Milan Peschel

  • Geboren am 17. Januar 1968 in Ost-Berlin
  • Schauspielstudium an der Hochschule Ernst Busch in Berlin
  • Ist als Schauspieler in Theater und Film tätig
  • Steht auch gerne im Theater als Regisseur hinter der Bühne
  • Auszeichnungen: Deutscher Fernsehkrimipreis, Hessischer Fernsehpreis, Bayerischer und Deutscher Filmpreis
  • Filme und Serien u.a.: Tatort, Stauffenberg, What a Man, Halt auf freier Strecke

Drei Frauen, drei Generationen, ein Haus wie ein Schiff und eine Art Familie: Ein Hof im malerischen Alten Land wird zum Schauplatz einer unkonventionellen Erzählung über das Deutschland unserer Mütter und Großmütter, über wurzellose Menschen und über den Reiz und Widersinn der aktuellen Sehnsucht nach dem Landleben. Am 15. und 16. November, um 20.15 Uhr auf ZDF zu sehen.

Was hat Sie dazu bewogen, bei dem Film „Altes Land“ die Rolle des Karl zu spielen?

Milan Peschel: Als die Anfrage von der Drehbuchautorin Sherry Hormann kam, haben wir über den Film gesprochen und ich merkte schnell, dass ich dazu große Lust hatte – auch auf die Begegnungen mit ihr selbst und Iris Berben war ich sehr neugierig. Natürlich habe ich es auch als eine Herausforderung gesehen, jemanden zu spielen, der so viel älter ist. Mir gefiel das relativ verschlossene Wesen der Figur Karl, und ich fand es sehr spannend das zu ergründen.

Regt so eine Rolle zum Nachdenken an? Was das Älterwerden und auch die Familie angeht? 

Milan Peschel: Ja, natürlich. Es beschäftigt einen schon, wenn man sich selbst anschaut und einem bewusst wird, dass man in einigen Jahren auch so aussehen könnte. Es sind Momente der Einkehr, in denen man innehält und auch darüber nachdenkt. Diese Situationen begegnen mir immer wieder bei meiner Arbeit. Die Konfrontation mit der Endlichkeit kommt doch öfter mal vor. Aber warum nicht – älter werden gibt keinen Grund zur Panik. Ich würde sagen, es war schon etwas Besonderes, die Rolle zu spielen, aber vor allem eine sehr schöne Erfahrung. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Meine Vorfreude und Neugierde auf die Kollegen hatte sich auch bestätigt. Wir alle zusammen hatten ganz tolle Begegnungen in diesem Film.  

Vera (Iris Berben) stützt den schon sehr gebrechlichen Stiefvater Karl Eckhoff (Milan Peschel) (Foto: ZDF/Boris Laewen)
Vera (Iris Berben) stützt den schon sehr gebrechlichen Stiefvater Karl Eckhoff (Milan Peschel) (Foto: ZDF/Boris Laewen)

Ihre gespielten Rollen zeigen eine große Vielfalt an Charakteren unterschiedlichster Art. 

Milan Peschel: Klar, ich bin eben Schauspieler. Ein Tischler baut ja auch nicht immer nur einen Tisch, sondern variiert in seiner Arbeit. So bleibe ich flexibel und facettenreich. 

Ihre Ausbildung haben Sie im Theater absolviert. Allerdings nicht wie vermutet im Bereich Schauspiel, sondern als Tischler. Wie kam es dann dazu, dass Sie doch auf der Bühne landeten?

Milan Peschel: Eigentlich wollte ich schon seit ich neun Jahre alt bin Schauspieler werden, allerdings geriet der Wunsch eine Zeit lang in den Hintergrund. Als ich dann aber im Theater vermehrt als Bühnentechniker arbeitete und die Nähe zum Schauspiel wieder gegeben war, wurde mein Wunsch wiederbelebt. So konnte ich nicht anders, als mich an der Schauspielschule zu bewerben – ich wollte selbst auf die Bühne gehen.   

Sie sind zum einen am Theater als Schauspieler tätig und zum anderen auch immer wieder in sehr unterschiedlichen Filmrollen zu sehen. Nach welchen Kriterien wählen Sie Ihre Rollen aus? Was ist Ihnen bei einer Rolle besonders wichtig?

Milan Peschel: Ach, das ist ganz unterschiedlich. Es hängt auch ganz von der Situation ab, in der ich mich zu diesem Zeitpunkt befinde. Es muss mir Spaß machen, ich muss neugierig auf die Rolle oder die Kollegen sein. Manchmal nimmt man auch einen Drehtag an, weil man ganz einfach Geld braucht – das ist durchaus normal. Ich kann nicht sagen, dass es einen gewissen Grundsatz hierzu bei mir gibt. Natürlich ist es am besten, wenn es ein sinnvolles Projekt ist und eine sinnvolle Zeit verspricht, was allerdings mit der Realität nicht immer hundertprozentig zu vereinbaren ist. In einem Moment kann ich es mir erlauben, ein tolles Projekt zu übernehmen, welches schlecht finanziert ist. Hier steht dann eben das Projekt im Vordergrund. Im nächsten Moment könnte ich es mir vielleicht buchstäblich nicht leisten. Natürlich gib es auch schöne und sinnvolle Projekte, die gut bezahlt sind (lacht). Die Entscheidung für eine Rolle hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Das Allerwichtigste bei meinen Entscheidungen ist, dass es für mich zu diesem Zeitpunkt Sinn macht.

Könnten Sie sagen, ob Sie sich eher im Theater oder im Film „zuhause“ fühlen? 

