Steckbrief: Johannes B. Kerner
Geboren am 9. Dezember 1964 in Bonn
1986 begann er als Praktikant beim Sender „Freies Berlin“ seine Fernsehkarriere
1992 bis 1997 moderierte er das Sat.1-Fußball-Magazin „ran“
1996 wechselte Johannes B. Kerner zum ZDF
Bis 2006 ist er einer der Moderatoren des aktuellen sportstudios
Bis heute moderiert und kommentiert er zahlreiche Formate aus dem Bereich Sport, Gesellschaft, Wissens-Quiz und Talk-Show


Bald beginnt im ZDF der „Johannes B. Kerner-Winter“ mit gleich fünf verschiedenen Formaten. Sie sind ja ein alter Hase in der Branche, ist da für Sie überhaupt doch noch eine Herausforderung dabei?

Johannes B. Kerner: Es ist sogar eine Monsterherausforderung dabei: Die Terra X-Show zum Beispiel. Das haben wir noch nie gemacht. Ich präsentiere da in einer Studiosendung zusammen mit Harald Lesch und Dirk Steffens, den beiden Protagonisten aus Terra X, die Kulturschätze Deutschlands. Ich bin schon etwas aufgeregt, ob es funktioniert. Einer der Kulturschätze ist beispielsweise das deutsche Reinheitsgebot. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass man um dieses Thema herum einige unterhaltsame Spiele machen kann (lacht). Wir wollen also zum einen unterhalten, ohne plump zu werden, und zum anderen den Zuschauer die opulente, bildgewaltige Inszenierung von Terra X genießen lassen. Eine andere Herausforderung ist „Ein Herz für Kinder“. Viereinhalb Stunden mit einer Menge aufgeweckter Kinder (lacht), rund 80 Prominenten auf der Bühne und das alles moderieren… so einfach schüttelt man das auch nicht aus dem Ärmel. Es gibt Reiseberichte, die hoch emotional sind, oder ich führe Interviews mit Kindern, die an seltenen Krankheiten leiden oder sogar sterben müssen. Keine leichte Sache. Eigentlich gibt es keine Routine. Ich nehme jedes Format und jedes Gespräch sehr ernst, bereite mich gut vor und freue mich dann aufs nächste. Ich habe zwar Routine für den Ablauf einer Sendung an sich – vor ein Fernsehpublikum zu treten ist für mich nicht mehr so besonders aufregend, da ich daran gewöhnt bin – aber jede Sendung ist etwas Besonderes und soll entsprechend wertgeschätzt werden mit der Moderation. Da lebe ich von einer gewissenhaften Vorbereitung, außerdem von Enthusiasmus für die Sache und die Menschen. Ich nehme das Gespräch zu Weihnachten mit dem Bundespräsidenten genau so ernst wie die Silvester-Show, ich mache da keine Unterschiede.

Erinnern Sie sich noch daran, wann Sie das letzte Mal Lampenfieber hatten?

Johannes B. Kerner: Ja, das war bei der letzten Sendung (lacht). Fieber klingt nach einer schweren Krankheit, so schlimm ist das bei mir nicht. Aber man kann mir eine gewisse Nervosität körperlich anmerken. Ich bin dann ein bisschen hibbelig, versuche mich zu beruhigen, gehe auf und ab, auch mal an die frische Luft. Die Aufzeichnung der Sendung „Der Quiz-Champion“ zum Beispiel dauert vier Stunden. Da muss ich auch vorher schauen, dass ich mich adäquat vorbereite: nochmal kurz an die frische Luft gehen und etwas Ordentliches esse.

Stefanie Müller im Gespräch mit Johannes B. Kerner. (Foto: stm)

Sind das Ihre Tricks, wie Sie sich am besten beruhigen können?

Johannes B. Kerner: Ja, allerdings bin ich direkt vor dem Beginn einer Sendung eigentlich sehr ruhig, sofern ich mich gut vorbereitet fühle. Bei „Ein Herz für Kinder“ beispielsweise sind im Vorfeld die Proben, bei denen der Drehablauf ganz genau durchgegangen wird: Wie sieht das Licht aus? Wo ist der Ton? Wer sitzt wo? Welcher Prominente bekommt welche Frage, etc. Am Drehtag selbst findet nochmal die Generalprobe statt, bei der die Sendung als Ganzes durchgegangen wird. Bis zum Beginn der Live-Sendung sind es dann noch ein paar Stunden. In dieser Zeit könnte man sich verrückt machen, was manche auch tatsächlich tun. Aber das ist bei mir nicht so. Wenn ich gut vorbereitet bin, komme ich ganz zur Ruhe. Da liege ich sogar in meiner Garderobe auf dem Boden, nehme mir ein Kissen und schlafe ein. Dann esse ich eine Kleinigkeit und schließlich stürze ich mich ins Vergnügen.

Wenn Sie Kandidat bei „Der Quiz-Champion“ wären, gäbe es eine Rubrik, bei der Sie chancenlos wären?

Johannes B. Kerner: Obwohl ich viel lese, fürchte ich, dass ich bei Film und Literatur nicht mehr als Standardwissen habe. Aber ich bin ein klarer Sachbuchleser. Biographien und Sachbücher zur Lage der Welt verschlinge ich, aber ich gebe zu, dass ich über Klassische Literatur nicht so viel weiß.

