(Fotos – rechts oben: Gabi Schoenemann/pixelio, andere: hea. pdp)

Kaviar, Socken, Bohrmaschinen, Angelwürmer – was der Verbraucher heutzutage aus dem Automaten ziehen kann, ist an Kuriosität kaum zu übertreffen. Es gibt fast nichts, was es nicht gibt – und das nonstop, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Vending (lat. vendere verkaufen, veräußern) heißt der Verkauf von Waren und Dienstleistungen durch Automaten. Die Automaten werden von sogenannten „Operatorn“ aufgestellt und betrieben. Sie sind für die Reinigung und das Befüllen dieser zuständig. In Zukunft werden nicht nur die an den Automaten zu erstehenden Produkte immer vielfältiger und ausgefallener. Auch die Zahl der Geräte wird stetig zunehmen, prognostiziert Dr. Aris Kaschefi, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Vendings Automatenwirtschaft e. V. „Wir werden alles über die Automaten verkaufen können, was der Verbraucher sich wünscht“.

Wir haben uns auf die Suche nach Automaten in der Südpfalz gemacht und Passanten und „Kunden“ nach ihrer Meinung zu der neuzeitlichen Errungenschaft gefragt.

Per Knopfdruck zu einem frischen Pflücksalat, einer Schale erntefrischer Erdbeeren oder einem Bund knackigen Spargel – das geht auch schon in der Südpfalz. In Plastiktüten verpackt, lassen sich aus großen Kühlautomaten nicht nur unterschiedliche Salate ziehen, sondern auch gleich das Öl für das Dressing. Ein Kotelett auf Knopfdruck gibt es aus einem Frischfleisch-Automaten in Bad Bergzabern. Passenden Wein samt Korkenzieher, Sprudel und Schorle-Glas liefert ein Automat in St. Martin.

„Ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist es am Anfang schon, seine Einkäufe an einem Automaten zu tätigen“, sagt Gertrud Müller aus Wörth (Name von der Redaktion geändert), „aber ich finde, es ist eine tolle Idee und sehr praktisch, wenn man z. B. an einem Sonntag spontan grillen möchte. Anders als in Großstädten gibt es bei uns im Ort sonntags oder auch an Feiertagen keine geöffneten Supermärkte.“

Ein großer Vorteil der Automaten liegt in der Erreichbarkeit bzw. den Öffnungszeiten. 24 Stunden am Tag, an sieben Tagen in der Woche kann man einkaufen – solange der Vorrat reicht. Und da die Automaten regelmäßig neu bestückt werden, kann man theoretisch auch nachts, an Wochenenden und an Feiertagen frische Produkte erwerben. „Als ich ein Kind war, habe ich mir Kaugummis oder andere Süßigkeiten aus einem Automaten gezogen“, erinnert sich Gertrud Müller. „Wenn mir damals jemand erzählt hätte, dass die Leute 2019 sogar Socken oder Blumen an einem Automaten kaufen, hätte ich es wahrscheinlich nicht geglaubt.“

Die Füllungen der Automaten werden immer skurriler. Barbecue-Fans können Würstchen und Steaks rund um die Uhr aus dem Automaten ziehen. Bei manchen Exemplaren kann man sich sogar einen Einweggrill samt Holzkohle per Knopfdruck gleich dazukaufen.
In Rom backt eine Maschine am Straßenrand innerhalb von 90 Sekunden eine ganze Pizza – Magherita, Quattro Formaggi, Frutti di Mare – der Automat macht den Pizzabäckern der italienischen Hauptstadt ordentlich Konkurrenz. Konkurrenz macht jetzt übrigens auch ein Pizza-Automat in der Pfalz – dieser steht in Steinweiler.

Und das gibt es auch: Wenn während einer Fahrradtour plötzlich der Reifen platzt, ist man froh, einen Fahrradschlauch-Automaten zu sichten – wie z. B. in Kandel. „Die Möglichkeit, einen Fahrradschlauch an einem Automaten zu kaufen, finde ich gut“, sagt Jonas Behrens aus Kandel. „Es gibt aber auch viele Produkte oder Dienstleistungen, die meiner Meinung nach nicht an einem Automaten gekauft werden sollten. Ich hab mal gehört, es gebe sogar Gebet-Automaten – das finde ich irgendwie geschmacklos.“

Cornelia Sing aus Landau glaubt nicht, dass ein Leben aus dem Automaten realistisch ist: „Natürlich bieten mir Automaten ein gutes Angebot, wenn ich beim Einkauf etwas vergessen habe, aber wenn ich wirklich alle Produkte auf meiner Liste einkaufen möchte, müsste ich viele unterschiedliche Stationen bzw. Automaten anfahren. Das ist mir zu stressig.“

Früher lieferten Automaten nur Dinge für den alltäglichen Gebrauch. Milchautomaten oder Frisch-Eier-Tankstellen gab es schon in der 1960er Jahren. Frische Eier aus Freilandhaltung gibt es auch an einem Automaten in Landau. Auch Nudeln aus eigener Herstellung sowie Low-Carb-Nudeln aus Kichererbsenmehl sind an der Maschine erhältlich – rund um die Uhr. (pdp)