Die Schauspielerin Janina Fautz ist im Pfälzischen Hanhofen aufgewachsen, lebt heute in Speyer und hat mit ihren 23 Jahren schon eine beeindruckende Karriere hinter sich. Sie ist in zahlreichen Produktionen für Kinder und Jugendliche zu sehen: Die Wilden Kerle, Allein gegen die Zeit, Meine teuflisch gute Freundin … Aber auch in einigen Tatort-Filmen war sie schon zu sehen, beim Traumschiff hat sie schon mitgewirkt, in der Krimi-Reihe Wilsberg taucht sie regelmäßig auf und nicht zuletzt spielte sie im international erfolgreichen Drama „Das weiße Band“ das Mädchen Erna. Trotz dieses Erfolgs bleibt Janina Fautz ihrer Heimat treu. Wir haben sie in Speyer zum Interview getroffen.

Sehr viel Sonne, kaum Regen – seit Wochen können wir hier den Sommer ausgiebig genießen – die Pflanzenwelt wäre über Regen aber mehr als glücklich! Wie lautet dein Sommer-Fazit?

Janina Fautz: Ich war im Juni zum Drehen noch in Hamburg, im Juli und August hatte ich weitestgehend frei und konnte viel Zeit zuhause und im Urlaub verbringen. Ganz frei hatte ich dann aber doch nicht: Zwei Filmpremieren standen noch auf dem Programm, gerade war ich bei Leseproben in Berlin. Kostümproben, Maskenproben, Vorbereitung der nächsten Projekte – das sind Dinge, die immer so zwischendurch stattfinden. Aber trotzdem konnte ich die letzten zwei Monate sehr genießen, das gute Wetter ausnutzen und etwas ausspannen. Obwohl ich mir manchmal tatsächlich schlechteres Wetter gewünscht hätte. Im Kino ist vor einigen Wochen mein aktueller Film „Eine teuflisch gute Freundin“ angelaufen. Seit dem Kinostart war fast jeden Tag hochsommerliches Wetter – da gehen die Leute – leider – weniger ins Kino.

Bist du selbst ein Sommermensch oder magst du den Winter lieber?

Janina Fautz: Am liebsten sind mir Tage, an denen es sommerlich ist, aber nicht unbedingt über 30 Grad hat. So hat man dann auch noch Lust, was zu unternehmen, zum Beispiel eine Fahrradtour zu machen. Ab gewissen Temperaturen will man sich ja oft gar nicht mehr bewegen. Da ist es mir lieber, wenn es etwas kühler ist. Insgesamt kann ich dem Sommer hier aber mehr abgewinnen als dem Winter. Der Winter in der Pfalz ist doch leider oft sehr matschig und wenig winterlich.

Fautz bei den Dreharbeiten für „Das Märchen von der Regentrude“, der Film wird im Weihnachtsprogramm 2018 der ARD zu sehen sein. (Foto: NDR/Marion von der Mehden)

Was zeichnet für dich die Region hier aus?

Janina Fautz: Ich habe mich bewusst dafür entschieden, hier zu bleiben und nicht nach Berlin zu ziehen, obwohl das rein organisatorisch oft deutlich praktischer wäre. Aber ich fühle mich hier sehr wohl und bin hier zuhause. Außerdem ist Speyer meiner Meinung nach eine wunderschöne Stadt. Es ist von Vorteil, dass sich hier nicht alles um das Thema Film dreht. Wenn ich in Berlin bin, gibt es kaum ein anderes Thema. Dort hat auch mein gesamter Freundeskreis etwas mit der Branche zu tun – hat natürlich auch was, wenn man sich über ein gemeinsames Thema austauschen kann und man ähnliche Erfahrungen teilt, Schauspielerei ist schließlich meine große Leidenschaft. Trotzdem nimmt dieser Job so viel Raum ein, dass ich froh bin, wenn ich privat eine Möglichkeit habe, komplett abzuschalten. Das funktioniert hier in der Pfalz sehr gut. Meine Freunde aus der Region haben nichts mit Film zu tun, wir kennen uns noch aus der Schulzeit.

