Markus Mörl: „Ich will Spaß!“

Unter vier Augen: Sänger Markus Mörl über kurze Hosen, die Neue Deutsche Welle und Pfälzer Wein

Sänger Markus Mörl stürmte mit seinem Hit „Ich will Spaß“ die deutschen Charts. (Foto: honorarfrei)

Sänger und NDW-Star Markus Mörl stürmte 1982 mit seinem Kultsong „Ich will Spaß“ die deutschen Charts. Die Single entstammt der Langspielplatte „Kugelblitze und Raketen“ aus dem selben Jahr, war 24 Wochen auf Platz eins der deutschen Charts und machte Markus zu einem populären Interpreten der Neuen Deutschen Welle. 1983 spielte er mit Sängerin Nena im deutschen Kinofilm „Gib Gas – Ich will Spaß“. Zusammen sangen sie in diesem Film das Duett „Kleine Taschenlampe brenn“, das ebenfalls ein Hit wurde. Am Samstag, 3. November, um 20.30 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr) tritt der Künstler gemeinsam mit Geier Sturzflug und anderen Gästen in der Bienwaldhalle in Kandel auf.

Sie sind Sänger und Songwriter. Habe ich etwas vergessen? Worin fühlen Sie sich am wohlsten?

Markus: Ich liebe Musik, also Sänger trifft es am besten. Allerdings hab ich mich auch schon mal als Schauspieler zusammen mit Nena in „Gib Gas – Ich will Spaß“ versucht. Einen Oscar gab es aber leider nicht, aber ab und zu wird der Film tatsächlich noch bei Arte gezeigt.

Möchten Sie einleitend etwas über sich selbst erzählen?

Markus: Den meisten Menschen dürfte ich über meine Lieder „Kleine Taschenlampe brenn’“ und „Ich will Spaß“ bekannt sein, die ich in den 80er Jahren zu Zeiten der Neuen Deutschen Welle gesungen habe. Danach habe ich mit einem Engländer die Band T.X.T. gegründet und wir hatten mit dem Song „Girl’s Got A Brand New Toy“ einen Platz-4-Hit in Italien. Das war eine nette Zeit und ich bin über die Jahre immer bei der Musik geblieben. Das war immer schon meine größte Liebe! Ich hoffe, dass ich das noch machen kann, bis ich umfalle.

Am 3. November kommt Markus mit seiner Show „Die 80er Party“ in die Bienwaldhalle nach Kandel. (Foto: Marco Rhiem)

Sind Sie gerade mit einer Tour unterwegs? Wie lange noch? Wie sieht so ein typischer Tourtag bei Ihnen aus?

Markus: Beim Konzert in Kandel spielen wir exklusiv unser Erfolgsprogramm „Ich will Spaß – Die wilden 80er“. Das ist eine Konzertrevue mit eigenen Titeln der Künstler und wie der Untertitel schon verrät, den geilsten Titeln aus den 80ern, der Zeit der Neuen Deutschen Welle. Das ist ein Topprogramm mit vielen tollen Gästen u. a. sind Geier Sturzflug dabei und tun was für das Bruttosozialprodukt und die „Pure Lust am Leben“, Alexander Kerbst, der Hauptdarsteller und Autor des Erfolgsmusicals „Falco das Musical“, sucht den „Kommissar“, Sascha Kleinophorst wird uns als Special-Guest unterstützen, Musicalsängerin Silke Kah präsentiert uns die schönsten Titel von Nena und „ich, will Spaß“. Aber das wisst Ihr ja!

Bleibt da noch genügend Zeit für Familie und Freizeit? Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?

Markus: Nun ja, das ist manchmal ein Problem. Wenn meine Freunde am Wochenende feiern, bin ich oft unterwegs. Mit der Familie habe ich da mehr Glück. Mein erwachsener Sohn lebt noch bei mir und meine Partnerin Yvonne König ist auch Sängerin, da machen wir die Auftritte einfach gemeinsam.

Wie kamen Sie zur Musik? Stand für Sie von Anfang an fest, dass Sie Musiker werden? Was haben Sie gelernt?

