Herr Weber, Sie sind seit 1993 Geschäftsführer des Einrichtungshauses Weber. Wie sind Sie in diese Position gekommen?

Armin Weber: Wir haben im letzten Jahr unser 50-jähriges Firmenbestehen gefeiert. Gegründet wurde die Firma vor 50 Jahren von meinen Eltern. Ich bin mittlerweile 51 Jahre alt – sprich, ich bin 1967 geboren und im gleichen Jahr wurde das damalige Firmengebäude gekauft. Die Eröffnung fand dann im folgenden Jahr 1968 statt. Man kann also sagen, ich bin mit dem Geschäft groß geworden.

Ihre Eltern haben also 1967 das Geschäft gekauft – damals gab es das Gebäude, das heutige Einrichtungshaus Weber auf der grünen Wiese, noch nicht. Das Geschäft war im Ortskern von Herxheim.

Armin Weber: Meine Eltern haben damals eine alte, leerstehende Tabakfabrik gekauft und diese zu einem Möbelgeschäft umgebaut. Es folgten verschiedene Erweiterungsbauten bis wir dann an unsere räumlichen Grenzen gestoßen sind und auf die grüne Wiese, sprich unseren heutigen Standort, gezogen sind.

Sie sind in Ihre heutige Unternehmensposition hineingeboren, aber dafür haben Sie natürlich auch etwas getan. Was haben Sie gelernt?

Armin Weber: Ich bin natürlich nicht als Geschäftsführer in das Unternehmen hineingeboren worden. Ich habe in Landau am Otto-Hahn-Gymnasium mein Abitur abgelegt. Nach der Grundwehrdienstzeit habe ich ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim absolviert und als Diplom-Kaufmann abgeschlossen.

Sie haben sich nicht von Anfang an auf die Möbelbranche spezialisiert?

Armin Weber: Nein. Ich habe es mir offengelassen, ob ich nach der Ausbildung in das elterliche Unternehmen eintrete. Im Gegenteil. Während meiner Jugendjahre hatte ich nicht vor, das Gleiche zu tun, wie meine Eltern. Jugendliche wollen es immer anders machen als die Eltern. Im Verlauf des Grundstudiums habe ich aber schnell gemerkt, dass es mir durchaus liegen würde, in den Einzelhandel zu gehen und im Speziellen in den Möbeleinzelhandel. Ich habe dann das Gespräch mit meinen Eltern gesucht und wir haben uns über verschiedene Eckpunkte geeinigt. Mein Hauptstudium habe ich dann auf den Einzelhandel ausgerichtet. Ich habe mich dann im Hauptstudium thematisch auf die Bereiche Marketing und Organisation ausgerichtet.

Das heißt, dass es für Sie nie alternative Berufswünsche gab?

Armin Weber: Dann nicht mehr, nein (lacht). Ich hätte mir auch vorstellen können, in den Finanzbereich zu gehen – aber es gab nun einmal dieses Unternehmen meiner Eltern.

Die Zahlen lagen Ihnen schon immer…

Armin Weber. Genau. Mein Vater war Schreinermeister– und hat sich somit der Möbelbranche von der fachlichen bzw. handwerklichen Seite genähert. Als Betriebswirt ist man branchenfremd und hat die Fähigkeiten und Kenntnisse eines Schreinermeisters nicht. Dafür kennt man das Gerüst, das ein Unternehmen haben muss, damit es funktioniert. Und dieser Aspekt lag mir mehr.

Heutzutage bestellen sich immer mehr Verbraucher Produkte im Internet. Gilt das auch für Möbel? Wie bewerten Sie die Zukunft des stationären Möbelhandels?

