Kommissarin Vera Lanz (Katharina Böhm, r.) und Sonni Hüttner (Marie Burchard, l.) wurden aufgrund eines Notfalls an den Hof von Bauer Mangfall gerufen. (Foto: ZDF/Michael Marhoffer)

Steckbrief: Katharina Böhm

  • Geboren am 20. November 1964 in Sorengo, Schweiz
  • Stand als Zwölfjährige erstmals in der Serie Heidi als Klara vor der Kamera
  • Bekannt durch den großen Erfolg der Fernsehserie „Das Erbe der Guldenburgs“
  • Spielt seit 2012 die Hauptrolle der Hauptkommissarin Vera Lanz in der ZDF-Krimiserie „Die Chefin“
  • Die Tochter aus der dritten Ehe des österreichischen Schauspielers Karlheinz Böhm

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Die Serie „Die Chefin“ wird im ZDF ab dem 22. Oktober mit acht neuen Folgen ausgestrahlt. Sie spielen schon von Anfang an (mittlerweile seit zehn Jahren) Vera Lanz, Hauptkommissarin in der Münchner Mordkommission. Was hat Sie damals dazu bewogen, die Rolle anzunehmen?

Katharina Böhm: Die Produzenten, der Drehbuch-Autor und ich, wir haben uns damals zusammen gesetzt und überlegt: Was würden wir denn gerne machen? Wir sind deshalb bei einem Krimi gelandet, weil man hier tatsächlich auch viel erzählen kann. Ob Drama, Comedy – alles ist möglich. Das war ein ausschlaggebender Punkt. Es hat sehr viel Spaß gemacht, etwas mit zu entwickeln und bei dem Entstehungsprozess dabei zu sein. Wir versuchen, aus der Sicht der Polizisten zu erzählen. Nicht so sehr die Opfer, deren Familien oder Täter in den Mittelpunkt zu rücken, sondern zu zeigen, wie wir – also die Ermittler – mit diesen Fällen umgehen, und was das mit den Menschen macht.  

Die Figur der „Vera Lanz“ hat sich dann sicherlich auch im Laufe der Folgen mit entwickelt. Oder hat sie sich vielleicht sogar ganz anders entwickelt, wie Sie anfangs vermutet oder auch geplant hatten?

Katharina Böhm: Ja, natürlich. Vera entwickelt sich die ganze Zeit. Sie wird ja auch älter. Mir war es auch wichtig, dass ich etwas über Frauen meines Alters erzähle. Was passiert mit den Menschen in der Zeit…?

Gibt es Charaktereigenschaften, die Sie und Vera gemeinsam haben oder in denen Sie sich wiedererkennen?

Katharina Böhm: Also, wenn Sie meinen besten Freund fragen würden: Er würde sagen: Nein! (lacht) Ich sage: Ja. Vielleicht haben Vera und ich eine gewisse Art von Pragmatismus gemeinsam.

Wie ist es für Vera, als Frau Chefin zu sein, federführend zu ermitteln und sich gegen männliche Kollegen durchzusetzen? Fällt ihr das schwer?

Katharina Böhm: Nein. Das ist vielleicht auch eine Eigenschaft, die wir beide gemeinsam haben. Ich sehe, dass ich physisch anders bin als ein Mann. Teilweise habe ich auch eine andere Denk- und Herangehensweise als ein Mann. Aber ich empfinde mich weder schwächer noch stärker als ein Mann. Vera Lanz geht damit auch um in dieser Führungsposition, die sie nun mal inne hat. Sie spielt weder die Frauenkarte aus, noch macht sie ein großes Ding daraus, dass sie als Frau Männern vorgesetzt ist. 

Letzte Woche durfte ich bereits mit Ihrem Kollegen Jürgen Tonkel sprechen. Auch er ist seit Beginn dabei. Ich finde, Sie bilden zusammen ein ganz tolles und harmonisches Team. Der Dritte im Bunde hat doch schon ab und zu mal gewechselt. Haben sich die Kollegen schnell in Ihrem bereits eingespielten Team eingefunden?

Katharina Böhm: Also, laut Jonathan (Hutter) war es sehr schön, zu uns dazu zu kommen. Man ist ja immer nur so gut wie sein Partner. Wir suchen jemand Neues, der in unser Team kommt, natürlich sehr genau aus, damit auch alles passt. Ein Hauptmerkmal der „Chefin“ ist eben auch, dass es eine sehr gute Dreierchemie gibt. Diesen Dritten zu finden, ist nicht einfach, da es nicht reicht, einfach „nur“ ein guter Schauspieler zu sein. Die Chemie muss einfach stimmen. Und wenn das gegeben ist, nehmen wir den Neuen natürlich mit offenen Armen auf. Wir würden uns ja ins eigene Fleisch schneiden, wenn wir denjenigen, der neu dazu kommt, noch deckeln würden. Für keinen der Beteiligten wäre das schön. Jonathan ist hinreißend.

Wie geht das denn vonstatten, wenn Sie eine weiteren Teil des Teams casten?

