Wendela Horz. (Foto: honorarfrei)

Steckbrief: Wendela Horz

  • Geboren 1969 in Speyer
  • Goldschmiedin, Gemmologin und Diamantgraduiererin
  • Von 1989 – 2017 geschäftsführende Juwelierin der Firma Juwelier Horz in Speyer
  • Seit 2017 Expertin und Sachverständige für historischen und neuzeitlichen Schmuck in der ZDF-Sendereihe „Bares für Rares“
  • Verheiratet, zwei Töchter

Sie sind von Haus aus Goldschmiedin, ist das richtig?

Wendela Horz: Ja, das stimmt. Ich bin Metallerin.

Und als Solche in Ihrem Beruf sehr kreativ …

Wendela Horz: Ja, das ist einer der schönsten Berufe überhaupt. (lacht)

Sie haben jedoch kein Ladengeschäft mehr?

Wendela Horz: Nein, seit … also, schon sehr lange nicht mehr (lacht). Aber momentan baue ich mir eine eigene Werkstatt und einen Online-Shop auf als Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Ganz auf das Schmuckmachen verzichten – das könnte ich mir nicht vorstellen. Das wäre, wie ohne Musik oder ohne Tanz zu leben. Aber um in einem Laden den Kunden zur Verfügung zu stehen, habe ich einfach mittlerweile zu wenig Zeit. Daher versuche ich es jetzt auf diesem Weg.

Wie kam Ihr Kontakt zur Sendung „Bares für Rares“ zustande? Es gibt ja bestimmt einige Goldschmiede in Deutschland, was glauben Sie, warum die Wahl auf Sie gefallen ist?

Wendela Horz: Ich bin ja nicht nur Goldschmiedin, sondern habe auch eine gemmologische Ausbildung, bin also auch Edelsteinkundlerin und Fachmitglied der Deutschen Gemmologischen Gesellschaft. Außerdem darf ich Diamanten bestimmen und graduieren. Und in einer Zeit, in der für mich gerade alles offen war – ich hatte das Geschäft, in dem ich viele Jahre gearbeitet hatte, gerade aufgegeben – kam ein Angebot auf den Tisch: Warner Bros. ITVP Deutschland fragte, ob ich Interesse hätte, probeweise Expertisen für „Bares für Rares“ zu machen. Man hätte mich empfohlen. Ich dachte mir zuerst: „Was wollen die von mir? Ich kann ja nicht einmal hochdeutsch sprechen?!“ (lacht) Aber ich habe trotzdem zugesagt. Daraufhin kam ein Film-Team nach Speyer und ich machte Expertisen für zwei Schmuckstücke. Eigentlich war ich sehr entspannt, denn ich dachte: „Das mit dem Fernsehen, das ist sowieso nichts für mich“. Ich wollte eine eigene Goldschmiede eröffnen, eine Fernsehkarriere stand für mich nicht auf dem Plan. Völlig überraschend hat aber genau das sehr gut funktioniert und ich habe die ersten zehn Sendungen gemacht. Und trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – des leicht pfälzischen Einschlags kam ich beim Publikum sehr gut an (lacht) Ich habe übrigens auch angeboten, mir den pfälzischen Dialekt abzutrainieren, oder es zumindest zu versuchen, das wurde jedoch abgelehnt. Anscheinend mögen viele Zuschauer dann doch meine persönliche pfälzische Note … (lacht)

Und wie viele Jahre sind Sie jetzt bereits mit dabei?

Wendela Horz: Es sind jetzt tatsächlich schon über sechs Jahre. Von 2016 bis jetzt. 

Ich habe irgendwo gelesen, dass Sie aufhören möchten?

Wendela Horz: Nein!! Nein, das ist überhaupt nicht geplant. Ich hatte mich in einer kleinen Sequenz für das Jahr 2021 verabschiedet. Danach sagte ich zwar, dass ich mich freue, alle im kommenden Jahr wieder zu sehen, aber das wurde einfach raus gestrichen. Daraus entstand dann die Sensationsmeldung, dass Wendela aufhören wird. Das wird aber nicht passieren. Diese Arbeit macht mir unheimlich viel Spaß!

Wie viele Tage im Jahr sind Sie beim Dreh? Das ist schon sehr zeitaufwändig, oder?

Wendela Horz: Ja, es sind pro Jahr etwa 120 Sendungen, also etwa 60 Tage im Jahr. Am Tag schaffen wir zwei Sendungen, eine morgens und eine am Nachmittag. Dann gibt es aber noch das Format „Lieblingsstücke“, in dem wir kommentieren, das ist hier nicht mit gezählt… 

Gibt es mit den anderen Experten außerhalb der Sendung eine Kommunikation?

