Kultur-Banausen

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne

„Ich bin ja eine absolute Wein-Banausin“, gesteht Elli in der Mittagspause. „Wenn es mal Rotwein gibt, verdünne ich ihn mit so viel Wasser, dass er aussieht wie ein sehr, sehr heller Rosé. Mal im Urlaub ein Glas – aber sonst: eher nicht. Sekt geht ja noch. Also Abends, nach Sonnenuntergang. Tagsüber vertrage ich den auch nicht…“ „Pfui, schäm dich!“, frotzelt Günther. „Und du willst eine echte Pfälzerin sein? “ „Ach, was“, mischt sich Hr. Schmidt ein. „Die Elli ist doch auch eine Zugezochene!“ „Ja, ja, macht nur eure Witze! Ich trink halt lieber ein gutes Bier“, verteidigt sich Elli. „Jetzt lasst sie doch mal ausreden“, fordert Paula. „Was wolltest du uns eigentlich sagen, Elli?“ „Ich wollte euch erzählen, was mir am Wochenende passiert ist. Daher die Vorgeschichte, dass ich eigentlich nicht so die Weintrinkerin bin. Damit ihr die Geschichte auch nachvollziehen könnt, gell Günther?“, lacht Elli. „Also, ich war auf einem Fest in der Nachbarortschaft. Für ein frisch gezapftes Bier musste man ewig anstehen und daher haben mein Freund und ich uns entschieden, mal eine Weinschorle zu trinken.

Zuerst bestellte er: ‚Eine Weißherbstschorle, bitte.“ Was er hingestellt bekam, sah aber nach einem Weißweinschorle aus. Während wir uns und die Schorle fragend anschauten, war schon ich dran, um meine Bestellung aufzugeben. ‚Ich hätte auch gerne so eine Weißherbstschorle, aber mit süßem Sprudel, bitte!‘, entgegnete ich noch etwas verdutzt der Dame, die für den Weinausschank zuständig war. „Was? Schorle mit süßem Sprudel? Du bist ja ein Kultur-Banause!“, wirft Günther ein. „Pscht!“, rügt Paula. „Ich will wissen, wie es weitergeht!“ „Ich bekam natürlich auch eine Weißweinschorle, mit Müller-Thurgau, wie ich dem Ettikett der Flasche entziffern konnte“, fährt Elli fort. „Auf dem Weg zu unserem Tisch fragte ich meinen Freund. ‚Sag mal, ist Weißherbstschorle nicht eigentlich roséfarben?‘ ‚Natürlich ist er das!‘, entgegnete mein Freund, der sich ein kleines bisschen besser mit Wein auskennt. ‚Und warum hast du der Dame nichts gesagt?‘, wollte ich wissen. ‚Naja, sie hat so selbtbewußt auch die zweite „Weißherbstschole“ eingeschenkt, dass ich ganz perplex war.‘ Was soll ich euch sagen – das Getränk hat auf jeden Fall geschmeckt, so dass ich noch drei weitere Schorle bestellt habe – das war vielleicht nicht so gut.“ „Was meinst du damit?“, will Paula wissen.

„Na rechne mal nach!“, fordert Günther auf. Das waren insgesamt vier Schorle je einen halben Liter. Das sind zwei Liter Schorle bzw. ein Liter Wein. Und die Pfälzer schenken gut ein! Elli hat natürlich einen Kater gehabt, stimmt‘s?“, will Günther wissen. „Ja“, gibt Elli zu, „ich hab soooo einen Schädel gehabt“, und breitet dabei ihre Arme aus. „Tja“, philosophiert Herr Schmidt:„Im Wein liegt die Wahrheit!“ „Ja, das stimmt, aber der Schwindel liegt im Etikett!“, entgegnet Elli.