Schweigen/Washington. US-Präsident Donald Trump hatte es bereits mehrfach angekündigt: Die Einfuhr-Zölle auf verschiedene Waren u. a. aus Deutschland sollten erhöht werden. „America first“ lautet die Devise. Um unzulässige Subventionen der EU für den Flugzeughersteller Airbus zu kompensieren, hat die Welthandelsorganisation WTO die Erhebung von Strafzöllen auf Importe aus der EU im Volumen von 7,5 Milliarden Dollar gebilligt. Dies entspreche dem jährlich entstandenen Schaden gegenüber den USA. Seit Mitte Oktober greifen deswegen nun einige Zollerhöhungen. Für die Südpfalz besonders heikel: Das Handelsministerium in Washington hat diese Strafzölle unter anderem für den Weinimport aus Deutschland umgesetzt.

Die Weinbauverbände Rheinhessen und Pfalz kritisieren die US-Strafzölle auf Wein. Grundsätzlich seien diese nicht falsch, in anderen Fällen würden europäische und damit auch deutsche Interessen gewahrt, aber die Möglichkeit, Strafzölle auf andere Wirtschaftssektoren zu verlagern, führe zu Wettbewerbsverzerrungen. Zur Rechenschaft gezogen werden dadurch nämlich auch Branchen, die nicht von den Subventionen, die zu den Strafzöllen geführt haben, profitiert haben. Hinzu kommt, dass Weine aus anderen EU-Staaten wie Spanien und Italien keine Aufschläge zu befürchten haben und die entstehende Lücke im Export kompensieren können.

Auch die Winzer aus der Region sind alles andere als glücklich über die Einführung der Strafzölle. Hendrik Schmadel aus Hochstadt exportiert selbst keine Weine in die USA, ist aber dennoch besorgt: „Die Strafzölle treffen indirekt jeden deutschen Winzer! Denn die Weine, die durch die Erhöhung der Zölle vermutlich weniger in den Export gehen, drängen nun auf den deutschen und europäischen Markt.“

Die Winzergenossenschaft Deutsches Weintor exportiert jährlich etwa 100.000 Flaschen in die USA. Jose Masot ist dort für den Export zutändig: „Jetzt ist das Wichtigste, dass wir Ruhe bewahren und langfristig denken, da wir nicht einschätzen können, wie sich das weiterentwickelt, wie lange die Zölle bestehen bleiben.“ Die USA seien der größte Exportmarkt für deutschen Wein, erklärt der Experte weiter, allerdings sei der Markt dort in den letzten Jahren nur noch langsam gewachsen, „die Zölle treffen uns also zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt.“ Er setzt darauf, dass man die amerikanischen Kunden von der Qualität der Weine so weit überzeugen könne, dass sie bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Je nachdem, wie sich die Lage langfristig entwickelt, müsse man auch über eine Anpassung des Sortiments nachdenken, um die notwendigen Preiserhöhungen aufzufangen.

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Je höher der Anteil der Exporte in die USA am gesamten Umsatz der Erzeuger ist, umso schwerer kann die finanzielle Belastung ausgeglichen werden. Die Forderung, durch eine Diversifikation der Vertriebswege und Angebote das finanzielle Risiko in den einzelnen Bereichen möglichst gering zu halten, ist für viele Winzer nicht einfach umzusetzen und schon gar nicht so schnell, wie die Situation dies erfordern würde.

Die Zusatzkosten, die durch die Zölle entstehen, werden zu großen Teilen auf die Winzer abgewälzt. „Transporteure der Container, die sich gerade auf dem Seeweg in die USA befinden, treten bereits jetzt schon an die Erzeuger heran“, schildert Sonja Reibold vom Verband der Prädikatsweingüter (VDP). Bis sich die Auswirkungen in Zahlen erfassen lassen, wird es noch zwei bis drei Quartale brauchen, denn noch sind die Lager der US-Importeure gut gefüllt. „Noch gibt es bei den US-Importeuren größere Bestände“, erklärt Scholz. „Wenn diese aufgebraucht sind, wird die Wirkung der Strafzölle voll zum Tragen kommen“. Vor diesem Hintergrund bleibt für die Winzer nur die Hoffnung, dass sich die Europäische Kommission schnellstmöglich um eine Beilegung dieses Handelskonfliktes bemüht, um größere Kollateralschäden zu verhindern. (hea/red)