Armin Weber: Der Onlinehandel stellt alle Einzelhandelsbranchen vor mehr oder weniger große Herausforderungen. Momentan ist es so, dass etwa acht Prozent der Ausgaben für Möbel über das Internet erfolgen. Prognosen sagen, dass sich diese Zahl in zehn Jahren verdoppelt haben wird. Das ist noch nicht so hoch. Wir haben das Glück, dass unsere Ware, um sich ein genaues Bild von ihr zu machen, von den Kunden auch angefasst werden muss. Die Kunden möchten die Größe des Möbelstücks in einem realen Raum sehen und wollen diese nicht über einen Bildschirm abschätzen. Das ist also eine Barriere des Onlinekaufs. Wir beobachten aber durchaus, dass einzelne Artikel und Warengruppen viel stärker über das Internet verkauft werden – allen voran Produkte, die sich gut in den Standardpaketen verpacken und verschicken lassen. In diesem Beriech ist der Onlinehandel eine große Konkurrenz.

Welche Rolle wird die Möbelbranche in Zukunft in Deutschland und weltweit spielen?

Armin Weber: Nirgendwo in der Welt hat Wohnen einen so hohen Stellenwert wie in Deutschland. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Möbel sind in Deutschland, gemessen an den anderen europäischen Ländern, auf dem höchsten Stand. Natürlich gibt es immer verschiedene Trends. Auf der einen Seite wollen die Menschen reisen – und Geld, das für Reisen ausgegeben wird, fehlt für die Einrichtung der eigenen vier Wände. Auf der anderen Seite gibt es immer Phasen, in denen die Kunden zuhause bleiben – das nennt man Cocooning – und es sich gemütlich machen. Diese Trends verlaufen zyklisch.

Welche Vor- und Nachteile hat, aus unternehmerischer Sicht, der Standort Herxheim für Sie?

Armin Weber: In Herxheim gibt es neben unserem Möbelhaus noch ein weiteres großes. Das ist kein Zufall. Damals gab es in Herxheim eine Küchenfabrik. Aus dieser heraus haben sich Schreinermeister selbstständig gemacht. Ich sehe es als Vorteil, dass es heute zwei größere Möbelhäuser in Herxheim gibt. Wenn Kunden eine längere Anfahrt haben, kann man sich in zwei Häusern umschauen. Ein weiterer Standortvorteil für Herxheim ist die günstige Verkehrsanbindung durch die A65. Man kann uns von Ludwigshafen bis Karlsruhe innerhalb kürzester Zeit erreichen. Und wir sind über die B10 auch von Pirmasens aus leicht erreichbar. Zudem herrscht hier eine hohe Kaufkraft. Ein Nachteil ist die ländliche Region mit ihrer dünnen Besiedlung. Dennoch sind wir in Herxheim rundum zufrieden.

Sind Sie von dem Fachkräftemangel betroffen?

Armin Weber: Die geburtenschwachen Jahrgänge haben große Auswirkungen auf die Einzelhandelsbranche. Aus Sicht vieler Arbeitnehmer hat diese Branche sehr unattraktive Arbeitszeiten. Bei uns muss abends bis 19.30 Uhr gearbeitet werden, samstags bis 18 Uhr. Wenn man einer normalen Bürotätigkeit nachgeht, hat man freitags meist schon zwischen 15 und 16 Uhr Feierabend – und für viele junge Menschen hat die Freizeit einen hohen Stellenwert, vor allem die am Wochenende. Das trifft uns hart. Aber bei uns kann man sehr flexibel arbeiten. Die Mitarbeiter haben zum Beispiel in der Woche mal einen Tag frei. Ich bin, neben meiner Tätigkeit als Geschäftsführer, bei der Industrie- und Handelskammer seit über 15 Jahren als Prüfer engagiert. Mir ist es sehr wichtig, junge Menschen zu qualifizieren. Wem der Umgang mit Menschen Spaß macht und wer ein mathematisches Grundverständnis besitzt, ist in der Einzelhandelsbranche gut aufgehoben und wird mit Sicherheit auch erfolgreich sein.

Der Fachkräftemangel ist eine große Herausforderung der Zukunft. Ist dieser auch die größte Herausforderung oder gibt es weitere Themen, die Sie in Zukunft beschäftigen werden?

