Landau/Herxheim/Germersheim. Die Queichtalbahn hat eine lange Geschichte vorzuweisen: Schon im Jahr 1872 wurde sie eröffnet und spielte jahrzehntelang eine wichtige Rolle im Güter- und Fernverkehr. Die Strecke zwischen Landau und Germersheim war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts stark frequentiert, wurde aber nach dem Zweiten Weltkrieg immer weniger genutzt. 1984 hat die Bahn dann den Personenverkehr eingestellt, bevor die Linie 1998 komplett stillgelegt wurde. Ähnlich erging es der Strecke von Landau nach Herxheim. Beide Trassen sind jedoch nach wie vor erhalten – weswegen sich Politiker aus der Region immer wieder dafür aussprechen, die Linien zu reaktivieren. So haben die Landräte Dr. Fritz Brechtel (Kreis Germersheim) und Dietmar Seefeldt (Kreis Südliche Weinstraße) sowie Landaus Oberbürgermeister Thomas Hirsch ein Gutachten in Auftrag gegeben, das prüfen soll, ob eine Wiederbelebung möglich ist. Der zuständige Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Süd prüft also aktuell – gemeinsam mit der Landesregierung – wie die Chancen stehen.

Der Landes-Verkehrsminister, Dr. Volker Wissing, begrüßt die Initiative: „Ich unterstütze es sehr, dass wir das Potenzial für die stillgelegten Bahnstrecken Landau-Germersheim und Landau-Herxheim in einer Machbarkeitsstudie untersuchen werden. Jede Bahnstrecke, die wir wirtschaftlich in den Takt integrieren können, ist ein Gewinn für unser Land.“ Er betont weiter, dass die Bahn „eine umweltfreundliche und staufreie Alternative zum Auto“ sei, und stimmt optimistisch: „Seit 1994, als die Länder die Verantwortung für den Nahverkehr auf der Schiene vom Bund übernommen haben, hat Rheinland-Pfalz bereits 137 Kilometer stillgelegte Bahnstrecken reaktiviert.“ 

Den Grund für die Initiative der Kommunalpolitiker erklärt der Landrat der Südlichen Weinstraße, Dietmar Seefeldt: „Für mich ist es heute selbstverständlich, dass wir eine mögliche Reaktivierung ernsthaft nicht nur unter volkswirtschaftlichen, sondern auch ökologischen Gesichtspunkten in Betracht ziehen.“ Die letzten Gutachten vor 15 bzw. 20 Jahren hätten ergeben, dass eine Wiederbelebung „aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht sinnvoll wäre“, so Seefeldt weiter. Allerdings hätten sich die angrenzenden Kommunen seit dieser Zeit weiterentwickelt, sodass es nun sinnvoll sei, die Reaktivierung erneut auf den Prüfstand zu stellen. Die Stimmung unter den Bürgern zu diesem Thema ist eindeutig. In einer PFALZ-ECHO-Umfrage auf Facebook haben sich von knapp 600 Teilnehmern weit über 80 Prozent für eine Wiederbelebung der Strecken ausgesprochen (wir berichteten in der Ausgabe vom 15. Juli). Einen Ausbau des ÖPNV sieht die große Mehrheit positiv – Flexibilität, Umweltschutz, Entlastung viel befahrener Straßen spielen in der Argumentation eine große Rolle.

Wird der Alte Bahnhof in Herxheim wieder belebt? (Foto: hea)

Zuständig für eine Reaktivierung ist der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV Süd). Ein Sprecher erklärt gegenüber dem PFALZ-ECHO, dass bereits Anfragen an geeignete Ingenieurbüros gestellt wurden und auch erste Rückfragen zu Details vorliegen. Er nannte außerdem einige Aspekte, die auch aus Sicht des ZSPNV Süd für eine Wiederbelebung sprächen: Klimaschutz, Förderung des ÖPNV, Attraktivitätssteigerung des ländlichen Raums. Zur Zeit der Stilllegung habe es noch keine Verkehrsverbunde gegeben, Bürger konnten „nicht auf attraktive Verbundtarife, Taktverkehre und gute Informationssysteme zurückgreifen“. Das habe den ÖPNV unattraktiv gemacht. „Heute kann man sich bequem überall über das ÖPNV-Angebot informieren, man muss beim Umsteigen zwischen Bahn und Bus nicht mehr eine neue Fahrkarte kaufen. (…) Vor diesem Hintergrund kann man von einer deutlich höheren Nutzung als damals ausgehen“, so der Sprecher weiter. Er dämpft die Hoffnung aber auch ein wenig: „Ob die Reaktivierungen umgesetzt werden, hängt aber von den Kosten-Nutzen-Untersuchungen ab. (…) Wenn es zu einem ermittelten volkswirtschaftlichen Nutzen von mindestens Faktor 1 kommt, können weitere Planungsschritte eingeleitet werden.“ (hea)