Menschen. Bei „Kaffee oder Tee“ entscheiden sich unsere Gäste ganz bewusst für das Fernsehen und es ist ein ganz anderes Konzept. Ich finde das sind unterschiedliche paar Schuhe. Wenn ich mich jetzt entscheiden müsste (überlegt) dann liegt mir das Offene und Spontane in unserem Quizformat vielleicht ein klein wenig mehr. Für unsere Gäste im Service-Magazin muss ich mich anders vorbereiten und auf die Menschen im Vorfeld einstellen. Ist man auf der Straße unterwegs, weiß man nie, was kommt. Man lässt sich überraschen und geht einfach auf die Menschen zu. Es ist ein Geschenk, dass ich das machen darf.

Passieren öfter Sachen, bei denen Sie denken: Also das habe ich ja noch nie erlebt?

Jens Hübschen: „Bei Stadt-Land-Quiz“ immer wieder! Kurze Geschichte dazu: Vor wenigen Wochen hatten wir im Quiz das Thema Mittelalter. Wir kommen in ein Geschäft rein und die Mitspielerin, eine rothaarige Blumenhändlerin, meinte dann: „Ich habe im Mittelalter schon gelebt. Das hat mir neulich eine Kartenlegerin erzählt.“ Ich dachte da nur noch: „Was?!“ (Beide lachen). Sie hat mir dann alles aus ihrem früheren Leben erzählt, von ihren Kindern und ihrem Mann im Mittelalter und ihrer Verbrennung als Hexe. Da stehst du erst mal da und bist sprachlos. Sowas passiert beim Quiz permanent. Ein anderes Mal sind wir in ein Tattoo-Studio gelaufen und wir haben während einer Tattoo-Session gespielt; der Kunde bekam ein Hyundai-Lenkrad mit Hörnern, warum wusste niemand so genau (Beide lachen). Wir kommen so oft aus den Geschäften raus und waren einfach nur sprachlos. Zum Glück produzieren wir schon sehr lange fast immer im gleichen Team – wir machen das schon sehr lange zusammen und haben viel Spaß daran. Manches ist kaum zu beschreiben. 

Man muss sicher immer neugierig bleiben. Wie bereiten Sie sich auf so eine Sendung wie „Stadt-Land-Quiz“ vor? Schauen Sie sich die Historien zu den Städten im Vorfeld an?

Jens Hübschen: Nein, ich bekomme ein paar Eckdaten zu den Städten. Die Historie ist in dem Moment auch gar nicht wichtig für mich, sondern die Menschen. Ich will in dem Moment ein offenes Ohr haben und hören, was die Menschen sagen. Darauf reagiere ich dann, dazu brauche ich die Geschichte der Stadt nicht zu kennen. Das ist ja auch genau das Schöne daran: Es geht vor allem um die Leute. Ich informiere mich lediglich etwas über das Quiz-Thema und die eingeplanten Fragen, damit ich auch mit interessanten Fakten dienen kann. Ich muss die richtigen Antworten kennen und manchmal darf ich dann auch ein bisschen klugscheißen (lacht). Darunter leidet meine Frau ab und zu ein wenig. Auch bei „Kaffee oder Tee“ bekomme ich unheimlich viele interessante Infos, die ich dann zuhause meiner Frau erzähle, zum Beispiel: „Weißt du eigentlich, wie viele Viren in den Spülschwämmen drinnen sind?“ Das findet sie dann nicht immer lustig (lacht).

„Es geht vor allem um die Leute.“ (Foto: SWR)

Ich könnte mir vorstellen, dass man mit der Neugierde und Spontanität den eigenen Spieltrieb etwas ausleben kann. Macht das Ihren Job einzigartig?

Jens Hübschen: Ja, absolut. Du merkst auch immer, dass die Menschen sich ehrlich unterhalten wollen, kommunikativ sein möchten und das Miteinander genießen. Ich wurde oft gefragt, ob es schwer sei, die Leute spontan zu der Quizsendung zu überreden. Nein, es ist nicht schwer! Ich habe jetzt keine Zahlen-Analysen, aber ich behaupte einfach mal, dass wir eine Trefferquote von über 90 Prozent haben, wenn wir die potentiellen Spieler ansprechen. 

Ist es auch ein Stück Lebenstraum, den Sie sich damit erfüllen können?

Jens Hübschen: „Stadt-Land-Quiz?“ Definitiv ein Lebenstraum! Die Sendung wurde mir geschenkt, von einem Redakteur, der mittlerweile leider in Rente ist. Der hat sich das ausgedacht vor über zehn Jahren und für mich gibt es keine schönere Sendung. Es ist natürlich auch anstrengend, weil man ständig durch ganz Deutschland fahren muss, aber ansonsten…

Ist die Neugierde bei Ihnen nur beruflich bedingt oder auch ein Stück weit Lebenseinstellung?

Jens Hübschen: Ich möchte mir die Neugierde auf jeden Fall auch für mich selbst aufrechterhalten. Wenn du nicht mehr neugierig bist, dann ist man doch erst richtig alt. Jung bleibt man im Kopf und dazu braucht es den Wissensdurst und die Offenheit – auch Veränderungen gegenüber. Man darf niemals denken, dass man schon alles weiß, und man sollte sich nicht auf alten Schienen festfahren. Und was mir besonders wichtig ist: vorurteilsfrei durchs Leben gehen. Das ist die größte Herausforderung, die wir Menschen haben – mehr denn je! Den Menschen offen gegenüber zu treten und einfach nur die Person zu betrachten, ohne aufgrund des Äußeren schon ein Urteil gefällt zu haben. Ich behaupte, viele Menschen wären sehr überrascht, wenn sie sich das mal trauen würden. Ich bin sehr froh, dass ich das durch meinen Beruf erleben darf.

