Thank you for travelling with…

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne.

(Foto: esiul/pixabay)

Paula hasst das Bahnfahren. Sie steigt lieber in ihr Auto, dreht die Musik laut auf und vertritt sich die Beine an der frischen Luft, wenn sie das Bedürfnis dazu verspürt. Bahnfahren empfindet sie als todlangweilig. Lesen oder mit dem Handy spielen, kann sie während der Fahrt nicht, da wird ihr nur schlecht. Übel wird ihr auch von dem Geruch nach kaltem Zigarettenrauch, der durch die Belüftung in die Abteile gepustet wird. Vor Kurzem entschied sich Paula schweren Herzens dann aber doch für die Fahrt mit der Bahn von Kandel nach Köln – diese Option war einfach kostengünstiger. Während der Fahrt beobachtete sie die Reisenden…

Der Gourmet

Äpfel, Cracker, streng riechender Käse, Wienerle, Bifi – der Gourmet zaubert aus seiner Lunchbox allerlei Fressalien. Es ist schon verwunderlich, wieviel in so eine kleine Lunchbox hineinpasst – und in den Reisenden selbst. Wenn dann noch ein hartgekochtes Ei hervorgezaubert und gepult wird, stöhnt das ganze Abteil auf.

Der Körperpfleger

Manche Menschen haben so wenig Zeit, dass sie ihre tägliche Körperpflege einfach in den Zug verlegen. Da wird der Rasierer über die Wangen gezogen, die Augenbrauen gezupft, Fingernägel fliegen in hohem Bogen unbemerkt in die Lunchbox des Sitznachbarn und man erstickt halb an dem Geruch von Aceton. Um während der Bahnfahrt einen perfekten Lidstrich ziehen zu können, muss man ein echter Profi sein.

Der Laut-Telefonierer

Das kann richtig interessant werden: ein Streit mit der Freundin, ein Gespräch mit dem Arzt, eine Kontoabfrage bei der Bank… Schade ist nur, dass man als vermeintlich heimlicher Mithörer keine inhaltlichen Verständnisfragen an den Laut-Telefonierer stellen kann. Warum genau hat er sich denn jetzt von seiner Freundin getrennt? Welches waren noch einmal die letzten beiden Ziffern seiner Kontonummer? Hat er wegen des brennenden Juckreizes schon einmal einen Urologen aufgesucht?

Der Schnarcher

Kaum eingestiegen, schläft er schon selig – mit offenem Mund, unterbrochen von grunzenden Schnarchlauten. Er lässt sich von Nichts und Niemandem dabei stören. Der Fahrkarten-Kontrolleur schafft es erst nach zahlreichen Versuchen mit wildem Räuspern und sanftem Stupsen, den Schnarcher aus seiner Traumwelt zu holen.

„Herrlich“, denkt sich Paula – „Thank you for travelling with Deutsche Bahn!“