Steckbrief: Justus von Dohnányi
- Geboren am 2. Dezember 1960 in Lübeck
- Deutscher Schauspieler, Autor und Regisseur
- Studierte Schauspiel an der Hochschule für Musik und darstellende Künste in Hamburg
- Großneffe von Dietrich-Bonhoeffer
- Auszeichnungen: zwei Mal Deutscher Filmpreis, Hessischer Fernsehpreis
- Filme und Serien u.a. Männerherzen, Das Experiment, Buddenbrooks, Hindenburg, Tatort, Strahlsund, Charité
Der Schauspieler Justus von Dohnányi spielt in der Serie Breaking Even Benedikt Lindemann, der einen einflussreichen Familienkonzern leitet. Die Entwicklung eines selbstfahrenden Autos ist ihr Ziel. Bei einer ungenehmigten Testfahrt des besagten Autos kommt eine Frau ums Leben, was schlussendlich für die Weiterentwicklung und Vermarktung des Autos das Ende bedeuten würde.
Vertuschung, illegale Verstrickungen und düstere Familiengeheimnisse kommen in der Serie ans Licht. Ist es genau diese Art von Rolle, die Sie bevorzugen,oder was hat Sie dazu bewogen, die Rolle anzunehmen?
Justus von Dohnányi: Ich fand das in der Tat sehr spannend. Es werden ja zwei verschiedene Themen verhandelt – zum einen die Konzernmachenschaften des großen Kapitals und zum anderen eine Crime-Story, in der es um die Aufklärung eines Todesfalls geht. Diese beiden Aspekte miteinander zu verbinden, fand ich total interessant. An der Rolle selbst hat mich gereizt, dass es sich um eine Figur handelt, die nicht immer sagt, was sie denkt. Benedikt Lindemann ist ein Strippenzieher, er möchte Menschen beeinflussen, ausnutzen und benutzen. Er selbst hat große Probleme, das tägliche Privatleben zu meistern, da er sich so sehr in die Arbeit und seine Verstrickungen verloren hat, dass er den Job aus seinem Privatleben gar nicht mehr raushalten kann.
Wie stehen Sie zum Thema selbstfahrende Autos? Wird das in Zukunft Normalität sein? Könnten Sie sich vorstellen dies als Verkehrsmittel zu nutzen?
Justus von Dohnányi: Irgendwann mal kann ich es mir vielleicht schon vorstellen. Momentan hätte ich keinerlei Vertrauen in die Sache. Wie man an teilweise schlechten Telefon- oder Internetverbindungen sehen kann, existieren da noch viele Schwachpunkte und solange diese nicht zu 100 Prozent gefestigt sind, ist das noch ein langer Weg.
Ihre Charaktere, die Sie in Filmen spielen, sind extrem vielseitig. Können Sie sagen, in welchen Rollen Sie sich am wohlsten fühlen?
Justus von Dohnányi: Das kann ich gar nicht so richtig beantworten. Ich bin der Meinung, dass alles Spaß macht, wenn es gut aufgebaute und gut entwickelte Figuren sind. Dann ist es jedes Genre wert, dass man dabei ist. Wenn die Geschichte und die Figur passt, man mit den Kollegen gerne arbeitet oder der Regisseur spannend ist, bekommt man eben ein Gesamtpaket, was die Entscheidung leicht macht, dabei zu sein.
Können Sie aus Ihren Erfahrungen sagen, welche Rolle Sie am meisten fordert beziehungsweise eine besondere Herausforderung darstellt?
Justus von Dohnányi: Manche Dreharbeiten fordern einen körperlich sehr stark, wenn man zum Beispiel einen Nachtdreh bei eisiger Kälte hat. Auf der anderen Seite sind es die emotionalen Momente in einer Rolle wie zum Beispiel große Schicksalsschläge, die einem viel abverlangen. Ich könnte jetzt nicht sagen, was mich hiervon mehr herausfordert. Der Beruf ist manchmal sehr leicht und manchmal ist er eben ganz schön schwer. Ab und zu kommt es schon vor, dass ich einen sehr harten Tag hinter mir habe, denn die Drehzeit ist ja eigentlich nur ein Teil meiner Arbeit. Wir haben vor und nach der Drehzeit noch viel mit der Rolle zu tun – da bleibt teilweise wenig Zeit für Regeneration. Auf der anderen Seite denke ich manchmal aber auch: „Meine Güte, was für ein einfacher Tag.“ Das weiß man vorher nie so genau. Manche Drehs stellt man sich viel schwerer und komplizierter vor, als sie am Ende dann wirklich sind. Da bin ich oftmals selbst überrascht.
