Nur Ein Knarzen im Gebälk?

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne

Paula und Elli kommen gleichzeitig aus den nebeneinanderliegenden Toiletten und Paula zuckt zusammen, als hätte sie den Teufel höchstpersönlich gesehen. „Boah, hab ich mich erschreckt, Elli“, gesteht sie und fasst sich dabei an den Hals. „Ich arbeite hier!“, entgegnet Elli trocken. „Du müsstest mich also schon einmal gesehen haben!“

In der Mittagspause erklärt Elli: „Zuhause, wenn der eine den anderen mal aus Versehen erschreckt, sagt der andere ‚Entschuldigung, ich wohne hier!‘ Das kommt bei uns sehr häufig vor! Manchmal auch absichtlich“, grinst sie. „Sich zu erschrecken ist witzig! Einmal lag ich fast eine halbe Stunde im Bettkasten, um meinen Freund zu erschrecken. Es dauerte ewig, bis er endlich mal ins Schlafzimmer kam. Aber sein erschrecktes Gesicht war einfach toll! Und ein anderes Mal hab ich mich unter einer schwarzen Decke im dunklen Badezimmer in der Badewanne versteckt und laut ‚Boooo‘ gerufen, als er reinkam. Mein Freund ist fast einen Meter in die Luft gesprungen vor Schreck!“, freut sich Elli. „Ihr seid doch verrückt!“, erwidert Paula. „Euch absichtlich zu erschrecken. Einer von euch bekommt noch einen Herzinfarkt! Gerade, wenn ich alleine daheim bin, bin ich sehr schreckhaft. Einmal habe ich die ganze Zeit das Klicken der Tastatur und der Maus im Arbeitszimmer meines Freundes gehört, bis ich festgestellt habe, dass er gar nicht im Haus ist. Das war vielleicht gruselig!“

„Kann ich voll verstehen!“, gibt Günther zu. „Als ich jünger war, hörte ich meinen Bruder auf dem Dachboden rumlaufen und pfeifen, dabei war er gar nicht da. Das hatte mich damals sehr erschreckt. Meine Eltern erklärten mir, dass das Pfeifen der Wind gewesen sei, der über die Dachziegeln streifte und die Schritte seien einfach ein Knarzen im Gebälk gewesen – keine Geister und Gespenster. Naja, beruhigt hat mich das nicht gerade.“
„Als kleiner Junge hab ich mich mal vor einer Vogelspinne erschreckt, die im Naturkundemuseum aus ihrem Terrarium ausgebüchst war und auf mich zurannte! Das sind wenigstens reale Ängste!“, gibt Herr Schmidt zu bedenken.

„Igitt, vor Spinnen hab ich auch Angst! Ich wär bestimmt in Ohnmacht gefallen oder einfach nur starr vor Schreck gewesen!, gibt Paula zu. „Apropos starr vor Schreck. Ich erzähl euch mal von meinem persönlichen Höhepunkt unserer Olympiade des Schreckens. Ich war alleine im Haus, lag gemütlich in der Badewanne und plötzlich geht langsam die Tür auf und eine schwarz-behandschuhte Hand mit einem langen Messer wurde sichtbar. Ich war starr vor Schreck und hätte fast das Wasser gelb gefärbt, wenn ich nicht das Kichern meines Freundes gehört hätte!“, schwärmt Elli.
„Ich sag doch: total verrückt“, schüttelt Paula den Kopf.