Steckbrief: Marie-Luise „Mariele“ Millowitsch

  • Geboren am 23. November 1955 in Köln
  • Deutsche Theater- und Filmschauspielerin
  • Wurde durch girl friends – Freundschaft mit Herz und Nikola bekannt
  • Tochter des Volksschauspielers Willy Millowitsch
  • Studierte nach dem Abitur zunächst Veterinärmedizin
  • Auszeichnungen u.a.: 1998 Adolf-Grimme-Preis, 2000 Goldene Kamera, 2003 Deutscher Fernsehpreis

Im Juli 2021 haben in Köln die Dreharbeiten zum „Endlich Freitag im Ersten“-Film „Klara Sonntag – Vater, Mutter, Kind“ begonnen. Im zweiten Teil der Reihe „Klara Sonntag – Liebe macht blind“ dreht sich alles um das Thema Loyalität. Mariele Millowitsch spielt die Hauptrolle, Klara Sonntag, eine Bewährungshelferin mit großem Herz und Engagement. Ausgestrahlt wird der Film am Freitag, 18. März, um 20.15 Uhr, auf ARD. 

In der ARD-Reihe Klara Sonntag spielen Sie die Hauptrolle. Klara Sonntag ist eine Bewährungshelferin mit Leib und Seele und setzt sich total selbstlos für ihre Klient:innen ein. Ich stelle mir die Arbeit als Bewährungshelferin sehr abwechslungsreich, aber auch sehr belastend vor.

Mariele Millowitsch: Ich habe im weiteren Bekanntenkreis auch Menschen, die mit Bewährungshelfern zu tun haben. Wir können den Stress, den diese haben, auf dem Bildschirm in keiner Weise abbilden. Es sind viel zu wenig Betreuer für viel zu viele Probanden. Das lässt sich so nicht wiedergeben. Für die Figur Klara Sonntag ist es wichtig, dass sie sich zu hundert Prozent einbringt, wenn sie eine Betreuung übernimmt, zumal es zu ihrer eigenen Geschichte gehört, dass sie selbst auch schon eine zweite Chance bekommen hat.. Somit möchte sie, dass andere auch aufgefangen werden und nochmals eine Chance bekommen. Das ist der Grund, warum sie alles im Rahmen ihrer Möglichkeiten unternimmt, um zu helfen und zu unterstützen.  

Ich stelle es mir ganz schwierig vor, nach Feierabend einfach abzuschalten und seine Arbeit hinter sich zu lassen. Die Gedanken an die Personen trägt man doch immer mit sich. 

Mariele Millowitsch: Bei den Menschen, die wirklich in diesem Beruf arbeiten, sieht das ganz bestimmt so aus. Ich habe ja das Glück, dass ich alles nur spiele. Ich bereite mich zwar auf die Drehs vor, aber das sind alles Fiktionen. Da habe ich es einfacher. Ich sehe keinen echten Menschen, der wirklich leidet und um den ich mich kümmern muss. 

Ein großer Dank an alle Menschen, die diesen Beruf ausüben.

Mariele Millowitsch: Absolut!

Konnten Sie Einfluss auf die Hauptrolle nehmen? Wurden Sie bei der Gestaltung mit einbezogen?

Mariele Millowitsch: Ja, definitiv. Ich habe die Charakterisierung und die Vita für die Hauptrolle geschrieben. Dazu gehört, dass Klara überdosiert hat und dass sie auf der Straße gelandet ist. Im ersten Teil wurde erzählt, dass sie als dreijähriges Mädchen auf einer Parkbank zurückgelassen wurde. Sie hat sich immer daneben benommen, kam von einer Pflegefamilie in die nächste und in die nächste Einrichtung. Sie war einfach sehr schwierig und man konnte mit ihr nicht umgehen. Dann ist sie auf der Straße gelandet und wurde drogenabhängig. Nachdem sie im allerletzten Moment gefunden wurde, hat sie sich wirklich zusammen gerissen. Sie hat studiert und danach ihren Job bekommen.

