Steckbrief

Tim Poschmann

Geboren 1986 in Ludwigshafen

Pfälzischer Comedian und Schauspieler

Stand bereits vor über 20 Jahren das erste Mal auf der Bühne

Aktuelles Live-Programm: „Vor der Ehe wollt‘ ich ewig leben“

Begann in der Pandemie mit Online-Comedy und erreichte damit über 2,5 Millionen Menschen

Du bist Comedian und Schauspieler – wie kam es denn zu dieser Laufbahn?

Tim Poschmann: (Lacht) Das wurde mir quasi in die Wiege gelegt, weil: Meine Oma hat schon Theater gespielt und da war ich schon als kleiner Junge von fünf Jahren das erste Mal im Theater und habe da Blut geleckt. Ich fand es so faszinierend, wie man Leute zum Lachen bringen kann: mit leeren Gesichtern, mit lustigen Pointen. Auch die Menschen, die dahinterstecken, haben mich fasziniert – der Backstagebereich, wie sieht eine Bühne aus und so weiter. Auch bei Geburtstagsfeiern war es so, dass ich mich unter den Tisch gesetzt und den Leuten die Schuhe ausgezogen habe, um dann in deren Schuhen herumzulaufen – da war das eigentlich schon vorprogrammiert.

Du hast ja ein Solo-Programm, also du bist Stand-up-Comedian, du bist aber auch auf Youtube aktiv, als „Winzer Bu“ – was macht dir denn mehr Spaß?

Tim Poschmann: Ich liebe es einfach, mit den Leuten zu interagieren von der Bühne aus, das feiere ich! Das gibt einem so viel Energie, die eine Kamera einem nicht geben kann – natürlich bekommt man online auch Reaktionen mit Likes, Kommentaren und Nachrichten. Das finde ich auch super schön, denn da erreicht man noch mal einen Tick mehr Leute. Aber mir macht es unglaublich Spaß mit den Leuten, davon zehre ich so ein bisschen. Ich finde es so schön, in strahlende und lachende Gesichter zu sehen. Und wenn dann irgendjemand im Publikum sitzt, der einen flotten Spruch auf den Lippen hat, den ich dann aufgreife und quasi in den Dialog trete, was ja gerade bei uns in der Pfalz häufiger vorkommt, dann finde ich das wahnsinnig toll.

Du trittst ja jetzt bald bei uns auf dem Stadtfestival in Kandel auf, nämlich am 4. September, mit noch einigen anderen Künstlern, Franz Roth, Roland Ohmer und den Woifeschdkänisch. Was können wir von dir an diesem Abend erwarten?

Tim Poschmann: Da könnt ihr Lachsalven erwarten! Ich mache vor nichts Halt, ich werde euch alles berichten, was mir widerfahren ist: Von den Touris, die im Wald stehen, bis hin zu den aufgespritzten Frauen vom Musenhof in Deidesheim wird alles behandelt!

Gab es schonmal eine Situation auf der Bühne, in der du gedacht hast: „Der Witz, der wird super, da lacht das Publikum sicher“, aber es fand niemand so richtig gut?

Tim Poschmann: Sowas hatte ich in meiner Laufbahn schon öfter. Es ist ja so, dadurch, dass wir so viel mit den Texten arbeiten und proben, denkt man tatsächlich: „Jawoll, das wird super!“, und dann steht man auf der Bühne und denkt „Okay, so super war er anscheinend doch nicht“ (lacht). Deshalb ist es ganz wichtig, auszuprobieren, einfach mal Sachen neu einbauen. Aber dass gar niemand gelacht hat, das hatte ich in dieser Form noch nicht. Aber wenn die Leute nicht so ausflippen, wie ich das erwartet habe, bin ich auch so flexibel, dass ich es umstellen kann. Wenn ich merke, der Witz hat jetzt nicht so gezündet, dann schiebe ich noch einen Saarländer-Witz hinterher und dann funktioniert die Sache.

Das machst du dann auch spontan auf der Bühne, etwas Neues mit einbringen?

Tim Poschmann: Ja, das mache ich mittlerweile auch unheimlich gern, denn manchmal kommen die Ideen von jetzt auf nachher. Ich weiß nicht, woher sie kommen, aber da ich ein sehr intuitiver Mensch und Schauspieler bin, kommen bei mir teilweise bei Premieren Sachen raus, die bei der Probe so nie besprochen waren (lacht). Die Leute reagieren darauf, es passt, und meistens lassen wir das dann auch drin.

Wie ist es dann, wenn man jemanden im Team hat, der gerne planen möchte, aber du machst das auf der Bühne dann ganz anders?

Tim Poschmann: Nee, also wenn ich mit Regisseuren arbeite, dann schaue ich schon, dass ich es so umsetze, wie die das haben möchten. Aber ich setze dann sowas wie ein Sahnehäubchen darauf: Ich sage etwas mit einem bestimmten Gesicht, schiebe einen Satz hinterher. Aber ich schaue schon, dass ich alle zufriedenstelle.

Du gibst der Aufführung sozusagen deine Signatur.

Tim Poschmann: Ja, genau so könnte man es sagen.

Wie war es denn bisher, hattest du auch schon einmal Rollen, die etwas ernster waren, also nicht nur lustig?