In manchen Filmen wie zum Beispiel dem Film „Das Experiment“ spielen Sie zwiespältige und schauderhafte Rollen. Fällt es Ihnen leicht, die Arbeit nach einem derartigen Dreh zuhause hinter sich zu lassen und abzuschalten?
Justus von Dohnányi: Ich nehme das nicht mit nach Hause, sondern überdenke eher die Aufgaben, die ich beispielsweise morgen noch erledigen muss. Ich würde sagen, ich kann die Arbeit und mein Privatleben ganz gut trennen. Sobald die schwersten Szenen im Kasten sind, bin ich doch etwas erleichtert und gehe dann entspannter an die weiteren Aufgaben ran. Es ist immer sehr angenehm, wenn man die großen Herausforderungen hinter sich hat. Kennt vermutlich jeder (lacht).
Gibt es eine Rolle, die Sie in der Vergangenheit gespielt haben, an die Sie sich besonders gerne erinnern?
Justus von Dohnányi: Ich erinnere mich an viele Rollen gerne, wenn die Zeit des Arbeitens mit den Kollegen eine große Freude bereitet hat. An die Filme „Das Experiment“ oder „Männerherzen“ erinnere ich mich gerne, denn es hat viel Spaß gemacht, war eine große Aufgabe und ist am Ende gut aufgegangen – es waren erfolgreiche und gute Filme. Im Umkehrschluss gab es natürlich auch Geschichten, die den erwarteten Stellenwert nicht bekommen haben. Es ist ja nicht bei jeder Aufgabe derselbe Anspruch vorhanden, sondern die eine Arbeit ist etwas mehr dem täglichen Leben geschuldet und die andere Arbeit hat mehr künstlerischen Anspruch, in dem man sich mehr verwirklichen kann.
Sie sind Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler. Wie sind Ihre Erfahrungen, wenn Sie mal nicht vor der Kamera stehen?
Justus von Dohnányi: Die Erfahrungen, die ich in der Arbeit als Regisseur gemacht habe, haben mir durchaus gezeigt, dass wir als Schauspieler die Aufgaben der Regisseure und des ganzen Teams manchmal echt unterschätzen. Wie viel Herzblut und Kraft alle anderen Abteilungen in einen Film hineinstecken, ist schon enorm. Davor habe ich jetzt großen Respekt. Als Schauspieler ist man nur mit seiner Rolle beschäftigt. Wenn man aber den ganzen Prozess von Anfang bis Ende miterlebt hat, zieht man den Hut vor all denen, die hinter der Kamera stehen und das Ganze mit viel Engagement überhaupt erst möglich gemacht haben. Die Erfahrung als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent möchte ich wirklich nicht missen.
Wie sah Ihr Arbeitsalltag in Zeiten von Corona aus? Fanden in der Zeit Drehs unter besonderen Bedingungen statt?
Justus von Dohnányi: Ich konnte im Februar in Belgien und Holland einen Kinofilm zu Ende drehen. Danach hat sich Vieles verschoben, da nicht gedreht werden konnte. Zu meinem Glück konnte ich dann im Frühsommer einen Zwei-Personen-Film unter der Regie von Rick Ostermann zusammen mit meinem tollen Kollegen Ulrich Matthes für den Hessischen Rundfunk drehen. Das fand in einem kleinen, überschaubaren Rahmen statt, dass es gut realisierbar war. Natürlich sind auch für mich einige Filme ausgefallen. Es gibt wohl kaum einen Berufszweig, der nicht von Corona betroffen ist. Es ist eine echte Katastrophe und ich hoffe, dass es bald etwas gibt, das uns den Alltag wieder zurückbringt.
Für das kommende Jahr stehen bestimmt schon einige Planungen an. Möchten Sie uns hierzu schon etwas verraten?
Justus von Dohnányi: Es stehen ein paar tolle Projekte an, allerdings glaube ich es erst, wenn es so weit ist. Wie der Norddeutsche sagt, ist das alles noch terminlich auf Kante genäht. Das bedeutet, es ist alles sehr eng getaktet und sollte etwas schiefgehen, entstehen für die weiteren Projekte auch Komplikationen. Meine Erfahrung sagt mir, dass das alles erst bei Vertragsunterzeichnung in trockenen Tüchern ist, wobei selbst dann noch einiges schiefgehen kann. Ich will aber zunächst dankbar sein und positiv denken und freue mich auf schöne Aufgaben im nächsten Jahr. (plp)