Was für eine Frau ist Klara Sonntag? Wie würden Sie sie charakterisieren? Sie ist auf der einen Seite eine ganz starke Frau, hat aber ab und zu doch ihre schwachen Momente.

Mariele Millowitsch:Ja, in ihr steckt einfach immer noch dieses riesige Misstrauen. Sie ist schon nah bei den Menschen, mit denen sie zu tun hat, aber sobald Klara emotional involviert ist, macht ihr ihre Kindheit einen Strich durch die Rechnung. Sie ist wie ein Vogel, der durch die Gegend fliegt und sich nicht traut auf einem Ast zu landen, weil er denkt, der bricht ja eh. So ist sie einfach, sie kann das nicht. Deshalb ist sie nicht in der Lage mit diesem Mann zusammen zu leben. Wenn er ihr zu nahe kommt, knallt es. Da tut sie mir wirklich leid.  

Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man nicht in dieser Situation ist. Es ist doch ganz einfach, Liebe und Zuneigung zuzulassen, aber sie kämpft dagegen an.

Mariele Millowitsch: Die Vergangenheit kann man eben nicht einfach ablegen. Ich denke, man muss sich in psychologische Behandlung begeben um herauszufinden, wo die Problematik herkommt. Die Hürden baut man sich ja selbst, das wird normalerweise nicht von außen beeinflusst. „Jeder versaut sich sein Leben so gut er kann“ und genau das macht Klara Sonntag. Sie kommt einfach nicht dahinter, wobei es manchmal Momente gibt, da denke ich mir, sie weiß schon, wo das Problem liegt. Aber sie geht einfach darüber hinweg. Der Weg zur Problemlösung ist sicherlich schmerzhaft, weil einem aufgezeigt wird, was eigentlich los war und wodurch der Schaden bei einem selbst entstanden ist. Aber daran kann daran gearbeitet werden. Das auszublenden ist gefährlich, denn irgendwann holt es einen ein und fliegt einem um die Ohren. 

Was hat Sie überzeugt, die Hauptrolle in der Reihe anzunehmen?

Mariele Millowitsch: Ich durfte das alles von Anfang an mitentwickeln. Der Produzent – Ivo Beck – und ich hatten uns überlegt, dass es doch noch etwas anderes geben muss als Krimis. Ich drehe selbst Krimis und liebe das auch sehr, aber ich finde es auch schön, den Zuschauern mal etwas anderes zu präsentieren. Krimis laufen zwar immer gut, die haben immer tolle Quoten. Es muss aber doch noch etwas anderes geben, das wir erzählen können, was auch mit Menschen zu tun hat, mit vielen unterschiedlichen Menschen ohne Leichen. Es kamen verschiedene Ideen zusammen und der Produzent meinte schließlich: „Lass uns doch eine Bewährungshilfe auf die Beine stellen.“ Das fand ich super! Da hat man breite Erzählmöglichkeiten, es sind viele Menschen involviert. Das gefiel mir und wir haben weiter überlegt. Letztlich durfte ich die Vita zu der Hauptrolle schreiben und ich habe mich da total ausgetobt. Klara Sonntag ist schon anders drauf, auch optisch – sie hat Tattoos, Ohrringe, und Ringe am Finger.  Es war eine Aufgabe, an der ich Interesse hatte, und so entwickelte sich das. Wir sitzen alle gemeinsam mit dem Autor zusammen und überlegen, was wir erzählen können. Jetzt wird wieder eine Folge zum Thema Glücksspiel gedreht.

V.l.n.re.: Birgit Gudjonsdottir, (Kamera), Soma Pysall (Rolle Eda Balci, Jeanette Wagner, (Regie), Sammy Schrein (Rolle Robert) und Mariele Millowitsch (Rolle Klara Sonntag).
(Foto: ARD Degeto/Frank Dicks)

Es werden schon immer problemhaltige Themen aufgegriffen, die auch an die Moral appellieren und trotzdem bringt es beim Zuschauen gute Laune.Können Sie sich in manchen Charakterzügen selbst wiederfinden?

