Markus Maria Profitlich. (Foto: Frank Hempel)

Steckbrief: Markus Maria Profitlich

  • Geboren am 25. März 1960 in Bonn
  • 1990er Jahre u.a. Auftritte im Bonner Springmaus-Theater
  • 1999 bis 2001: Wochenshow u.a. als Erklärbär, Reporter Peter Wiuttke und Baby Markus
  • 2002 bis 2007: eigene Unterhaltungshow „Mensch Markus“
  • 2002: Deutscher Comedypreis: „Bester Komiker“ für Mensch Markus
  • 2006 (u.a.): Deutscher Comedypreis: „Beste Sketch-Comedy“ für Mensch Markus
  • Publikationen (2021): Einmal alles auf den Kopf gestellt: Gesund kann jeder!

Am 1. Mai kommen Sie zu uns in die Pfalz und treten beim Lachfestival in Maikammer auf – geplant war der Auftritt aber eigentlich schon für letztes Jahr. Wie groß ist die Freude, endlich wieder seiner Berufung nachgehen zu können?

Markus Maria Profitlich: Das ist unbeschreiblich – weil auf der Bühne zu stehen, ist einfach ein echt gutes Gefühl!

Die Zuschauer:innen erwartet das Beste aus 35 Jahren Mensch Markus – können Sie etwas konkreter werden?

Markus Maria Profitlich: Es handelt sich um die Sketche, die mir am besten gefallen und bei denen ich weiß, dass sie auch beim Publikum sehr gut ankommen. Das reicht von einem Sketch bei dem ich in einem Hotel auschecke bis hin zu einer Beerdigung – es gibt einiges zu lachen.

Dann können die Zuschauer:innen gespannt sein und es wird noch nicht zu viel verraten…

Markus Maria Profitlich: Nein, dann ist die Freude doch umso größer.

Lange Zeit konnten Sie, wie auch ihre Kolleg:innen aufgrund der Pandemie nicht auftreten. Wie haben Sie sich in dieser Zeit geistig fit und bei Laune gehalten?

Markus Maria Profitlich: Ich habe zwei Töchter, das ergibt sich von selbst. Ich habe aber die Zeit auch genutzt, um an unserer Parkinson-App zu arbeiten. Die soll in knapp einem Monat rauskommen. Ansonsten habe ich Lesungen gehalten – also ich habe mich schon beschäftigt.

Was ist das konkret für eine App?

Markus Maria Profitlich: Ich würde sagen, es ist so eine Art Erste-Hilfe-App. Wenn man die Diagnose bekommt, kann man sich die App herunterladen, und dort bekommt man dann wirklich die Informationen, die man braucht – nicht zu viel und nicht zu schwarzmalerisch, so wie das bei Google der Fall ist. Dann gibt die App noch Anleitungen für Übungen, die man machen kann – weil die Sprache und die Gelenkigkeit von der Erkrankung betroffen sind.

Vielen Menschen ist ja nicht gerade zum Lachen zu Mute – der Krieg in der Ukraine, die seit zwei Jahren andauernde Pandemie, die steigenden Lebenskosten – wie schwierig ist es da, sich auf die Bühne zu stellen und gute Laune zu verbreiten?

Markus Maria Profitlich: Es darf nicht sein, dass uns durch solche Massenmörder und Diktatoren, wie Putin einer ist, das Lachen verboten wird. Klar, es ist ein mulmiges Gefühl dabei, aber das Lachen ist ein Lebenselixier, das wir uns von keinem klauen lassen sollten.

Gibt es Situationen, in denen Ihnen die negativen Nachrichten einfach zu viel werden und Sie Fernsehen und Handy ausschalten, raus in die Natur gehen?

Markus Maria Profitlich: Da bin ich bestimmt nicht der Einzige, der das macht. Egal wo man reinzappt oder rumzappt – überall ist die Ukraine das beherrschende Thema. Da braucht man zwischendurch mal ’ne Pause.

Ablenken kann man sich mit Lachen. Worüber können Sie richtig herzlich lachen? Was bereitet Ihnen richtig gute Laune?

Markus Maria Profitlich: Wie gesagt, ich habe zwei Töchter (lacht). Die eine ist 25, verheiratet und aus dem Haus raus – juhee – und die andere ist 16. Und da kann man sich vorstellen, was das bedeutet. Ich bin der festen Überzeugung, dass Teenager die Rache Gottes an der Menschheit sind.

Sie haben Ihren Mut und Ihren Humor auch dann nicht verloren, als Sie 2018 die Diagnose Parkinson erhalten haben. Sie haben sogar ein Buch darüber geschrieben: „Einmal alles auf den Kopf gestellt“, die Erkrankung ist auch Teil Ihres Bühnenprogramms. Was raten Sie Menschen, die in ungewissen und schweren Zeiten Gefahr laufen, den Mut zu verlieren?

