• Geboren 1967 in Stuttgart
  • Seit 2016 mit dem Bundesaußenminister Heiko Maas liiert
  • Studierte Schauspiel in New York
  • Arbeitete in Paris, Mailand und New York als Model
  • Filme und Serien u.a.: Tatort, Unter anderen Umständen, Die Sturmflut, Die Säulen der Erde 
  • Auszeichnungen: 1997 Goldener Gong, 2000 Deutscher Fernsehpreis

Den ersten Film der Krimireihe „Unter anderen Umständen“ sendete das ZDF im Jahre 2006 als „Fernsehfilm der Woche“. Im Februar und März 2020 wurde der 18. Film mit Natalia Wörner als Kommissarin Jana Winter gedreht, wobei ihr Einsatzgebiet im 16. Film von Schleswig nach Flensburg verlegt wurde. Am Montag, 23. November, um 20.15 Uhr, ist Natalia Wörner alias Jana Winter erneut mit ihrem Ermittlungsteam im ZDF zu sehen. 

In der Reihe „Unter anderen Umständen“ spielen Sie Jana Winter, Kriminalkommissarin und auch alleinerziehende Mutter. Ihr Spürsinn für die psychologische Dimension von Verbrechen führt Sie oft auf die richtige Spur. Haben Frauen hierfür ein besseres Gespür als Männer?

Natalia Wörner: Jeder Mensch ist mit unterschiedlichen Talenten ausgestattet. Ich sehe es kritisch, Frauen und Männern grundsätzlich eine andere Form von Spürsinn oder eine andere Form von Sensibilität zu attestieren. Es wäre ein bisschen zu simpel zu sagen, Frauen sind in diesem Bereich die intuitiveren Wesen. Es ist definitiv ein ganz bestimmter Menschenschlag, der diesen Beruf wirklich exemplarisch gut macht. Ich habe vor vielen Jahren einen Profiler aus Wien kennengelernt. Bei ihm hatte ich das Gefühl, dass er sowohl mental als auch intuitiv ein extrem gut aufgestellter Mann ist. Ich glaube, dass das, wie in allen Berufen, Extremtalente sind, die vollkommen geschlechtsunspezifisch sind.

 Wir sind schon eine sehr eingeschworene Familie geworden. 

Sind die Drehs für die Filmreihe „Unter anderen Umständen“ ein bisschen wie nachhause kommen?

Natalia Wörner: Ja, wir sind schon, gemessen an der langen Zeit, die wir uns nun kennen, eine Filmfamilie geworden. Der Kern kennt sich seit 16 Jahren und arbeitet kontinuierlich zusammen, was sehr besonders ist. Judith Kennel hat bei jedem Film Regie geführt. Ich kenne keine Serie oder Reihe, die von einer Regisseurin oder einem Regisseur so lange begleitet wird. Wir sind schon eine sehr eingeschworene Familie geworden und das fühlt sich gut an.

Es ist teilweise schon harte Arbeit, Ihre männlichen Serienkollegen von Ihrer Meinung zu überzeugen. Sie müssen sich in der Rolle der Jana Winter immer wieder gegen Ihre männlichen Kollegen durchsetzen. Das lässt sich auch heute noch auf unsere Gesellschaft spiegeln oder wie sehen Sie das? Wie weit sind wir hinsichtlich der Gleichstellung von Mann und Frau? 

Natalia Wörner: Wir sind auf dem Weg und noch lange nicht an dem Punkt, an dem wir sein könnten. In der Kampagne „#Ich will“, die ich auch mitbegleite , haben sich sehr unterschiedliche Frauen aus den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Politik, Medien und Wissenschaft zusammengeschlossen, um sich dafür einzusetzen, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen. Wir fordern, dass ein Gesetzesentwurf, der im Koalitionsvertrag eigentlich schon abgesegnet ist, auch tatsächlich in dieser Legislaturperiode noch verabschiedet wird. Das ist eine historische Chance, die wir nicht verpassen dürfen. Natürlich wissen wir alle, dass die Gleichstellung sowie die Gleichberechtigung noch lange nicht so umgesetzt werden, wie es eigentlich sein sollte. Es stimmt nicht, dass Frauen nicht wollen oder nicht können – Frauen wollen und können! Unsere Bewegung sagt, wir wollen bitteschön eine gesetzliche Verankerung, um die Quote auch an Stellen zu etablieren, an denen sie bisher noch nicht umgesetzt wurde, unter anderem im Bereich der Unternehmensvorstände. Jetzt ist es an der Zeit, diesen Weg zu gehen, und das auch bis zum Ende. Da müssen wir eben alle zusammen Schulter an Schulter die Forderung wiederholen, bis sie ein Teil unserer Realität wird. Klar, es gibt da noch eine große Arbeitsleistung. Aber man muss es auch sichtbar und verlautbar machen.

 Mich hat das nicht mehr losgelassen. 

Jana Winter (Natalia Wörner, l.) lässt sich von Maik (Timo Jacobs, r.) das CamKittens-Filmstudio zeigen. (Foto: ZDF/Manju Sawhney)
Jana Winter (Natalia Wörner, l.) lässt sich von Maik (Timo Jacobs, r.) das CamKittens-Filmstudio zeigen. (Foto: ZDF/Manju Sawhney)

Sie engagieren sich für die Initiative „#sicherheim“ – eine Kampagne gegen häusliche Gewalt. Wie kamen Sie dazu? Gab es für Sie einen bestimmten Anlass?