Sprichst du denn auch Pfälzisch?

Janina Fautz: Leider nicht. Ich konnte es auch nie, was ich sehr schade finde. Ich wohne zwar schon hier, seit ich drei Jahre alt bin, aber meine Eltern stammen nicht aus der Pfalz, wir haben zuhause also nie Pfälzisch gesprochen. Aber ich verstehe es natürlich! Und beim Drehen wurde mir schon öfter gesagt, dass man mir eine bestimmte Sprachmelodie anhört oder dass ich pfälzische Begriffe benutze. Ich würde sehr gerne beides können – Pfälzisch und Hochdeutsch.

Deine Karriere hat sehr früh begonnen. Mit acht Jahren hattest du bereits erste Fernsehauftritte. Wie ist dein Umfeld – Schulfreunde, Lehrer etc. – damit umgegangen?

Janina Fautz: Das war damals gar kein großes Thema, in der Grundschule nicht und als ich dann auf die weiterführende Schule kam, haben mich ja alle schon mit meinem Nebenjob kennengelernt. Ich hatte zum Glück immer Freunde in der Klasse, die mir geholfen haben, Stoff nachzuholen, wenn ich mal länger weg war. Meine Direktorin war auch sehr kulant und hat mich immer freigestellt solang ich den Stoff nachgeholt habe und meine Leistungen gleich geblieben sind. Für mich war das natürlich manchmal stressig – ich musste immer alles nacharbeiten. Die Unterstützung von allen Seiten hat mir dabei sehr geholfen!

Hat dich als Jugendliche diese Doppelbelastung nicht gestört?

Janina Fautz: Bis zur Oberstufe hat das alles wirklich wunderbar funktioniert. Aber ab der 11. Klasse war der Druck natürlich höher, und das war ziemlich anstrengend. Aber die Schauspielerei hat mir einfach so viel Freude bereitet, dass es den Stress wert war.

Du hast trotzdem ein sehr gutes Abi gemacht …

Janina Fautz: Ja. Ich hatte aber auch eine leichte Kombi (lacht). Aber wenn man nach einem langen Tag am Set noch den nächsten Drehtag vorbereiten und zusätzlich Stoff aus der Schule aufarbeiten muss, ist das schon heftig. Ich habe mich trotzdem durchgekämpft und inzwischen – wo ich mich nur noch auf die Arbeit konzentrieren kann – ist es natürlich deutlich entspannter.

Dafür bist du nun rund ums Jahr unterwegs, hast selten längere Auszeiten wie jetzt gerade. Ist das keine Belastung für dich?

Janina Fautz: Ich mag die Abwechslung sehr gerne. Es ist immer schön, wenn ich mal länger in Berlin bleiben kann oder ein paar Wochen in Hamburg verbringe. In einer großen Stadt zu leben, hat schon auch viele Vorteile und gefällt mir auch. Ab September bin ich für Dreharbeiten in Prag – darauf freue ich mich total. Aber natürlich gibt es Situationen, in denen mich nervt, ständig im Zug oder im Flugzeug zu sitzen. Oft bin ich nur für ein, zwei Tage zuhause. Ich komme an, packe den Koffer aus, schmeiß die Waschmaschine an und packe direkt schon wieder. Aber meistens genieße ich die Abwechslung wirklich!

Wann war denn der Punkt, an dem du realisiert hast, dass die Schauspielerei wirklich das ist, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst?