Markus Maria Profitlich: Puh, das weiß, glaub‘ ich, jeder am besten, was ihm guttut oder nicht guttut. Ob man wandern geht, ein gutes Buch liest oder einfach verrückte Sachen macht, wie sich ein Boot zu mieten und den Rhein runtertuckert. Das muss wirklich jeder selber wissen, aber das Wichtigste ist: Man sollte es dann auch tun!

Sie sagen, das Beste, was man tun kann, ist sich mit anderen Menschen auszutauschen, das Schlechteste ist, zu googeln – war das von Anfang an Ihre Einstellung oder mussten Sie erst lernen, was Ihnen da am Besten tut?

Markus Maria Profitlich: Gegoogelt hab‘ ich am Anfang auch – und da habe ich Sachen gelesen, wo ich dachte, das kann doch alles nicht wahr sein. Da ist zum Beispiel ganz ausführlich beschrieben, wie die Krankheit voranschreiten kann – und am Ende der Seite steht: Nach fünf Jahren sind sie tot. Und das ist großer Quatsch. Man stirbt nicht an Parkinson. Man hat ein etwas schwereres Leben, aber damit kann man sich noch arrangieren. Bei mir war es so, dass ich am Anfang in ein tiefes Loch gefallen bin, verständlicherweise. Die Diagnose haut einen schon um, aber mittlerweile kann ich ganz gut mit meinem Parkinson leben. Ich möchte da einfach ein Vorbild sein und diese neue App soll dabei helfen.

Gibt es Themen und Personen, über die Sie niemals Witze machen würden – weil Ihnen die Sache an sich zu ernst erscheint?

Markus Maria Profitlich: Nein, ich finde Politiker und auch Showmaster müssen das abkönnen. Ich selber mag es nicht, einzelne Leute aus dem Publikum vorzuführen – das ist für mich ein absolutes No-go. Man soll die Zuschauer zum Lachen bringen, aber nicht auf Kosten anderer.

Google sagt, Sie sind gelernter Schreiner. Stimmt das?

Markus Maria Profitlich: Ja, das habe ich gemacht, als ich schon aufgetreten bin. Ich habe vor 37 Jahren damit angefangen, mit Ende 20 habe ich eine Schreinerlehre gemacht – ich hatte bis dahin noch keinen Beruf erlernt. Das war so ein Sicherheitsdenken von mir.

Gibt es einen Beruf, in dem Sie sich gar nicht vorstellen könnten?

Markus Maria Profitlich: Jetzt im Moment mit dem Parkinson würde ich sagen: Tätowierer. Oder Scharfschütze (lacht).

Wäre der Beruf Grundschullehrer etwas für Sie? Eine Ihrer Paraderollen war ja früher bei der Wochenshow und auch bei Mensch Markus der Erklärbär …

Markus Maria Profitlich: Nein, Schule war für mich immer ein Graus. Früher war es bei uns im Dorf nicht unüblich, dass die Kinder von ihren Eltern verprügelt worden sind, und das haben meine Eltern nie gemacht – ich bin in einem sehr, sehr sozialen Haus aufgewachsen. Und dann bin ich in die Grundschule gekommen und dort wurde geprügelt und mit dem Schlüssel nach einem geworfen. Deswegen war Schule für mich nie ein schöner Ort. Mir 14 Jahren bin ich von der Schule abgegangen und habe angefangen zu arbeiten. Mein Vater hat mir einen Job besorgt als Vermessungsgehilfe – da war ich Anfang 15 und seitdem habe ich gearbeitet.

Google weiß auch nicht alles …

Markus Maria Profitlich: Ich war auch Verkäufer im Lebensmittelladen, Bofrost-Fahrer, bei einer Schiffswerft habe ich als Schweißer gearbeitet … in meinem Leben sind ein paar Jobs zusammengekommen.

In Ihrer Jugend waren Sie Katholik, nun aber Mitglied einer freien evangelischen Gemeinde – warum haben Sie der katholischen Kirche den Rücken gekehrt?

Markus Maria Profitlich: Meine Mutter hat sich von ihrem ersten Mann scheiden lassen, weil er ihren Sohn verprügelt hat. Sie hat noch einmal geheiratet – und das darf ja in der katholischen Kirche nicht sein. Und der Pfarrer hat meine Mutter von der Kanzel runter exkommuniziert. Da war auch für mich die katholische Kirche erstmal raus. Ich war dann beim CVJM und habe Freizeiten mitgemacht. Und vor 24 Jahren habe ich dann meine Frau kennengelernt und die war in einer Freien Christlichen Gemeinde – da habe ich mich von Anfang an gut aufgehoben gefühlt. (pdp)