Ich würde gerne Ihre Meinung zum FCK erfahren. Wie ist Ihre Einschätzung als Experte zu unserem Verein? Hätten Sie vielleicht sogar Tipps?

Johannes B. Kerner: Ich glaube, es braucht keinen von außen, der sagt, wie es angeblich wieder aufwärts gehen kann. Ich komme ja aus einer Zeit, in der der 1. FCK in der ersten Liga war und mit Rehhagel Meister geworden ist. Es sind viele Fehler gemacht worden, aber im Nachhinein kann man das immer leicht sagen. Es ist ein Jammer, dass dieses schöne Stadion und die ganze Leidenschaft, die die Region für die Roten Teufel hatte, so den Bach runter gegangen ist. Zwischendrin war ich mal optimistisch, als Stefan Kuntz im Verein war und Verantwortung übernommen hatte. Er ist Saarländer, hatte eine Nähe zur Pfalz und ein Herz für die Leute. Er war ein guter Typ und ich dachte, da könnte sich nochmal etwas drehen. Aber zurzeit ist es wirklich schwierig.

Ist Sport für Sie auch privat wichtig?

Johannes B. Kerner: Ja, letztes Jahr bin ich mit meinen 53 Jahren Marathon unter vier Stunden gelaufen! Außerdem bin ich ein großer Sportfan und bereise Stadien bei großen Spielen wie Liverpool gegen Manchester City zum Beispiel. So etwas erlebe ich gerne mit und dafür bin ich dankbar. Die ganze Familie ist sportbegeistert. Mein Sohn und meine älteste Tochter spielen in der Hockey-Nationalmannschaft in ihrer Altersklasse. Sport ist ein Thema, das mich schon immer begleitet hat. Schließlich bin ich eigentlich Sportreporter und ich vergesse nicht, woher ich komme!

Wann haben Sie für sich entdeckt, dass Sie in die Öffentlichkeit gehören?

Johannes B. Kerner: Ich wollte schon sehr früh mit elf oder zwölf Jahren Sportreporter werden. Die anderen haben gekickt und ich habe immer mit kommentiert (lacht). Das hat meine Kumpels einerseits genervt, aber sie fanden es auch ganz lustig. Schon immer habe ich gesagt, dass ich Sportreporter werden will. Durch glückliche Fügung, Zufälle und Unterstützung ist das gelungen und darüber bin ich sehr froh und dankbar.

Hätte es auch berufliche Alternativen gegeben?

Johannes B. Kerner: Ja, der diplomatische Dienst hätte mich auch gereizt. Außerdem habe ich mich schon immer für betriebswirtschaftliche Abläufe interessiert. Ich hätte also auch etwas anderes arbeiten können, aber ich bin sehr dankbar für meinen Weg.

Mit welcher Person – tot oder lebendig – würden sie gerne einmal in einem Interview sprechen, wenn Sie die Möglichkeit hätten?

Johannes B. Kerner: Puh, schwierige Frage (überlegt). Mit etwas mehr Bedenkzeit würde mir vielleicht etwas Kluges einfallen, aber spontan gesagt: mit Fritz Walter, um über die Situation des FCK zu sprechen (lacht). Aber ich befürchte, er wäre sehr wütend.

Worauf freuen Sie sich im Winter persönlich?

Johannes B. Kerner: Ich mag den Winter und den Schnee sehr gerne, nur den Matsch nicht. Auch für die Gemütlichkeit und Kaminfeuer hab‘ ich etwas übrig. Aber eigentlich mag ich auch alle anderen Jahreszeiten. Der Sommer an der deutschen Nordsee ist genauso schön wie der Winter in den Bergen.

Sie kennen bereits viele Ecken Deutschlands sehr gut. Reisen Sie auch weiter weg?

Johannes B. Kerner: Ja, ich reise sehr gerne. Allerdings habe ich neuerdings ein schlechtes Gewissen wegen des CO2-Fußabdrucks. Deshalb habe ich bei meiner letzten Reise nach Südafrika bei dem Kompensationsanbieter „atmosfair“ zusätzlich zu den Tickets Abgaben gezahlt. Irgendwann muss man mit irgendwas anfangen. Aber das war eher eine Verzweiflungsaktion und ich bin da wirklich kein Vorbild. Ich traue mich gar nicht zu sagen, dass ich dieses Jahr auch auf Bali war. Eigentlich sollte man nicht so viel fliegen.

Sie haben Familie in der Nähe von Bad Kreuznach und kennen deshalb die Pfalz ein wenig. Gibt es etwas, das Sie mit der Pfalz verbinden und vielleicht sogar vermissen?

Johannes B. Kerner: Weck, Worscht und Woi (lacht). Auch ein guter Saumagen mit schön Senf darauf, ein bisschen Gemüse dazu und Bratkartoffeln: das ist eine Sünde wert! Viele Leute, die die Pfalz nicht kennen, wissen gar nicht, wie gut so ein Saumagen sein kann. Dazu noch ein guter Riesling… auch gerne mal als Schorle, daran kann man nämlich länger trinken, besonders im Sommer. Zwei Gläser Wein machen „disseliger“ als vier Gläser Schorle (lacht). (stm)