Sie waren ja am Anfang beim Radio und auch schon sehr lange beim Fernsehen. Trauern Sie dem Radio hin und wieder nach?

Jens Hübschen: Ja, schon ab und zu. Ich glaube auch, dass ich das mit dem Radio auch irgendwann wieder machen werde, wenn die Falten tiefer werden (Beide lachen). Ich durfte im Radio viele Jahre lang die Sendung „SWR1 – Leute“ machen, und da hatten wir zwei Stunden Sendezeit mit einem prominenten Gast, das war schon toll.

Gibt’s etwas, bei dem Sie sagen würden, dass Sie das noch gerne machen möchten?

Jens Hübschen: Also ich würde gerne die Quizsendungen, die wir abgesetzt hatten, wieder weiter machen, wie die „Quiz-Helden“. Dieses Studio-Quiz gab es noch bis letztes Jahr und das hat wirklich Spaß gemacht. Aber ansonsten… (überlegt) doch, es gibt etwas, das ich gerne machen würde. Ich würde gerne eine entspannte Talk-Sendung moderieren, so etwas wie „Zimmer frei“ oder „Inas Nacht“, wenn Sie das kennen. Eine Talk-Sendung, bei der man mit dem Gesprächspartner gemeinsam Spaß haben kann und sich selbst nicht zu ernst nimmt. Eine Sendung, die von Spontanität lebt und bei der die prominenten Gäste nicht „schön-gefärbt“ sind. Wobei ich da natürlich die Sendung „Marktfrisch“ nicht vergessen darf, die ich auch moderiere und einige dieser lockeren Bestandteile bereits beinhaltet. 

Marktfrisch ist natürlich auch ein tolles Format, bei dem es hauptsächlich ums Kochen geht. Können Sie kochen?

Jens Hübschen: Also ich mache das zur Not mal, aber ich kann das leider wirklich nur mit Rezeptbuch. Darauf beruht ja auch die Sendung „Marktfrisch“, dass ich mir die Dinge nicht gut merken kann (lacht). Ich vergesse vieles und dann stehe ich wieder planlos da. Wenn ich mal zuhause koche, dann halte ich mich auch sklavisch an das Rezeptbuch. Aber auch diese Sendung ist wie ein Geschenk für mich, vor allem weil der Frank Brunswik ein toller Mitkoch ist, der in dieser Sendung leider immer nur verlieren kann. Wenn er mal nicht gewinnt, dann stellt man seine Koch-Kompetenz in Frage und wenn er gewinnt, dann wirkt es zu selbstverständlich. Unabhängig davon ist es eine Sendung, die auch vollkommen auf Spontanität beruht. Ich muss mich nicht großartig vorbereiten, sondern schaue auf die Person, die neben mir steht. Ich darf einfach „sein“.

Markus Eisel traf Jens Hübschen bei seinen Dreharbeiten in Handel. (Foto: Klauck)

Sie machen ja schon seit etwa 20 Jahren Fernsehen. Wie hat sich das Medium im Vergleich zu Ihren Anfängen verändert?

Jens Hübschen: Ich glaube, eigentlich hat sich nur die Hysterie verändert, dass man alles richtig machen muss. Die Fernsehmacher spüren den Druck, der durch andere Medien ausgelöst wird, wie zum Beispiel das Internet. Dort sind die jungen Zuschauer eher zuhause und wir müssen uns fragen, wie wir dem jungen Publikum wieder mehr gerecht werden. Wie können wir das Internet mit einbinden und was können wir online liefern? Aber das Fernsehen und die Sendungsformate selber, ich glaube, die haben sich nicht wirklich verändert. Es ist alles vielleicht etwas schneller geworden, die Beiträge werden kürzer, die Aktionen werden kürzer … es ist alles etwas mehr Reality-TV geworden, was man auch an „Stadt-Land-Quiz“ merkt. Stimmt, so etwas gab es vorher nicht so sehr. Doch wir legen großen Wert darauf, dass es sich um ein echtes, reales TV-Format handelt, bei dem nichts geskriptet ist. Wir wollen keine Spontanität inszenieren. 

Streamen Sie oder gucken Sie Fernsehen?

Jens Hübschen: Beides. Ich glaube, dass inzwischen ganz viel in der Mediathek geschaut wird. Heute hat man einfach nicht mehr die Notwendigkeit, dass man sich durch das Fernsehprogramm den Tag diktieren lässt, wenn man es so ausdrücken will. Bei einer Sendung wie „Kaffee oder Tee“ sind wir vermutlich eher ein Begleit-Medium, so dass die Menschen den Fernseher nebenherlaufen haben, während sie bügeln oder andere Dinge tun. „Stadt-Land-Quiz“ muss man allerdings bewusst gucken, aber kann man genauso gut aus der Mediathek streamen. Das mache ich auch ab und zu, aber eher aus beruflichen Gründen. Ich weiß ja, was wir gedreht haben, und will später sehen, was tatsächlich ausgestrahlt wurde. Mir tut es dann oft ein bisschen weh, wenn ich weiß, was in der Sendung leider nicht auftauchen konnte. (eis)