Natalia Wörner: Die Initiative folgte einem Impuls von mir am Anfang des ersten Lockdowns. Ich las einen Artikel, in dem es um eine junge Assistenzärztin in Italien ging, die von ihrem Freund umgebracht wurde, weil er dachte, sie hätte Corona und hätte ihn damit infiziert. Das war ein heftiger Artikel, der im Spiegel relativ viral ging. In einem weiteren Artikel, den ich gelesen hatte, ging es um ein Codewort, das in Frankreich für Frauen eingerichtet wurde, die aufgrund des Lockdowns zuhause in den eigenen vier Wänden eingeschlossen sind und schwer von häuslicher Gewalt betroffen sind. Diese Frauen hatten gar nicht mehr anderweitig die Möglichkeit zu kommunizieren, da sie die ganze Zeit nur noch vom Partner unter Beschuss standen. So wurde das Codewort „Maske19“ ins Leben gerufen. Sobald eine Frau in einer Apotheke in Frankreich „Maske 19“ sagt, weiß man dort sofort, dass es um häusliche Gewalt geht und die Polizei wird alarmiert. Mich hat das nicht mehr losgelassen. Daraus entstanden viele Gespräche mit Menschen, die mir nahe sind, und dabei entstand bei mir der Impuls, diese Initiative zu gründen, was ich mit Marc Lepetit, dem Produzenten der UFA dann auch tat. Daraufhin kamen sehr viele Menschen, die sich tatkräftig einsetzen wollten, hinzu. Unterstützung von Werbe- und Presse-Agenturen, die alle pro bono kreiert, gearbeitet und geshootet haben. Wir haben von Bertelsmann ganz viel Zeit und Werbefläche hierfür geschenkt bekommen, das hätte man so gar nicht bezahlen können, was wir da gemacht haben und nach wie vor noch machen. So wurde aus dem ersten Impuls eine große Kampagne, die bis jetzt Bestand hat. Warum macht man so etwas? Weil ein Thema auf einen zukommt und sagt: „Nimm mich an die Hand und gehe mit mir ein Stück des Weges.“ Ich glaube, dass dieses Thema so viele Frauen auf sehr subtile und auch auf sehr brutale Weise betrifft, dass man davor einfach nicht Halt machen darf. Es betrifft alle Schichten, alle Kulturkreise, alle Religionen. Es betrifft jede dritte Frau in Deutschland. Wir reden von massiver physischer Gewalt, wir reden aber auch von psychischer Gewalt, von emotionaler, digitaler und verbaler Gewalt. Ein Teil dessen, was wir machen, ist, dass wir darüber reden, eine Aufmerksamkeit auf dieses Thema richten und dadurch auch eine andere Form von Sensibilisierung erreichen wollen. Das ist etwas, was wir als Gesellschaft machen können, um auf Menschen zuzugehen, die von Gewalt betroffen sind. Wir wollen den gewaltbetroffenen Frauen ein Stück Angst und Scham nehmen, darüber zu sprechen und sich Hilfe zu suchen.

 „Me Too“: kein mensch will das. 

Alwa (Lisa Werlinder, l.), Jana Winter (Natalia Wörner, M.) und Brauner (Martin Brambach, r.) am Leichenfundort. Die dänische Polizei übernimmt den Fall. (Foto: ZDF/Manju Sawhney)
Alwa (Lisa Werlinder, l.), Jana Winter (Natalia Wörner, M.) und Brauner (Martin Brambach, r.) am Leichenfundort. Die dänische Polizei übernimmt den Fall. (Foto: ZDF/Manju Sawhney)

Seit 2017 ist auch die „Me Too-Bewegung“ gegen sexuelle Gewalt auf dem Vormarsch. Wie sehen Sie unsere heutige Gesellschaft in Bezug darauf?

Natalia Wörner: Es hat sich seither auf alle Fälle etwas verändert. Zumal ich glaube, dass die „Me Too-Bewegung“ auch nur im Kollektiv Kraft und Wirkung bekommen hat. Es ist eine Bewegung, die weltweit sofort eine große Resonanz erhalten hat. Der alltäglich Sexismus, den wir nach wie vor erleben, wird einfach nicht mehr toleriert. Man hat eine Sprache dafür gefunden. Es ist selbstverständlicher geworden, die Dinge klar abzugrenzen und diese auch von sich zu weisen. Herrenwitzchen, die zu Lasten von Frauen gehen, bleiben heute beispielsweise nicht mehr unkommentiert. Ich rede aber übrigens nicht nur von Frauen, sondern auch von Männern, die das genauso schrecklich finden und erleben. Kein Mensch will das. In der gesamten Wahrnehmung fand hierzu eine Veränderung statt. 

Sie setzen sich seit vielen Jahren als Botschafterin für die Kindernothilfe ein. Gibt es aktuelle Projekte, die Sie momentan begleiten und unterstützen?

Natalia Wörner: In diesem Jahr konnte ich keine Projektreisen begleiten. Wir haben für verschiedene Projekte virtuell Geld gesammelt, aber es ist natürlich kein Jahr für Begegnungen, leider.

Schauspielerin Natalia Wörner
Schauspielerin Natalia Wörner

Kommen wir nochmal kurz zum Film zurück. Gibt es eine von Ihnen gespielte Rolle, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Natalia Wörner: Oh, da gibt es viele Projekte. Es ist schwierig, daraus jetzt eines besonders hervorzuheben. ‚Die Säulen der Erde’ war sicherlich eines meiner persönlichen Highlights.