Janina Fautz: Ganz sicher kann man sich dessen in meinem Beruf leider nie sein. Im Moment habe ich das Glück, viele interessante Projekte machen zu dürfen. Aber es kann auch schnell wieder vorbei sein. Wann genau sich das für mich so gut entwickelt hat, kann ich gar nicht genau sagen. Ich habe mit acht Jahren den Wunsch geäußert, dass ich das machen möchte und erste Erfahrungen gesammelt. Aber dabei habe ich noch nicht darüber nachgedacht, ob ich das als Hauptberuf später machen möchte. Seither hat es sich aber einfach immer weiterentwickelt. Und nach dem Abitur kam der Punkt, an dem ich eine Entscheidung treffen musste: Schauspielschule? Medizinstudium? Dreharbeiten? Ich hatte bereits ein Pflegepraktikum hinter mir und einen Medizin-Studienplatz. Gleichzeitig fand aber auch ein wichtiger Dreh statt. Am Ende fiel die Wahl auf die Dreharbeiten. Spätestens da ist also die Entscheidung gefallen.

Aktuell bist du – wie vorhin ja schon angesprochen – im Film „Meine teuflisch gute Freundin“ zu sehen. Darin spielst du die Rolle der Greta, die ein sehr anständiges, braves Mädchen ist. Was hat dir an der Rolle besonders gefallen?

Janina Fautz: Ich mochte die Figur von Anfang an sehr. Beim Lesen des Drehbuchs habe ich mich richtig in sie verliebt. Der Gegenpart – Lilith – ist natürlich auch ein spannender Charakter, aber Greta hat es mir angetan.
Wie ist es denn generell? Nach welchen Kriterien suchst du dir Projekte aus?
Janina Fautz: Leider ist es nicht ganz so, dass ich ganz viele Drehbücher zuhause liegen habe und mich dann frei entscheiden kann, nach was mir gerade ist. Tatsächlich entscheide ich mich von Fall zu Fall für oder gegen ein Projekt. Ich lese das Drehbuch durch, spreche mit meiner Agentin darüber und wir beraten dann, ob es gerade passt oder nicht.
… und dabei ist inzwischen eine sehr abwechslungsreiche Mischung zusammen gekommen.

Von Kinderfilmen über Komödien und Krimis bis zu historischen Dramen warst du schon in unterschiedlichsten Produktionen zu sehen!

Janina Fautz: Absolut! Und das freut mich total. Anders wäre es ja auch langweilig. Aktuell arbeite ich an ganz bunt gemischten Projekten: Anfang des Jahres lief ein Tatort, wo ich ein sehr schüchternes Mädchen gespielt habe, das in einer völkischen Familie lebt, „Meine teuflisch gute Freundin“ ist ein bunter, frischer Kinder- und Jugendfilm, und im Herbst kommt ein weiterer Tatort, wo ich eine IT-Spezialistin darstelle – sehr kalt, berechnend, emotionslos. Also alles komplett unterschiedlich. Anfang des Jahres habe ich außerdem eine Komödie gedreht – ziemlich verrückt und außergewöhnlich. Sie wird wahrscheinlich Ende des Jahres in der ARD zu sehen sein. Auch ein Weihnachtsmärchen stand schon auf meinem Drehplan dieses Jahr und ab September stehe ich für ein großes historisches Projekt vor der Kamera, hierzu darf ich aber leider noch nicht mehr verraten. Ich bin wirklich glücklich über die Bandbreite, die diese Projekte umfassen.

Anne Herder traf Janina Fautz (links) in Speyer. (Foto: privat)

Gab es denn unter all den vielen Rollen, die du schon gespielt hast, welche, die dir ganz besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Janina Fautz: Sehr viele Drehs haben mich geprägt und Erinnerungen geschaffen. Es ist schwierig, einzelne rauszupicken. Besonders gerne denke ich an die Dreharbeiten für „Allein gegen die Zeit“ zurück. Das waren insgesamt drei Projekte: zwei Serien-Staffeln und ein Kinofilm. Die erste Staffel habe ich gedreht als ich 15 war – und heute, acht Jahre später, gehören die Serien-Kollegen immer noch zu meinen engsten Freunden. Das ist nicht selbstverständlich in unserer Branche. Natürlich arbeitet man bei jedem Projekt über eine gewisse Zeit eng mit einem Team zusammen und wir verstehen uns oft auch super, aber dann ist es meistens so, dass man sich danach – auch durch die räumliche Trennung – wieder voll aufs nächste Projekt konzentriert. Es passiert selten, dass Freundschaften länger überdauern – beim Cast von „Allein gegen die Zeit“ hat das aber funktioniert! Deswegen ist das natürlich etwas ganz Besonderes für mich.

