Anglizismen – für viele ein Alptraum, für andere das Normalste der Welt. Sie rufen bei Menschen unterschiedlichste Emotionen hervor.

Die einen regen sich immer wieder darüber auf, wie viele – gerade englische – Worte Einzug in unsere deutsche Sprache gefunden haben und finden. Der Eindruck entsteht, dass unsere Muttersprache nach und nach ins Abseits gedrängt wird.
Andere sehen das ganz gelassen und empfinden das als Modernisierung und Weiterentwicklung unserer Sprache.

Ob und wie wir Sprache nutzen oder nicht, das entscheiden wir, die damit umgehen, also wir Menschen. Denn Sprache lebt, sie ist nicht unveränderlich. Ganz im Gegenteil, sie erfindet sich immer wieder neu. Im Laufe der Jahrhunderte wurde Sprache immer wieder beeinflusst vom Zeitgeist und Wanderbewegungen vieler Völker.

Dadurch entstehen immer wieder neue Wortschöpfungen und Begrifflichkeiten. Wir neigen dazu, Worte einfach aus anderen Sprachkulturen zu übernehmen, statt uns eine sinnvolle Bedeutung in der eigenen Sprache zu überlegen bzw. das schon vorhandene Wort verschwindet einfach. Wer redet heute noch vom Backfisch, wenn er eine junge Frau im heiratsfähigen Alter meint. Oder statt Stöckelschuhen finden wir jetzt High Heels cool und nicht mehr phänomenal. Und wer denkt heute noch an den Tausendsassa, wenn jemand vielseitig ist.

Viele Wörter sind nicht mehr politisch korrekt und werden abgelöst, weil sie als diskriminierend gelten: So sind die Negerküsse und Mohrenköpfe den Schaumküssen gewichen.

Es ist also gar nichts Ungewöhnliches wenn sich Sprache verändert, sondern ein ganz normaler Vorgang. Worte werden einfach„eingedeutscht“. Das ist kein „deutsches“ Phänomen, nein das passiert bei allen Sprachen.

Und das ist keine Einbahnstraße. Sehr viele deutsche Wörter wurden im Laufe der Jahrhunderte in anderen Sprachen übernommen und sind dort integriert.

Aber zurück zum Thema: Muss denn dieses Denglisch wirklich sein? Diese „feindliche“ Übernahme der deutschen Sprache? Das wollen wir genauer wissen und lassen in einem Pro und Contra zwei Experten zu Wort kommen.


JA!

Das muss sein. Verändert sich eine Sprache nicht, wird sie irgendwann sterben. So gingen vor über 100 Jahren französische Begriffe in den Sprachgebrauch über – der Bürgersteig war das Trottoir, der Geldbeutel das Portemonnaie. Inzwischen ist die englische Sprache die Weltsprache.

Wir können die Globalisierung und die damit verbundene Entwicklung nicht einfach ignorieren. Viele Begriffe sind international und daher weltweit gebräuchlich. Manche sind einfach auch Verkürzungen wie der Begriff „Email“ statt elektronischer Post oder „Event“ für Veranstaltungen. Das klingt einfach besser und ist kürzer. Zudem gibt es für manche Wörter in der deutschen Sprache keine eindeutigen Bezeichnungen. So haben einige Anglizismen durchaus ihre Wichtigkeit. Oder wie würden wir denn zu Make-up, Designerjeans, Laptop, Beat oder das obligatorische „cool“ sagen?

Bei dieser Gelegenheit noch etwas unnützes Wissen: Wussten Sie eigentlich, dass der Begriff „Handy“ eine deutsche Erfindung ist? Im Englischen heißt das Handy anders, nämlich unter anderem „mobile“ oder „mobile phone“.


NEIN!

Anglizismen braucht man in vielen Bereichen nicht wirklich. Die deutsche Sprache gibt in ihrer Vielfalt genug Möglichkeiten, etwas begrifflich klar auszudrücken. Natürlich sind wir es gewohnt, Gegenstände zu benennen, die scheinbar nicht oder nicht mehr ins Deutsche übertragbar sind.

Da hat die Gewohnheit schon Einzug gehalten bzw. sind die fremdsprachigen Worte schon in der deutschen Sprache verhaftet. Was spricht aber gegen die Fahrkarte statt dem Ticket, das Wiederverwerten statt Recycling, der Schulung oder Fortbildung statt dem Workshop? Natürlich gibt es auch gerade im technischen Bereich Fachausdrücke, die international verwendet werden und auch einem weltweiten Standard entsprechen. Aber das sind die Ausnahmen der Regel. Grenzen wir mit dieser Vereinnahmung von Anglizismen nicht auch diverse Bevölkerungsschichten sogar aus? Wird dadurch nicht eine Sprachbarriere in der Muttersprache aufgebaut? Eine andere Sprache hat für dieses Problem jedenfalls ihre eigene Lösung gefunden: Im Französischen gibt es keine Anglizismen. Vielleicht ein nachahmenswertes Vorbild.