Vertreten zwei Welten in einem Land: Miriam Grimm in der Rolle der Direktorin und Gastschauspieler Olcayto Uslu als türkischstämmiger Klassenlehrer. (Foto: Chawwerusch)

Herxheim. Aus dem echten Leben: Lange haben sie recherchiert, auch Gespräche mit Herxheimer Bürgern und Schülern wurden geführt, bevor die beiden Autoren Ute Bansemir und Jan Deck den Text verfasst haben für das Jugendstück „Alarm“, die siebte und jüngste Produktion der jungen Sparte des Chawwerusch-Theaters.

„Es wird in der Öffentlichkeit zwar viel über Migration gesprochen, aber meist nur einseitig. Wir wollen mit dem Stück auch die Menschen mit muslimischem Glauben, nicht nur die Mehrheitsmeinung zu Wort kommen lassen“, erklärt Ute Bansemir, die auch Regie geführt hat.

Perspektivenwechsel der anderen Art

Der Inszenierung gelingt es, den Theatersaal zu einem Klassenzimmer und das Publikum zu Schülern zu machen.

Den Rahmen des Stücks bildet das plötzliche und unerklärliche Verschwinden des muslimischen Schülers Cem. Die Direktorin, gespielt von Miriam Grimm, nutzt die Musikstunde bei dem türkischstämmigen Klassenlehrer, gespielt von Gastschauspieler Olcayto Uslu, der selbst Migrationshintergrund hat, um mit bohrenden Fragen und moralischen Apellen von den Schülern etwas über Cem zu erfahren. Da keiner etwas weiß, entspinnt sich zwischen den beiden Pädagogen ein konträres Gespräch, bei dem die unterschiedlichen Lebenswelten der beiden erlebbar werden.

Raffiniert und mitreissend

Das Publikum in der Rolle der stummen Schüler wird dabei auf raffinierte Weise immer wieder auch mit sich selbst konfrontiert.

Das Autorenduo hat bereits bei theaterperipherie in Frankfurt an vielen Theaterprojekten zum Thema Migration gearbeitet. „Anders als in Frankfurt sind Muslime in Herxheim in einer starken Minderheit. Dass es hier rassistische Positionen gibt, habe ich mitbekommen, weil ich selbst aus Herxheim komme“, berichtet Autor Jan Deck.

Das Stück ist eine Einladung zum Perspektivwechsel und zugleich ein Selbstversuch. Am 6. März feierte es Premiere und ist bis einschließlich 15. März jeweils freitags, samstags und sonntags zu sehen. (csch)