Markus: Ja, irgendwie habe ich mir, seit ich 13 war, immer gewünscht, Musiker zu sein, aber natürlich muss man in diesem Job noch vieles mehr sein z. B. Grafiker, Plakataufhänger, Buchhalter, Manager und auch Gruppenpsychologe, wenn es mal knirscht.

Was sagt die Familie dazu?

Markus: Meine Eltern waren selbst überrascht, als ich mit meiner ersten Platte „Ich will Spaß“ um die Ecke kam. Die hat ihnen gefallen, aber natürlich hätte es ihnen noch besser gefallen, wenn ich etwas Solides gelernt hätte. Hab ich später sogar noch getan und bin Betriebswirt geworden. Damit kann ich zumindest meine Verträge und das Kleingedruckte verstehen. Hoffe ich zumindest.

Was muss ein Musiker heute mitbringen, um ganz oben zu bleiben?

Markus: Das Gleiche wie immer (lacht). Talent, Ehrgeiz, Zähigkeit und Inspiration für neue Themen und Stile. Wobei, Sie kennen ja den Spruch: Erfolg ist ein Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration.

Musiker mit deutschen Songtexten haben seit einiger Zeit Aufwind, Stars wie Andrea Berg oder Helene Fischer sind in den Charts, auch Sie sind oben mit dabei. Was denken Sie, warum das so ist?

Markus: Deutsche Musik ist heute spitze und auf internationalem Niveau. Die Grenzen zwischen Pop, Schlager und anderen Musikrichtungen sind fließend, das war früher nicht so. Da war der Schlager für uns der natürliche Feind. Aber heute gehen wir nach der Show alle zusammen ein Bier trinken.

Der Künstler liebt die Pfalz. (Foto: honorarfrei)

In den 80er Jahren lief Ihre Musik unter dem Überbegriff Neue Deutsche Welle. Wie beschreiben Sie Ihren Musikstil heute?

Markus: Schubladen müssen ja sein, aber auch die Neue Deutsche Welle war sehr unterschiedlich. Denken Sie nur mal an die Musik von Trio oder Spliff. Es waren einige Jahre, wo vieles möglich war von der Musik über Mode bis hin zur Politik. Heutzutage versuche ich musikalisch auf meine eigene Art und Weise Songs zu interpretieren, z. B. bei meinem aktuellen Song „Spring ins Blau“. Bei manchen meiner neuen Songs fließt aber auch mal was aus den 80ern mit ein. Aber das machen ja viele, wenn ich manchmal Radio höre, denke ich: „Hey, hat Nena einen neuen Song gemacht?“ Aber dann ist er von Silbermond.

Was sind Ihre musikalischen Vorbilder?

Markus: Früher erzählte ich in Interviews, meine Vorbilder wären Peter Alexander und Angus Young von AC/DC. Das war natürlich eine kleine Provokation, denn Spaß und lustige Texte waren eigentlich verpönt. Ergebnis bei den Musikjournalisten im besten Fall: Kopfschütteln. Ich hoffe nicht auch beim PFALZ-ECHO (lacht). Von Angus Young hatte ich mir übrigens die kurzen Hosen für meinen allerersten „Ich will Spaß“-Auftritt geklaut.

Sind Sie nervös vor Live-Auftritten oder haben Sie Lampenfieber?

Markus: Nicht so nervös wie bei Interviews (lacht). Aber im Ernst, ein bisschen Nervosität vorm Auftritt ist immer gut für die Grundspannung. Soll ja gut werden.

Gab es in Ihrem Leben ein besonders prägendes Erlebnis?

Markus: Als junger Mensch habe ich in verschiedenen Schülerbands gespielt. Damals ließ sich Désirée Nosbusch in den Pattenfirmen die neuesten Songs vorspielen und stellte eine Auswahl für ihre Sendung zusammen. Ihre Wahl fiel auf „Ich will Spaß“. Ich dachte damals: „Ach Gott, so eine schwache Nummer. Was willste mit der?“ (lacht), doch sie hatte das richtige Gespür dafür. Das war ein einschneidendes Erlebnis! Von 0 auf 100 in einer Woche! Freitags bei ihr in der Sendung und montags gingen die Plattenverkäufe los und wollten gar nicht mehr aufhören. Das war ein tolles Ding! Natürlich war auch die Geburt meines Sohnes vor 19 Jahren ein ganz besonderes Ereignis!