Milan Peschel: Ehrlich gesagt fühle ich mich überall zuhause. Wichtig ist, dass man nicht allein zuhause ist, und es kommt auch darauf an, wer gerade zuhause ist (lacht). Manchmal gibt es Orte am Theater, an denen ich mich zuhause fühle, was es beim Film aber auch ganz genauso gibt. Das hängt absolut von den Menschen ab, mit denen ich zusammenarbeite. Klar ist aber das Theater so eine Art Heimat, weil ich dort ja angefangen habe und bis heute weiterhin noch tätig bin.

Vera Eckhoff (Iris Berben) erfüllt ihrem Stiefvater Karl (Milan Peschel) auf der weißen Bank vor dem Haus einen langgehegten Wunsch (Foto: ZDF/Georges Pauly)
Vera Eckhoff (Iris Berben) erfüllt ihrem Stiefvater Karl (Milan Peschel) auf der weißen Bank vor dem Haus einen langgehegten Wunsch (Foto: ZDF/Georges Pauly)

Findet für Sie am Theater die „echte“ Schauspielerei statt? Die Szenen müssen im Gegensatz zum Film gleich sitzen.

Milan Peschel: Nein, das würde ich nie sagen, das wäre überheblich. Es gibt ganz unterschiedliche Definitionen, was die echte Schauspielerei angeht. Ich stelle mir die Frage, ob Schauspielerei überhaupt echt sein kann, denn es geht ja immer um etwas Gespieltes. Man könnte lange darüber diskutieren, was echt ist. Echt müssen die Gefühle und die Gedanken sein, die wir Schauspieler mit dem, was wir tun, auslösen – das muss was Echtes sein. Dafür muss ich aber nicht was Echtes tun oder spielen. Die Trauer, die ich beispielsweise spiele, muss ich nicht erleben. Die muss real aussehen und Gefühle transportieren.

Sie sind ja auch oft als Theaterregisseur tätig. Stehen Sie lieber auf oder hinter der Bühne, oder macht es gerade die Kombination so besonders?

Milan Peschel: Das Tolle daran ist, dass ich dadurch die Abwechslung habe und immer wieder die Seiten wechseln kann. Dass ich die Perspektive tauschen kann, macht für mich meinen Beruf reicher. So kann ich im Theater als Regisseur auch mal eine andere Verantwortung übernehmen wie als Schauspieler. Es macht mir große Freude, ein Theaterstück im Ganzen zu gestalten. Das war für mich eigentlich nicht unbedingt ein Karrierewunsch, es kam einfach dazu, und ich möchte die Erfahrungen nicht missen. 

Die junge Vera (Maria Ehrich) hat Courage und vertreibt den gewalttätigen Vater des Nachbarsjungen Hinni (Marius Ahrendt) aus dem Haus von Karl Eckhoff (Milan Peschel) (Foto: ZDF/Boris Laewen)
Die junge Vera (Maria Ehrich) hat Courage und vertreibt den gewalttätigen Vater des Nachbarsjungen Hinni (Marius Ahrendt) aus dem Haus von Karl Eckhoff (Milan Peschel) (Foto: ZDF/Boris Laewen)

Mit Matthias Schweighöfer haben Sie ja schon vermehrt zusammengearbeitet? Werden aus Kollegen auch manchmal Freunde?

Milan Peschel: Mit Matthias war ich schon befreundet, bevor wir angefangen haben, miteinander zu arbeiten. Wir als Schauspieler verbringen oft eine ganz intensive, jedoch begrenzte Zeit miteinander. Danach verliert man sich aus den Augen, denn bei jedem stehen wieder andere Projekte an. Klar, ab und zu sieht man sich wieder, aber es ist eher die Ausnahme, dass ein intensiver Kontakt über längere Zeit hält.

Gibt es in Ihrem Familienleben auch einen Alltag? 

Milan Peschel: Na klar, ich gehe auch einkaufen, muss Flaschen wegbringen, staubsaugen und abwaschen (lacht).

Um von der Stadt abzuschalten, haben Sie sich einen Bauernhof auf dem Land gekauft. Wann ziehen Sie sich dorthin zurück? Ist das wie Urlaub für Sie?

Milan Peschel: Als in diesem Jahr der Lockdown kam, sind wir natürlich sofort aufs Land gefahren. Wir haben aber keinen Bauernhof mit Tieren, dafür müsste ja immer jemand zum Versorgen vor Ort sein, aber wir haben dort einen schönen Garten. Für uns ist es ein wunderbarer, wichtiger Rückzugsort, und ich sehe es als großes Glück an, dass wir diese Möglichkeit haben. In diesem Jahr haben wir sehr viel Zeit dort verbracht. 

Was wünschen Sie sich in der Zukunft für Ihre Familie?

Milan Peschel: Abgesehen von Gesundheit wünsche ich mir, dass wir alle glücklich sein können. Momentan ist das sehr schwierig angesichts der enormen Ungerechtigkeit und Ungleichheit, die auf der Welt herrscht. Ich finde es ganz schwierig zu sagen, dass es mir gut geht, und im Umkehrschluss, oder auch gerade dafür, dass wir uns wohlfühlen, geht es anderen Menschen auf der Welt sehr schlecht.

Heute Morgen habe ich Sie in einem Musikvideo von Mark Forster ganz zufällig entdeckt. 

Milan Peschel: Ja, tatsächlich. Als die Anfrage kam, habe ich damals gleich zugesagt. Ich mag Musikvideos echt gerne. Die unmittelbare Wirkung, die Musik auf ihre Zuhörer haben kann, fasziniert mich immer wieder. Deshalb bin ich gerne bei Musikvideos dabei!