Tabuthema Depression

Wie das Schweigen die Depression zur Volkskrankheit macht

Depression ist eine anerkannte Krankheit, kein Modewort. Trotz ihrer großen Verbreitung, ist sie immer noch für viele Betroffene ein Tabuthema. Wer erkrankt ist, sollte sich Hilfe holen, sagt Dr. Sylivia Claus, Chefärztin der psychatrischen Klinik in Klingenmünster.

Wie entstehen Depressionen und was sind die Auslöser?

Dr. Sylvia Claus: Es gibt zwei Seiten, die Neurobiologische und die Psychosoziale. Neurobiologische Faktoren, hängen mit Hirnbotenstoffen oder einer genetischen Veranlagung zusammen. Psychosoziale Faktoren hängen mit Erfahrungen aus Kindheit und Jungend zusammen. Stressfaktoren können ebenso Auslöser sein: der Verlust eines Angehörigen, Arbeitslosigkeit, schwere Krankheiten oder Heirat und Geburt eines Kindes.

Welche Symptome treten auf und wie können diese erkannt werden?

Dr. Sylvia Claus: Die Depression ist eine definierte Erkrankung, die auch von der depressiven Verstimmung abzugrenzen ist. Die Symptome müssen mindestens 14 Tage am Stück anhalten und dürfen in der Intensität nicht veränderbar sein. Hauptkriterien sind : depressive Stimmung, verminderter Antrieb und Verlust von Interesse und Freude. Weitere Kriterien sind Appetitverlust, Gewichtsverlust, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Wertlosigkeit und geringes Selbstwertgefühl.

Wie kann ich einer betroffenen Person helfen und wo bekommt sie Hilfe?

Dr. Sylvia Claus: Die Person ansprechen ist der erste Schritt. Die erste medizinische Anlaufstelle sind Hausärzte. Sie sind darin geschult eine Basiseinschätzung vorzunehmen. Bei einer leichten Depression können sich Betroffene an psychosoziale Beratungsstellen wenden. Bei einer schweren Depression, sollte neben der Behandlung mit Antidepressiva, auch eine Psychotherapie erfolgen.

Kann eine Depression geheilt werden und wie hoch ist die Gefahr eines Rückfalls?

Dr. Sylvia Claus: Nach einem tragischen Ereignis kann eine Depression entstehen, die nach Behandlung nicht erneut auftritt. Bei der wiederkehrenden Depression besteht ein höheres Risiko, dass unter bestimmten Belastungen, depressive Phasen entstehen. Menschen mit solch einer Veranlagung müssen besonders gut in der dunklen Jahreszeit auf sich achten. Vorgebeugt werden kann, mit einem guten Tag-Nacht-Rhythmus, Aktivitäten an der frischen Luft und regelmäßiger Bewegung. (nbr)