Wollen Sie unseren Lesern von Ihrem ersten bzw. schlimmsten Auftritt erzählen?

Markus: Schlimm war eigentlich keiner, aber einmal hatte ich bei der Jahreshitparade von Dieter Thomas Heck die zweite Strophe von „Kleine Taschenlampe brenn’“ vergessen. Da habe ich während des Singens einen neuen Text erfunden. Oh Gott, daran muss ich noch öfters denken. Wenn ich heute mal was vergesse, ist es nicht so schlimm, das Publikum kann ja alles. Dann lass ich die singen. (lacht)

Können Sie sich noch an die erfundene Strophe erinnern?

Markus: Das war sehr traumatisch! Ich war gemeinsam mit Nena in der Sendung und sie sollte „99 Luftballons“ singen. Wir haben uns damals gegenseitig veräppelt und ich sagte kurz vor ihrem Auftritt zu ihr: „Das würde mir an deiner Stelle schon auf den Zeiger gehen, wenn ich jetzt gleich den Text vergesse!“ Und sie antwortete: „Ja, ja, das ist doch eher dein Ding!“ Und tatsächlich hat sie bei ihrem Song zweimal die gleiche Strophe gesungen! Ich kam direkt danach und während des Liedes habe ich gedacht: „Was wäre denn, wenn ich eine Strophe vergessen würde?“ Und in dem Moment war der Text weg und kam auch nicht wieder! In dem Moment habe ich mir einfach etwas mit „Lass mich nicht warten“ oder so ausgedacht (lacht). Aber das Ereignis habe ich nie richtig verarbeitet. Das war für mich damals schon dramatisch.

Wenn Sie auf die Anfänge Ihrer Musikkarriere zurückblicken, was würden Sie anders/genauso machen?

Markus: Heute ist das Musikbusiness wesentlich professioneller. Auf der einen Seite ist es schwieriger, weil man bestimmte Formate erfüllen muss, um auch im Radio oder im Fernsehen gespielt zu werden. Auf der anderen Seite hat man heute auch ganz andere Verbreitungsmöglichkeiten – über YouTube oder eigene Kanäle – über die man auch seine Fans erreichen kann. Es ist ein anderes Geschäft geworden, als es früher war. Was man immer tun sollte, ist immer so gut wie möglich zu sein. Also, wenn man Sänger sein will, dann muss man jeden Tag üben und sich fortbilden. Das hat auch schon Frank Sinatra so gemacht. Heute reicht es nicht aus, nur etwas zu können, sondern man muss sich auch in den sozialen Medien darstellen und eine Geschichte über sich erzählen können.

Welche Musik hören Sie gerne privat?

Markus: Von Pop, Schlager bis Rap eigentlich alles, muss mir nur gefallen.
Waren Sie schon in der Pfalz unterwegs bzw. was kennen Sie von unserer Region?
Markus: Aber natürlich! Ich liebe die Pfalz und freue mich total auf Kandel. Wir sind mal mit ein paar Freunden zum Teufelstisch gewandert, zurück ging es allerdings mit dem Taxi… der Pfälzer Wein war zu gut. (lacht)

Welche Projekte stehen bei Ihnen in näherer Zukunft an? Worauf dürfen sich Ihre Fans freuen?

Markus: Was ich immer schon gerne machen würde, ist die Geschichte der Neuen Deutsche Welle als Musical auf die Bühne zu bringen. Es gab schonmal einen Versuch, aber das würde ich trotzdem gerne nochmal anstoßen. Ich hätte da schon ein paar Ideen, um Parallelen zwischen damals und heute aufzuzeigen. Das wäre eine Idee, die ich sehr gerne machen würde. Momentan haben wir wieder einen neuen Song herausgebracht mit dem Titel „Spring ins Blau“. In der Richtung würde ich gerne etwas Neues machen.