Wendela Horz: Ja, klar. Wir sind ein Team, das sich gut versteht. Ich denke, das ist auch das Erfolgsgeheimnis, das hinter der Show steht. Man merkt sicher, dass wir gerne zusammen sind und gut miteinander arbeiten. Da kommt es schon mal vor, dass mich ein Kollege anruft oder ich ihn, um einen Austausch stattfinden zu lassen. Und da keiner von uns im Fernsehen etwas macht, was er nicht auch privat tut, können wir uns gut gegenseitig unterstützen und ergänzen. Ich selbst mache beispielsweise viele Schätzungen in Versicherungs- oder Erbfällen, da gibt es oft auch fachübergreifend Objekte, die geschätzt werden müssen. Gerne greife ich da auf Unterstützung von Colmar, Albert, Detlev oder Heide zurück und tausche mich mit ihnen aus. Es ist immer von Vorteil, wenn man vernetzt ist und sich gegenseitig hilft. 

Die Objekte werden ja manchmal vorher schon gezeigt – Horst Lichter hat mir das einmal verraten …

Wendela Horz: Also, in die Hand bekommen wir die Objekte tatsächlich erst am Tag des Drehs, denn die Besitzer sind ja mit Ihren Schätzen bei sich zu Hause. Aber sie müssen sich natürlich auch bewerben und Fotos der entsprechenden Objekte einschicken. Dann werden am Tag zwölf Bewerber eingeladen, sechs für jede Sendung. Dadurch kann ein wenig gesteuert werden, dass zum Beispiel jeder Experte auch zwei Fälle pro Sendung hat oder dass nicht etwa zwei gleiche Objekte dabei sind. Aber: Anhand eines Fotos kann selbstverständlich nicht beurteilt werden, ob ein Stein echt oder synthetisch, alt oder neu ist. Das ist nur möglich, wenn man das Objekt in der Hand hält. Und das wiederum passiert erst am Tag der Sendung. Wenn die Verkäufer mit ihren Schätzchen im Walzwerk ankommen, geht direkt der Puls hoch und es wird fieberhaft gewogen, gemessen und geprüft. Der erste Eindruck anhand eines Fotos täuscht oft. Das kann sehr aufregend sein, denn der Zeitdruck ist enorm. Wir haben allerdings die Möglichkeit, einen ersten Blick auf die Wertsachen zu werfen, während die Besitzer noch erzählen, was sie dabei haben und was sie sich erhoffen. In dieser Zeit kann also schon noch  eine Jahreszahl oder das eine oder andere Detail recherchiert werden – wir sind ja keine Computer. Wir kriegen die Objekte aber tatsächlich erst am Tag der Sendung in die Hand.

Passiert es denn ab und zu, dass Sie auf Objekte treffen, die Sie selber gerne behalten würden?

Wendela Horz: Ja, das passiert schon des Öfteren (lacht). Wir beneiden die Händler ganz oft – also nicht immer, aber schon häufig – gerade, wenn man sehr besondere Dinge vor sich auf dem Tisch hat. Zu Beginn hatte ich einmal einen Aquamarin-Anhänger zu schätzen, in den ich mich auf Anhieb verliebt hatte. Er wäre noch nicht einmal sehr teuer, aber eben genau mein Ding gewesen.

Könnten Sie die Objekte nicht im Nachhinein den Händlern abkaufen?

Wendela Horz: Nein. Ein unabhängiger Experte sollte das Objekt, das er schätzt, nicht selbst kaufen. Denn wenn ich jetzt zum Beispiel ein Collier schätze, das ich selbst gerne haben möchte, entsteht ein Interessenskonflikt und eine objektive Schätzung ist dann nur noch schwer möglich. Ein seriöser Experte tut so etwas nicht.

Ein Kontakt zwischen Händler und Experte ist also nicht gegeben?

Wendela Horz: Nein. Das ist sehr streng. Es gibt am Set zwei Hallen, einen Experten- und einen Händlerraum, und es ist fast unter „Todesstrafe“ verboten, uns während des Drehs auszutauschen, damit eventuelle „Mauscheleien“ – wie der Pfälzer sagt – gar nicht erst entstehen können. Händler und Experten sind auch in getrennten Unterkünften untergebracht. Wir kennen uns zwar untereinander, aber am Drehtag gibt es keinerlei Informationsaustausch. Das ist tatsächlich sehr streng geregelt.

Ruft denn auch mal ein Händler bei Ihnen an und sagt: „Kannst du mir mal da drauf schauen“?

Wendela Horz: Klar. Wenn es nicht mit der Sendung zu tun hat, kann das schon mal vorkommen. Ich war auch einmal beim Weihnachtsbaumweitwurf bei Kollege Waldi in der Eifel, das war sehr lustig! (lacht)

Wie erklären Sie sich den Erfolg von „Bares für Rares“? Die Sendung gibt es immerhin schon seit zehn Jahren, was für eine Sendung dieses Formats schon bewundernswert ist.

