Kandel/Hördt. Das Osterfest steht bevor, es ist April, die Sonne scheint, die Temperaturen liegen bei über 20 Grad – beste Voraussetzungen für das Saisonprodukt der Region schlechthin: Spargel. Wäre da nicht das Virus. Denn eine Maßnahme, um die Ausbreitung zu verlangsamen sind Einreisestopps. Das trifft Gemüsebauern aus der Region vor allem im Hinblick auf die fehlenden Erntehelfer, die meist aus Rumänien für einige Monate nach Deutschland reisen, um hier auf den Feldern zu arbeiten.

In den vergangenen Wochen war dieses Thema deswegen auch immer wieder in den Medien. Inzwischen hat die Bundesregierung einige Ausnahmen genehmigt und es so einigen tausend Helfern ermöglicht, doch für eine gewisse Zeit zum Arbeiten einreisen zu können. Unter strengen Auflagen allerdings. Michael Zapf vom Hofmarkt Zapf in Kandel berichtet: „Wer zu uns mit dem Flugzeug kommt, wird vor dem Start in Rumänien medizinisch untersucht und hier in Deutschland nach der Landung noch ein weiteres Mal. Wir achten darauf, dass im Bus vom Flughafen hierher genug Abstand gehalten werden kann, außerdem werden die Gruppen hier bei der Unterbringung räumlich so getrennt, dass die neu eingereisten zwei Wochen lang eine sogenannte interne Quarantäne durchlaufen können.“ Ähnlich läuft es auch auf dem Spargelhof Böhm in Hördt. Eine kleine Gruppe von Erntehelfern soll in den kommenden Tagen einreisen. Mit den Behörden konnte hier eine Einreise mit dem Auto geregelt werden – aber die zweiwöchige Quarantäne müssen sie natürlich ebenfalls durchlaufen.

Es sind aber natürlich deutlich weniger Helfer aus dem Ausland in diesem Jahr und die Obst- und Gemüsebauern müssen sich Alternativen überlegen. Sowohl bei Böhm in Hördt als auch bei Zapf in Kandel arbeiten inzwischen Menschen aus der Region auf den Feldern mit. Claudia Wolf vom Spargelhof Böhm berichtet, dass sie gar nicht aktiv nach Helfern suchen mussten, sondern dass sich einige ganz von alleine angeboten haben. Zapf hingegen hat durch einen Aufruf über eine Online-Plattform viele Helfer aus der Region finden können. „Wir haben innerhalb weniger Tage über 200 Bewerbungen bekommen. Die Resonanz hat uns selbst überwältigt, 20 davon haben wir inzwischen eingestellt und sie machen eine wirklich gute Arbeit! Darunter sind Studenten, Lehrer, Optiker – bunt gemischt. Ich bin wirklich positiv überrascht, wie gut das funktioniert hat.“

Neben der Ernte gestaltet sich auch der Verkauf der Spargeln (und anderer Produkte) auf den Höfen ganz anders als sonst: Glasscheiben, Anstandsregeln, Handschuhe, Desinfektionsmittel – die Hofläden in der Südpfalz haben sich umstellen müssen.
Aber – und das ist die gute Nachricht: Die Produkte verkaufen sich sehr gut in diesem Jahr. „Die Situation ist schwierig, weil man nur schwer planen kann und nicht weiß, wie sich das alles weiter entwickeln. Aber mit unserer Ernte und auch dem Verkauf über den Hofladen und an den Großmarkt sind wir sehr zufrieden! Das wird sehr gut angenommen“, sagt Michael Zapf.

Nachhaltigkeit, Regionalität – das war auch schon vor Corona ein großes Thema. Es scheint, als würde die Pandemie diese Entwicklung beschleunigen. Die Menschen wollen sich weniger abhängig von Importen oder Großkonzernen machen und unterstützen in dieser Zeit gerne regionale Betriebe. Das kommt den Landwirten in der Region zugute – und so kann es durchaus eine sehr gute Spargel-Saison werden. (hea)

Vom Acker auf den Teller

Die Spargelernte ist harte Arbeit. Mit viel technischer Hilfe und unersetzlichem menschlichen Einsatz. Kräftige Arme, ein robuster Rücken und je nach Wetterlage guter Sonnen- oder Regenschutz sind bloß die Grundvoraussetzungen bei der Spargelernte.
Geerntet (ausgestochen) werden die Spargelstangen mittels eines brecheisenähnlichen Stechmessers. Es gibt bereits Ernte-Maschinen, mit denen in kurzer Zeit große Mengen an Spargel geerntet und viele Erntehelfer eingespart werden können. Die mangelnde Verfügbarkeit von Erntehelfern ist nicht nur in Corona-Zeiten ein Problem der Spargel-Branche. Unter den Bauern sind maschinelle Erntehelfer dennoch umstritten – zumal unklar ist, ob Mensch oder Maschine effizienter sind.

Ganz schön ergiebig ist das Erdreich auf den Feldern: Rund 100 Kilogramm Spargel pro Tag und Hektar liefern die zu Dämmen aufgeschütteten Reihen die mit Folien abgedeckt sind. Bis zur ersten Ernte vergehen allerdings rund zwei Jahre. Wenn es richtig warm ist, wachsen die Stangen natürlich noch schneller und die Erntemenge steigt an.
Nachdem der Spargel aus der Erde geholt wurde, geht es schnellstmöglich vom Feld zum Hof, wo er maschinell gekürzt, mittels Wasserdusche und Bürsten gereinigt und mithilfe einer Hochleistungskamera nach bestimmten Parametern sortiert und in verschiedenen Kisten landet. Danach wird in Eiswasser heruntergekühlt und kurzfristig im Kühlhaus gelagert. Alles, was nicht ab Hof verkauft wird, wird an den „Pfalzmarkt für Obst und Gemüse“ geliefert. Auf Wunsch erhält die Kundschaft den Spargel auch geschält. Der Spargel wird stets frisch oder auf Vorbestellung geschält. Die Spargelsaison endet spätestens am 24. Juni, dem Johannistag (Bauernregel: „Stich den Spargel nie nach Johanni“).  Danach darf die Pflanze ins Kraut schießen und bis zum nächsten Frühjahr regenerieren.

Tipp:
Den Spargel gleich nach dem Kauf in ein nasses Handtuch wickeln und im Kühlschrank lagern. So hält er sich ungefähr drei bis vier Tage. Wer den Spargel erst zu einem späteren Zeitpunkt verzehren möchte, kann ihn auch einfrieren.