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Neben der Spur

Das Auto voller Kratzer, die Haare stehen wirr vom Kopf, die Nerven liegen blank, als Paula von ihrem Termin zurück in die Redaktion kommt. „Meine Güte, was ist denn mit dir passiert?“, fragt Günther besorgt. „Du siehst aus, als hättest du mit einem wilden Tier gekämpft.“ „So ähnlich“, entgegnet Paula genervt. „Ich hatte einen Kampf mit meinem wildgewordenen Navi.“ „Den du offenbar verloren hast“, amüsiert sich Elli.

Während Paula versucht, ihre zersausten Haare zu bändigen, erzählt sie: „Ich hatte heute einen Termin, der eigentlich nur drei Ortschaften weiter lag. Ich bin es aber inzwischen so sehr gewohnt, nach dem Navi zu fahren, dass ich mir die Wege vorher gar nicht mehr anschaue. Nun hat mich meine Naivität bestraft.“ „Du benutzt das Teil ja auch wirklich ständig“, lacht Elli. „Ich glaube, ohne dein Navi würdest du nicht mal den Weg zu deinem Schreibtisch finden.“ Paula verdreht die Augen. „Jedenfalls hat mein Navi mich und mein Auto diesmal auf einen Waldweg geleitet, der nicht so aussah, als wäre jemals zuvor ein Auto dort gefahren. Ich habe mich zwar gewundert, bin dann aber trotzdem weiter. Das Navi hatte ja bisher immer recht! Schlussendlich finde ich mich einsam und verlassen mitten im Wald wieder. Keine Straße, keine Menschen, keine Ahnung. Ich glaube, ich habe sogar zwei Hobbits gesehen.“

Elli und Günther schauen sich an, blicken auf Paulas verwirrte Erscheinung und beginnen dann lauthals zu lachen. „Paula ist wohl etwas vom rechten Weg abgekommen“, meint Günther. „Gut, dass du nicht zu Zeiten von Christoph Kolumbus gelebt hast. Du hättest alleine bestimmt nicht mal das Boot gefunden.“ „Weißt du Paula“, Elli fängt an zu erzählen:„Sowas Ähnliches ist mir auch schon einmal passiert. Einmal meinte mein Navi plötzlich, ich solle mitten auf der Autobahn wenden. Wobei ich auf dem richtigen Weg war.“ „Ging mir auch schon mal so“, wirft Günther ein. „Mein Navi hat einmal steif und fest behauptet, ich solle weiter gerade aus und mitten in einen See fahren. Manchmal ist eben auch die Technik etwas neben der Spur. Gut, dass ich meinen Kopf nicht ganz ausgeschaltet hab‘ wie du, Paula, sonst wäre es wohl noch ein feucht-fröhlicher Tag für mich und mein Auto geworden.“

Wenn auch etwas zerknirscht, muss Paula den anderen recht geben. Ein Blick auf die Karte genügte und Paula konnte sehen, dass sie mit dem Navi komplett neben der Spur gelaufen war. Eine wunderschöne Landstraße hätte sie auf direktem Weg zu ihrem Ziel geführt und wäre nur eine Minute länger gewesen. Ihr Auto und ihre Nerven hätten es ihr gedankt, wenn sie etwas aufmerksamker gewesen wäre. Mal wieder was fürs Leben gelernt.

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