Katharina Böhm: Zuerst gibt es ein ganz normales Casting, bei dem wir aber nicht dabei sind. Danach kommt das Konstellations-Casting, da sind wir dann alle mit von der Partie und spielen zusammen unterschiedliche Szenen. Erst als Zweierszene, einmal mit Jürgen (Tonkel) und einmal mit mir, und danach zu dritt mit uns beiden. Und da merkt man dann schon auch ganz schnell, ob die Chemie stimmt oder nicht.

Würden Sie rückblickend etwas an der Person Vera Lanz ändern?

Katharina Böhm: Das ist ein Konjunktiv, und den versuche ich, aus meinem Lebens möglichst raus zu halten. Der bringt einen nicht weiter und ist völlig überflüssig. Es gibt genügend Probleme, mit denen man jonglieren muss, da müssen nicht auch noch Vergangenheits-Konjunktive dazu kommen, die ich sowieso nicht mehr ändern kann.

Das Mordopfer Arvid Peters hatte keine sozialen Kontakte, außer seinen Schachpartner (Chiem van Houweninge, r.). Vera Lanz (Katharina Böhm, l.) und Maximilian Murnau (Christoph Schechinger, M.) befragen den Mann.
(Foto: ZDF/Michael Marhoffer)

Haben Sie neben dem Dreh dieser Serie noch Zeit für andere Projekte?

Katharina Böhm: In diesem Jahr ist durch Corona alles etwas zusammen gerutscht. Wir haben etwas mehr als sechs Monate durch gearbeitet. Also, es gab in diesen sechs Monaten tatsächlich vier Tage, in denen ich kein Drehbuch in der Hand hatte. In dieser Zeit habe ich fast kein Privatleben mehr gehabt. Etwas Haushalt war noch drin, aber mehr eben nicht. 

Als Kind wollten Sie Verhaltensforscherin werden …

Katharina Böhm: Ja, das stimmt.

Eine hohe Beobachtungsgabe, Einfühlungsvermögen – das ist bei Ihrem heutigen Beruf bestimmt sehr nützlich?

Katharina Böhm: Ja, sicher. Sich mit Verhaltensweisen auseinanderzusetzen, ist in der Schauspielerei von Vorteil. Wobei ich glaube, dass viele Schauspieler diese Gabe besitzen. Ich wollte aber einfach damals nicht Schauspielerin werden, und da war Verhaltensforscherin das, was dem am nächsten kam … (lacht)

Sie wollten keine Schauspielerin werden aufgrund der Tatsache, dass Ihr Vater ein berühmter und erfolgreicher Schauspieler war?

Katharina Böhm: Oh ja. Und was ich bis heute nicht mag, ist, in der Öffentlichkeit zu stehen.

Hieß es denn anfangs auch: „Katharina Böhm, die Tochter von Karlheinz?“

Katharina Böhm: Ja, natürlich. Aber das ist schon lange nicht mehr so. Was mich störte, waren die Vorurteile, die es dadurch manchmal gab. Aber es stimmt ja. Ich bin die Tochter meines Vaters. Ich antwortete dann auf solche Fragen mit: „Ja, ich bin die Tochter von Karlheinz Böhm, aber auch die von Barbara Kwiatkowska und auch die Enkelin der Kwiatkowskas in Polen und die Enkelin der Böhms.“

Wird man denn mit Ihrer familiären Vorgeschichte in bestimmte Rollen gedrängt oder Schubladen gesteckt?

Katharina Böhm: Damals am Theater wurden Schauspielerkinder immer sehr abschätzig angeschaut. Was eigentlich seltsam ist. Wenn ein Bäckerssohn Bäcker wird, ist es ja auch nichts Abartiges. Im Gegenteil. Es ist doch ein Kompliment an die Eltern, weil man sieht, dass sie mit dem Beruf glücklich waren. Die Leute denken oft, sie wüssten, wer man ist. Aber darüber habe ich mir nicht sehr lange Gedanken gemacht. Ich habe nicht darunter gelitten. Und es ist ja auch alles gut gelaufen … (lacht)

Früher sah man Sie eher in Rollen des hübschen und lieben Mädchens aus gutem Hause. Wie ich gelesen habe, schätzen Sie aber eher andere Rollen, die sehr charakterstark sind.

Katharina Böhm: Ja, das stimmt. Das Bild von mir war früher ein anderes. Das hat sich erst Ende der 90er Jahre verändert. Der Regisseur Lars Becker hat mich mit der „Nachtschicht“-Polizeifilmreihe in eine andere Richtung geschubst, und dafür bin ich ihm sehr dankbar. Im Sender hieß es damals: „Wir sind uns nicht sicher, ob die Katharina eine Kommissarin spielen kann.“ Aber Lars Becker hat damals mit mir Probeaufnahmen gemacht und sie alle überzeugt. (lacht) Das finde ich sehr lustig, denn jetzt, ungefähr 20 Jahre später, spiele ich schon seit zehn Jahren eine Kommissarin. 

Was wünschen Sie sich für Ihr weiteres Leben?

Katharina Böhm: Ich hoffe, dass es immer vorwärts geht im Leben, und dass es nicht stagniert. Aber WAS da kommt, das weiß man eben nicht. Ich versuche im Fluss zu bleiben.