Landau. Lernen ist harte Arbeit und macht bekanntlich hungrig. Deswegen bietet die Universität Landau nicht nur Futter für den Kopf, sondern auch frische Mahlzeiten für den knurrenden Magen der Studierenden. Am besten abwechslungsreich, regional, saisonal und günstig zubereitet – keine leichte Aufgabe für den Küchenchef Rainer Rinck und sein Team. Um die Essensversorgung intelligent zu planen, erhält das Studierendenwerk Vorderpfalz seit eineinhalb Jahren Unterstützung von einer künstlichen Intelligenz. In den Standorten Landau und Ludwigshafen arbeitet das neuartige Warenwirtschaftssystem von delicious data mit den Erfahrungswerten der Mitarbeiter und lernt selbst täglich dazu – die Ergebnisse sprechen bereits jetzt für sich.

Bei dem Gedanken an eine künstliche Intelligenz in der Küche können manch einem schnell Bilder eines futuristischen Roboters durch den Kopf blitzen. Handelt es sich um einen Androiden-Koch in Science-Fiction Manier oder um ein Maschinenwesen, welches den Salat für das Mittagessen wäscht? Ganz so futuristisch geht es in der Mensa Küche der Uni-Landau dann doch nicht zu. Bei der künstlichen Intelligenz (KI) handelt es sich um einen Algorithmus, welcher anhand verschiedener Daten eine Prognose zur Menge der benötigten Gerichte erstellt. Viele Faktoren werden in den Berechnungen berücksichtigt, wie beispielsweise das Wetter, Veranstaltungen am Campus und in der Stadt, Prüfungen und Vorlesungszeiten oder vorherige Abverkaufszahlen.

(Foto: Uni Landau)

Ein Jahr lang wurde der Algorithmus mit Daten und Erfahrungen gefüttert, nun steht er dem Küchenchef Rainer Rinck beratend zur Seite. Im Planungsprozess errechnet die künstliche Intelligenz die zu erwartende Essensmenge für ein bestimmtes Gericht an einem bestimmten Tag; Rainer Rinck gleicht daraufhin diese Empfehlungen mit seinen langjährigen Erfahrungen ab. „Es ist spannend zu sehen, wie mit der Zeit der Algorithmus sich immer mehr auch meinen Prognosen angenähert hat“, erklärt der Küchenchef und fügt hinzu: „Gleichzeitig kann das System natürlich ganz anders auf die verschiedenen Daten zugreifen und diese verwerten. Am Ende entscheide ich anhand meiner Erfahrung und den Empfehlungen des Systems.“

Die Ergebnisse der KI ließen nicht lange auf sich warten: Thomas Mosthaf, Abteilungsleiter Kommunikation des Studierendenwerks Vorderpfalz, erläutert: „An den Standorten Landau und Ludwigshafen können 38 Prozent weniger Essensabfälle verbucht werden. Während im Vergleichszeitraum 2018 noch 74 Essen im Schnitt pro Tag weggeworfen werden mussten, waren es im selben Zeitraum 2019 nur noch 46. Eine positive Bilanz für die Reduzierung von Müll und den überschüssigen Lebensmittelverbrauch.“ Auch kostentechnisch lässt sich zuversichtlich in die Zukunft blicken: „Wenn man die Lernphase des Algorithmus abrechnet (…), hat der Einsatz der KI für uns einen wirtschaftlich positiven Effekt, sprich: Wir sparen mehr ein durch den verringerten Wegwurf als uns die künstliche Intelligenz kostet“, so Thomas Mosthaf.

Mitarbeiterinnen bereiten die frischen Zutaten vor. (Foto: stm)

Neben der künstlichen Intelligenz setzt die Uni-Mensa noch auf eine weitere, smarte Technik: Per App können Studierende unmittelbares Feedback zu den angebotenen Speisen geben. Daten, die nicht nur für die weitere Planung und die Anpassung des Essensplans genutzt werden, sondern auch ein direktes Eingreifen bei der Ausgabe ermöglichen. „Wir sind alle nur Menschen und machen Fehler“, gibt Rainer Rinck zu. „Wir legen Wert darauf frisch und vielseitig zu kochen – an manchen Tagen geht es dann auch hektisch zu. Wenn mit einem Essen dann etwas nicht in Ordnung sein sollte – weil es beispielsweise zu stark gesalzen wurde – erfahren wir sofort davon und können unmittelbar reagieren. So können wir die Qualität unserer Küche noch besser kontrollieren.“

Reduzierung von Müll und Essensabfälle sowie der Anspruch einer abwechslungsreichen, saisonalen Küche für einen kleinen Preis: offenbar möglich, durch die Kombination von menschlicher Erfahrung und technischen Fortschritts. Der Einsatz der „künstlichen Intelligenz“ von delicious data war eines von vier Projekten, für die das Studierendenwerk Vorderpfalz 2019 den rheinland-pfälzischen Umweltpreis erhalten hat. (stm)