Tim Poschmann: Das hatte ich tatsächlich schon, ja. Es gab zwei Stücke, die vom Unterton etwas ernster angelegt waren, aber trotzdem komödiantisch gespielt wurden. Zwischen den Zeilen wurde dann aber auch zum Nachdenken angeregt. Das war einmal das Stück „Gatte gegrillt“, da habe ich einen Ehemann gespielt, der seine Frau nach mehreren Jahren für eine jüngere Geliebte verlässt, aber dann wieder heimlich bei seiner Frau ist, weil die besser kochen kann. Ich wurde dann zum Schluss von beiden Damen auf der Bühne „umgebracht“ – ich bin an einer Fischgräte erstickt. Zwischendurch habe ich die Frauen richtig angeschrien, das war schon ziemlich ernst. Dann gab es noch „Klaus und Günter werden Mutter“, das spiele ich mit Boris Stijelja. Da spielen wir ein schwules Pärchen, das ein Baby adoptieren möchte, aber die Adoptionsagentur macht einen Fehler und schickt statt einem 1,5-Jährigen einen 15-jährigen vorbestraften Homophoben vorbei. Das haben wir schon sehr komödiantisch angelegt, aber zum Schluss merkt man schon die ernste Seite. Da hat dann auch ein Mann gesagt: „Vielen Dank, ihr habt mir gezeigt, dass nicht die Homosexuellen das Problem sind, sondern die Gesellschaft, in der sie leben.“ Das war dann auch für uns das Zeichen, dass es auch so funktioniert. Trotz Komödie einen ernsten Hintergrund zu haben.

Gab es ein absolutes Highlight in deinem Leben, egal ob auf der Bühne oder privat?

Tim Poschmann: Ach, es gab schon so viele Highlights in meinem Leben, zum Beispiel die Hochzeit meiner Schwester und die Geburt meiner Nichte. Auch auf der Bühne habe ich viele, weil ich mittlerweile das große Glück habe, mit ganz vielen tollen Leuten zusammenzuarbeiten. Ich habe auch einen wahnsinnig tollen Freundeskreis, und das sind so die Kleinigkeiten, die ich zu schätzen weiß, denn es ist nicht selbstverständlich. Man hat im Leben immer mal solche Phasen, in denen das ein oder andere klemmt, aber dann mache ich einen Schritt zurück und schaue mir das Gesamtbild an und sage mir, dass ich wirklich wahnsinnig viel Glück hatte bisher. Im Alltag vergisst man das oft, aber ich versuche, immer ganz kurz innezuhalten, tief durchzuatmen und die kleinen Highlights zu sehen. Ich schaffe mir diese kleinen Highlights auch: Ob es eine erfolgreiche Premiere ist oder ein kleiner Junge, der mir sagt, er sei ein Riesenfan und wolle wegen mir Schauspieler werden, oder ich jemandem den Tag verschönert habe, alle diese kleinen Begegnungen sind wahnsinnig toll.

Gibt es neben all diesen Highlights noch ein Lebensziel, etwas, von dem du sagst: Da möchte ich unbedingt noch hin?

Tim Poschmann: Oh je, das ist eine gute Frage! Also, beruflich bin ich vollkommen glücklich momentan, sicher kommen da noch viele tolle Projekte und Kollegen auf mich zu. Ich möchte gern, dass alles so bleibt wie es gerade ist. Was ich gerne möchte, ist mal eine Eigentumswohnung oder ein kleines Haus hier in der Pfalz, im Kreis meiner Liebsten bleiben und dass es ihnen immer gut geht. Das ist eigentlich das Wichtigste, alles Materielle ist doch so vergänglich, das hat man jetzt in Zeiten der Pandemie gemerkt. Was zählt, ist der Zusammenhalt, der Austausch, unter Menschen zu sein und die Geselligkeit, was viel zu kurz kam. Also kann ich es vielleicht so sagen: Ich hoffe, dass es so etwas nie wieder gibt und dass wir immer Weinfeste feiern können!

Oh ja, das hoffe ich auch! Eine Abschlussfrage habe ich noch: Was würdest du mit deinem heutigen Bewusstsein dem Tim von vor 15 Jahren raten?

Tim Poschmann: Ich würde sagen: Mach es genauso wieder, mit allen Höhen und Tiefen. Denn das formt einen so, dass man im jetzigen Bewusstsein ist. Es wäre wahrscheinlich nie anders gekommen. Deshalb: Mache die gleichen Fehler, bereue nichts, es hat alles seinen Sinn und aus allem Schlechten kommt etwas Gutes.

Ich danke dir sehr für dieses Gespräch!

Verlosung

Das PFALZ-ECHO verlost 3×1 Ticket für  Tim Poschmann am Sonntag, 4. September, auf dem Stadtfestival in Kandel. 

Interessierte Leser:innen, die gerne gewinnen möchten, schreiben bis Mittwoch, 13. Juli, um 14 Uhr, mit dem Betreff „Pälzer Owend“ an redaktion@pfalz-echo.de. 

Die Gewinnauslosung erfolgt per Zufallsprinzip. 

Jede E-Mail kann nur einmal gewinnen.

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. (red)