Wendela Horz: Vermutlich hat mit diesem Erfolg auch keiner wirklich gerechnet. Meine persönliche Theorie ist, dass diese Sendung deshalb so erfolgreich ist, weil alle Beteiligten allem mit sehr viel Respekt begegnen. Denn das gibt es nicht mehr so häufig in der Fernsehlandschaft. Wir sind respektvoll im Umgang miteinander und vor allem auch mit unseren Gästen. Nicht jeder, der in unseren Raum kommt, ist zwingend fernsehgeeignet, aber trotzdem wird keiner vorgeführt oder lächerlich gemacht. Die Menschen werden ernst genommen – sowohl mit ihren persönlichen Geschichten als auch mit den Objekten, die sie uns bringen. Das ist etwas sehr Wertvolles und tut vielen Leuten gut. Ich denke, das ist auch der Grund, warum wir Publikum aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten haben. Und darüber freue ich mich sehr. Und meine zweite Theorie den Erfolg der Sendung betreffend ist, dass wir so viel Spaß beim Dreh haben, es so viel gelacht wird und so viele – manchmal auch schlechte – Witze gemacht werden … kurz: dass es eine so große Freude ist, am Set zu sein, und dass diese ehrliche Freude auch rüber kommt, dass diese Sendung einfach gut werden muss. Es geht einfach nicht anders. Und ich glaube, auch das gibt es nicht so oft.

Und Horst Lichter ist der Anchorman …

Wendela Horz: Ja, unser Horst ist ein wenig wie die Sonne. (lacht) Ich stand einmal im Regieraum, und sah auf dem Monitor, dass eine Verkäuferin am Pult stand, die offensichtlich schlecht gelaunt war. Also: sehr schlecht gelaunt. Ich sagte noch zur Regisseurin: „Schau mal, was da wohl passiert ist …?“ Im gleichen Moment fing die Dame an zu strahlen, in ihrem Gesicht ging regelrecht die Sonne auf. Ich fragte: „Was ist denn jetzt passiert?!“ Und die Regisseurin antwortete: „Das kann ich dir sagen: Gerade hat Horst den Raum betreten.“ Horst hat wirklich ein Talent, die Menschen da abzuholen, wo sie stehen, und ihnen das Gefühl zu geben, wichtig zu sein und ein Recht auf Anteilnahme und Respekt zu haben. Das ist sehr ungewöhnlich.

Werden Sie in Speyer auf der Straße erkannt?

Wendela Horz: Ja, klar. Inzwischen werde ich überall erkannt. (lacht)

Stört Sie das oder empfinden Sie es als etwas Schönes?

Wendela Horz: Ich sortiere das für mich so, dass ich zwar bekannt, aber nicht berühmt bin. Die meisten Leute kennen mich – spätestens wenn sie meine Stimme hören. Aber das Beste daran ist: Diejenigen, die mich nicht mögen, sprechen mich auch nicht an. (lacht) Die, die mich ansprechen, sind in aller Regel Menschen, die sich freuen, mich zu treffen und die die Sendung mögen. Ich versuche ja auch, die Pfalz würdig zu vertreten.

Und was sagen Ihre Kinder dazu?

Wendela Horz: Meine Töchter sind super stolz, wenn sie auf mich angesprochen werden. Sie sehen mir beide etwas ähnlich, und da kommt des Öfteren schon einmal die Frage, ob sie meine Töchter seien.

Sie bekommen von ihnen auch Kritik?

Wendela Horz: Nein. Meine schärfste Kritikerin ist meine Mutter. Sie beobachtet ganz genau, ob ich auch ordentlich angezogen bin, ob Frisur und Makeup sitzen … (lacht) Ich komme ja nicht aus der Fernsehbranche, und so war das alles für mich auch ein riesengroßer Lernprozess.

Können Sie sich selbst auf der Mattscheibe sehen?

Wendela Horz: Ganz ehrlich? Ich schaue mir die Sendungen nicht mehr an, schließlich war ich ja dabei. Wobei für mich das „Sich-selbst-sehen“ nicht so schlimm ist, wie das „Sich-selbst-hören“. Denn natürlich hört man sehr deutlich meinen pfälzischen Dialekt heraus, auch wenn ich mich sehr bemühe. Und dass man nicht in jeder Position und aus jedem Winkel gut aussieht, das weiß jeder Mensch. Damit muss man einfach Frieden schließen. Ich bin keine 25 mehr und werde auch nicht so tun. Schließlich bin ich nicht in der Sendung, um die Schönste zu sein, sondern um fachgerechte Expertisen abzugeben. Das hilft.