Gerade durch solche Rollen hast du sicher auch sehr viele junge Fans. Wie gehen die auf dich zu? Wie gehst du mit deren Feedback um?

Janina Fautz: Ich habe tatsächlich Fans in jeden Alter. Kinder schicken mir Bilder, zeichnen was für mich – das ist total süß. Ich bekomme aber auch Briefe von Erwachsenen, die mich bei „Wilsberg“ oder – immer noch – in „Das weiße Band“ gesehen haben. Das meiste Feedback bekomme ich aber zurzeit tatsächlich von Kindern. Und das ist auch sehr schön, weil die Kinder einfach sehr ehrlich und direkt sind! Darunter sind oft ganz süße Briefe oder auch Nachrichten auf Sozialen Netzwerken.

Wie sehr nutzt du denn selbst diese Kanäle?

Janina Fautz: Ich nutze sie, um mit Fans zu kommunizieren. Es ist außerdem eine tolle Möglichkeit, um auf öffentliche Termine hinzuweisen, Sendestarts bekannt zu geben usw. Manchmal ist das alles aber auch ein bisschen nervig, weil es natürlich viel Zeit kostet, aber das Positive überwiegt! Auf Facebook oder Instagram bekommt man direkt Feedback, man kann im Gespräch bleiben, auf Nachrichten antworten und kommentieren – das ist toll. Ich würde zwar manchmal gerne mehr Zeit investieren, um alle Nachrichten schnell zu beantworten, aber das klappt leider nicht immer. Aber eine Antwort bekommt jeder! Ich freue mich ja auch über jedes Feedback.

Du nutzt deine Reichweite auch, um für soziale Projekte zu werben.

Janina Fautz: Genau, ich bin seit 2009 schon Botschafterin für das Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen – und vor wenigen Tagen gab es in diesem Zusammenhang eine Ausstellung in Berlin. Ich nehme meine Aufgabe als Botschafterin sehr ernst und mache gerne darauf aufmerksam! Die Sterntaler liegen mir besonders am Herzen, da ich direkt im Nachbarort von Dudenhofen groß geworden bin, und das Projekt überzeugt mich einfach! Die Arbeit, die dort geleistet wird, ist für die betroffenen Familien extrem wichtig und wertvoll – und deswegen mache ich gerne die Leute auf die Sterntaler aufmerksam und bin stolz, Botschafterin für diesen Verein zu sein.

Was sind deine Zukunftspläne?

Janina Fautz: Das nächste große Projekt steht, wie schon angesprochen, direkt vor der Tür: Es geht zu Dreharbeiten nach Prag. Von September bis Dezember drehen wir den ersten Block, nach einer Pause über die Weihnachtszeit geht es dann im Januar weiter. Das ist also ein sehr großes Projekt und beschäftigt mich noch eine ganze Weile. Danach brauche ich wahrscheinlich erst mal Urlaub. (lacht) Und wie es dann weitergeht, wer weiß…

Hast du denn Wünsche oder Ziele für deine Karriere? Etwas, was du auf jeden Fall erreichen möchtest?

Janina Fautz: Ich würde einfach sehr gerne weiter so viele verschiedene, tolle Rollen spielen dürfen. Ich habe mir also kein bestimmtes Ziel gesetzt, aber der Wunsch, das alles noch möglichst lange machen zu können, ist natürlich da.