Armin Weber: Neben der Personalfrage spielt auch die Digitalisierung eine große Rolle. Alle Branchen, sowohl Industriebranchen als auch Einzelhandelsbranchen, sind im Umbruch, und es wird sich noch viel verändern. In 20 bis 30 Jahren wird sicherlich anders gelebt und gewohnt werden als heute, aber man darf auch nicht zu weit in die Zukunft blicken. Diese Prozesse schreiten relativ langsam voran, deswegen hat man als Einzelhandelsunternehmen immer die Chance, sich anzupassen. Schwieriger wird es sicherlich für Industriebetriebe, weiterhin im gewünschten Preis- Leistungs-Verhältnis zu produzieren.

Wenn Sie zurückdenken an Ihre Anfangsjahre als Geschäftsführer im Einrichtungshaus Weber, haben Sie konkrete Beispiele dafür, wie die Digitalisierung Sie eingeholt hat?

Armin Weber: Als ich 1993 ins Möbelhaus gekommen bin, habe ich als erstes ein Warenwirtschaftssystem eingeführt. Das System gibt uns genaue Auskünfte darüber, wie sich einzelne Möbelstücke verkaufen, welche nicht mehr gefragt sind und daher abverkauft werden müssen – dadurch haben wir ein viel zuverlässigeres Datenmaterial, das uns dabei hilft, Entscheidungen zu treffen. Bevor es dieses System gab, musste man oft nach Intuition entscheiden. Heute sind die Zahlen hinterlegt und man kann durch die Analyse der Zahlen, gute Ergebnisse erzielen.

Sie haben eine Ausbildung zum Diplom-Kaufmann absolviert. Was raten Sie Schulabgängern, die sich für „Ihren Berufweg“ interessieren?

Armin Weber: Dadurch, dass ich das Unternehmen ja schon von klein auf begleiten konnte, war es mir wichtig – und das rate ich auch allen jungen Menschen – eine möglichst allgemeine Ausbildung zu erlangen und zudem die bestmögliche Ausbildung – wenn möglich eine betriebswirtschaftliche Ausbildung an einer Universität. So erhält man einen guten Überblick über viele Branchen und kann Erlerntes später auf die eigene Branche übertragen. Das war für mich ein wichtiger Schritt. Ich rate jungen Menschen daher immer davon ab, sich im Vorhinein auf eine Branche zu fixieren. Im Verlauf des Studiums erkennt man früh genug, wo die eigenen Neigungen liegen – Zeit für eine Spezialisierung ist dann noch ausreichend vorhanden.

Das Einrichtungshaus Weber ist ein Name in der Region und Sie sind als Geschäftsmann sehr erfolgreich – wenn Sie aber die Uhr zurückdrehen könnten, würden Sie dann heute, berufliche Entscheidungen betreffend, alles noch einmal genauso machen?

Armin Weber: Ich bin rundum zufrieden mit der Entwicklung, die das Unternehmen in den 25 Jahren, die ich im Geschäft bin, gemacht hat. Ich bin auch stolz auf meine Eltern, die das Unternehmen in den ersten 25 Jahren maßgeblich geprägt haben. Natürlich gibt es immer einzelne Punkte, die man rückblickend vielleicht anders gemacht hätte, aber Fehler sind ja auch dazu da, um aus ihnen zu lernen – und ich habe immer aus Fehlern gelernt, sie waren wichtig für meine persönliche Entwicklung.

Haben Sie eine Arbeitsphilosophie?

Armin Weber: Ich habe die Forderung an mich selbst, immer mein Bestes zu geben – das erwarte ich auch von meinen Mitarbeitern. Es kommt nicht darauf an, ob man am Schluss erfolgreich ist, sondern darauf, dass man alles gegeben hat. Menschen sollten ihre Talente nicht verschenken, sondern immer versuchen, ihre Fähigkeiten abzurufen und gewinnbringend einzusetzen.

Ist Ihre persönliche Arbeitsphilosophie gleichzusetzen mit der Unternehmensphilosophie von Möbel Weber?

Armin Weber: Als Geschäftsführer prägt man natürlich die Unternehmensphilosophie ganz entscheidend. Mit ist es wichtig, dass alle zusammenarbeiten und dass die Mitarbeiter untereinander ein gutes Verhältnis haben. Teamarbeit ist mir besonders wichtig. (pdp)

Foto: Möbel Weber