Herxheim. Mit einer Live-Hörspiel- Performance bringt die Expedition Chawwerusch aktuell den als Klassiker geltenden Roman „Jugend ohne Gott“ von Ödön von Horváth als intensives akustisches Erlebnis auf die Bühne. Premiere wurde am 21. September vor ausverkauftem Haus gefeiert.

Schauspieler Stephan Wriecz (links) und Musiker Peter Hinz (rechts) performen die Geschichte als Aufnahme eines Hörspiels. (Foto: Walter Menzlaw)

Das einstündige Zwei-Personen-Stück erzählt von moralischer Verrohung und dem Versagen und dem Mut, ihr entgegenzutreten. Dramaturgisch raffiniert schafft es die Inszenierung unter der Regie von Jule Krach, die Geschichte vornehmlich über das Zuhören in den Köpfen des Publikums entstehen zu lassen. Und gleichzeitig ist es auch großes Schauspiel, wenn Schauspieler Stephan Wriecz virtuos zwischen den verschiedenen Rollen wechselt, mit einfachen Requisiten aus der gespielten Zeit Geräusche imitiert, und wenn man Perkussionist und Musiker Peter Hinz dabei zusieht, wie er über die eigens für das Stück komponierte Musik und experimentelle Tonbearbeitung Atmosphären schafft.

Anlässlich 80 Jahre Pogromnacht widmet sich die Produktion dem 1937 entstandenen Text ohne moderne Bearbeitung. Zwar belässt sie den Stoff in seinem zeitlichen Kontext des beginnenden Nationalsozialismus, angesichts zunehmender Fremdenfeindlichkeit und rassistischer Angriffe auf Flüchtlingsheime nimmt sie aber unweigerlich einen bedrückenden Bezug zur Gegenwart.

Im Roman sowie in seiner Herxheimer Inszenierung steht das Ringen des Protagonisten mit dem eigenen Gewissen im Mittelpunkt. Dass schließlich der Mut zur Wahrheit dem Geschehen eine positive Wendung gibt, ruft indirekt zu Zivilcourage auf und ist ein Sieg des Humanismus. Das Stück richtet sich insbesondere an Jugendliche, also an Menschen in einem „… Alter, in dem es oft nicht leicht ist, Entscheidungen zu treffen oder sich gegen die Mehrheit mit seiner Überzeugung zu behaupten…“ und will zeigen, „…wie wichtig es ist mutig zu sein…“, heißt es in der Presseinformation. (csch)

Informationen gibt es online unter www.chawwerusch.de.