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Leichenblass kommt Herr Schmidt von der Theke zurück. Er schüttelt sich kurz – angewidert starrt er dabei ins Leere. „Was ist los?“ „Ist was passiert?“ „Können wir helfen?“ Er reagiert nicht auf die Rufe der Kollegen, bleibt regungslos stehen. Erst nach einem weiteren Schüttler kann er sich aus seiner Schockstarre befreien. Er beginnt zu reden: „Diese Nägel! Wie kann man nur? Warum?“ 

„Ach, die Nägel!“, rufen Elli, Paula und Günther im Chor. Sie hatten schon befürchtet, Herr Schmidt müsse während ihres Mittagspausen-Einkaufsbummels vom Krankenwagen abtransportiert werden. Aber anscheinend hat er nur die aufwendig gestalteten Fingernägel der Verkäuferin entdeckt. Und da ist er empfindlich. „Ein eiskalter Schauer ist mir den Rücken runter gelaufen!“, erklärt er, „das ist doch nicht schön! Im Gegenteil! … diese Krallen! Verbieten sollte man das.“ 

„Um Himmels Willen, Herr Schmidt. Beruhigen Sie sich doch mal!“, versucht Elli ihn zu unterbrechen. Aber es ist hoffnungslos. „Habt ihr euch mal überlegt, wie die durch den Alltag kommen? Smartphone bedienen, auf einer Tastatur schreiben, Licht einschalten… die Dinger sind doch immer im Weg?“

Paula kommt ins Grübeln: „… das kriegen die alles hin, keine Sorge. Aber ich frage mich gerade, wie das mit dem Klopapier …“ „Boah! Paula!“, ruft Günther und verschluckt sich an seinem Crêpe, „wieso hast du das jetzt erwähnen müssen? Das krieg ich nie wieder aus dem Kopf!“ Elli mischt sich jetzt auch ein: „Seid doch ein bisschen toleranter! Da gibt es sicher eine Technik…“ Herr Schmidt schüttelt weiter den Kopf, bis sich seine Mine doch plötzlich erhellt: „Andererseits … kennt ihr das, wenn es genau an der Stelle auf dem Rücken juckt, wo ihr eigentlich nicht hinkommt?“ (hea)