Mariele Millowitsch: Nein, eigentlich nicht. Ich habe solche Schäden wie Klara Gott sei Dank nicht abbekommen. Derartige Erfahrungen sind mir erspart geblieben. Ich kann auf jeden Fall gut mit Menschen umgehen, aber ich weiß nicht, ob ich in der Lage wäre, den Beruf der Klara Sonntag durchzustehen und das Elend zu erleben. 

Kommen wir doch noch zu Ihrer Schauspielerfamilie. Wie war es für Sie, in einer derart prominenten Schauspielerfamilie aufzuwachsen?

Mariele Millowitsch: Für mich war das ganz normal. Als Kind nimmt man das nicht so wahr. Natürlich habe ich schon früher im Fokus gestanden als andere. Ich war als Kind ziemlich laut und angeberisch. Ich hatte das große Glück, in einer Zeit groß zu werden, in der Fernsehen und Internet keine Rolle spielten. Ab und zu lief mal das Radio, aber ansonsten gab es keine große Ablenkung und man hatte Zeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen und stundenlang auf dem Boden mit Holzklötzen zu spielen oder zu lesen. Insofern bin ich noch gesegnet. Ich empfinde die heutige Zeit als zu schnelllebig. 

Bedingt durch Ihre Familie standen Sie bereits in jungen Jahren auf der Bühne? In welchem Alter ging es denn bei Ihnen los?

Mariele Millowitsch: Mit neun Jahren stand ich das erste Mal auf der Bühne. Mein Vater wollte immer möglichst die ganze Familie auf der Bühne stehen haben. So war er es gewöhnt. 

Denken Sie gerne an die Zeit von Nikola zurück? Sie spielten dort von 1996-2005 die Hauptrolle. 

Mariele Millowitsch: (lacht) Auf jeden Fall, mit Walter Sittler, meinem damaligen Chef in der Serie, bin ich momentan auf Lesereise. Wir kommen doch immer mal wieder auf das Thema „Nikola“ zurück. Manchmal graben wir Szenen aus und müssen darüber ganz furchtbar lachen. Es gab natürlich auch einiges, bei dem wir auch beim Drehen kaum ernst bleiben konnten. An „Nikola“ erinnere ich mich sehr gerne und ich bin so glücklich, dass ich das machen durfte. Die Serie ist auch zeitlos. Selbst wenn man heute einfach mal reinzappt, ist es immer noch gut. Ich bin auch froh, dass ich mit Walter Sittler noch so befreundet bin. Wir kennen uns nun auch schon 30 Jahre. 

Das ist toll, wenn dadurch Freundschaften entstehen und auch anhalten.

Mariele Millowitsch: Absolut, da bin ich echt froh.  

Was würden Sie sich in Ihrem Leben noch wünschen? Haben Sie einen Traum, den Sie sich noch erfüllen möchten?

Mariele Millowitsch: Ach, dieses Jahr reise  ich mit einem Kumpel nach Grönland. Mit ihm war ich bereits in der Antarktis unterwegs und darauf freue ich mich sehr. Das wird ein tolles Abenteuer! Ansonsten mache ich gerne Wandertouren – übrigens auch  bei Ihnen in der Gegend.

Tatsächlich, wie schön!

Mariele Millowitsch: Oh ja, ich liebe die Pfalz. Letztes Jahr waren wir in Pleisweiler-Oberhofen. Ich finde es wunderbar, in den Dahner Bergen zu laufen. In diesem Jahr komme ich nach Freinsheim – ich mag diese Stadt sehr gerne – und unternehme von dort tolle Touren. Die Natur ist mir einfach sehr wichtig, da fühle ich mich wohl.

Das kann ich gut nachempfinden. Wir freuen uns, Sie wieder bei uns in der Gegend begrüßen zu dürfen. Herzlichen Dank für das tolle Gespräch.