Wörth/Klingenmünster/Rohrbach. Die Osterferien sind offiziell vorbei in Rheinland-Pfalz – aber bis wieder Normalität in den Schulalltag einkehrt ist es noch ein langer Weg. Unterricht wie vor der Krise – den wird es an einigen Stellen vielleicht nie wieder geben. Und das ist etwas Gutes!

Schrittweise dürfen die Kinder ab Ende April in Rheinland-Pfalz wieder den Unterricht besuchen. Schule wie in der Zeit vor der Krise wird es aber trotzdem noch lange nicht geben – zum Einen weil natürlich viele Sicherheits- und Hygienemaßnahmen getroffen werden müssen, die großen Einfluss auf den Ablauf im Schulalltag heben. Aber es wird auch Veränderungen in der Art des Unterrichtens geben.

Fortschritt durch die Krise? Das PFALZ-ECHO hat sich bei einigen Lehrern aus der Region umgehört und ein einstimmiges Fazit als Rückmeldung erhalten: In den letzten Wochen hat sich auf dem Gebiet der Digitalisierung an den Schulen extrem viel getan – gezwungenermaßen. Und das ist gut so. „Der Digitalisierungsschub in den letzten Wochen war immens, das ist ein positiver Nebeneffekt dieser Krise“, berichtet beispielsweise Christoph Kühner, der Mathematik und Chemie an einem Gymnasium unterrichtet. Auch bei Kollegen, die vorher kaum mit digitalen Lern-Plattformen oder Ähnlichem gearbeitet haben, sei das Verständnis inzwischen sehr groß. „Wichtig ist jetzt, dass sich ein einheitliches System pro Schule durchsetzt und flächendeckend geschult wird, aber da bin ich optimistisch!“, so Kühner weiter.

Ganz einfach war die Umstellung auf digitalen Unterricht aber natürlich nicht, wie auch Thilo König, Lehrer an der IGS Wörth berichtet: „Viele meiner Schüler haben zuhause nur ihr Smartphone, aber keinen Rechner zur Verfügung. Wenn es einen Rechner im Haushalt gibt, wird dieser – gerade im Moment – oft von den Eltern im Homeoffice gebraucht. Auch ein Drucker steht den wenigsten zur Verfügung.“ In wöchentlichen E-Mails hat er seinen Klassen themenbezogene Aufgaben zukommen lassen – meist in Form von Arbeitsblättern, aber in Form von (freiwilligen) Aufgaben, sich über bestimmte aktuelle Themen zu informieren. Im Fach „Sport“ war das natürlich etwas schwieriger, aber auch da konnte der Lehrer seinen Schülern Aufgaben übermitteln. „Das Vorturnen habe ich aber lieber Profis überlassen: Die Basketballer von Alba Berlin haben da ein paar tolle Videos produziert, die ich meinen Schülern weitergeleitet habe!“

An Grundschulen gestaltet sich digitales Lernen dagegen etwas anders. Zwar hat auch Kerstin Reichling, Grundschullehrerin in Klingenmünster, ihren Schülern, bzw. deren Eltern, wöchentlich Aufgaben per E-Mail zukommen lassen – trotzdem ist auch vieles weiter „analog“ abgelaufen. Sie hat jede Woche kleine Pakete mit Arbeitsblättern zusammengestellt, die für jeden Schüler vor Ort in der Grundschule abgeholt werden konnten – auch die bearbeiteten Aufgaben aus der Vorwoche konnten so zurückgegeben werden. „Das ist natürlich an einer kleinen Schule, wo auch alle im Ort wohnen, relativ einfach zu organisieren“, erzählt sie. Mit ihren Kollegen hat sie so auch sehr schnell ein einheitliches System erarbeitet. Zusätzlich dient der Lehrerin aber beispielsweise Instagram als Inspiration für neue (digitale) Lehr-Methoden. „Es gibt einige sehr gute Accounts von Lehrern dort, wo man sich immer wieder etwas abschauen kann. Es gibt zum Beispiel einige Cloud-Dienste, die speziell für Schulen gemacht sind und mit denen ich mich jetzt intensiver beschäftigt habe.“

Wie genau es nun in den nächsten Wochen und Monaten weitergeht, ist jedoch nich unklar. Es steht jetzt zunächst viel Planungsarbeit auf dem Programm. Die Vorgaben zur langsamen Öffnung der Schulen wird von den Lehrern positiv bewertet. Auch wenn man dabei natürlich in einem Dilemma stecke, ob zuerst die jüngeren oder die älteren Jahrgänge wieder unterrichtet werden soll. Für beide Varianten gebe es gute Argumente, meint Christoph Kühner und sagt weiter: „Ich denke, das ist jetzt aber ein funktionaler Kompromiss, mit dem wir gut umgehen können.“

Wann es wieder so in den Klassenräumen aussehen wird, ist unklar. (Foto: Freepik)