Ein Servierroboter unterstützt die Arbeit des Servicepersonals im Herxheimer Marianne‘s Flammkuchen. (Foto: Marianne‘s Flammkuchen)

Herxheim/Rhodt/Neupotz. Nun kommen die Gäste wieder und auf den ersten Blick wirkt es, als sei in den Restaurants, Bars und Hotels die Normalität zurückgekehrt. Doch Corona hat viele Köche und Servicekräfte aus dem Gastgewerbe vertrieben.

Schon seit Jahren hört man die Klage der Branche, dass es immer schwieriger werde, Personal zu gewinnen. Aber in diesem Jahr ist die Lage verschärft, denn ein Teil des früheren Personals ist während der monatelangen Lockdowns in andere Berufszweige abgewandert und konnte nicht zurückgewonnen werden.

„Es fehlen Mitarbeiter in Küche, Housekeeping und Service (sowohl ausgebildete als auch ungelernte Kräfte)“, berichtet etwa Stephan Hafen, Inhaber des Wohlfühlhotels Alte Rebschule in Rhodt unter Rietburg. „Wir selbst haben in der Krise allein drei Köche verloren“, klagt er.

Auch Christian Pudla, Geschäftsführer des Restaurants Marianne‘s Flammkuchen in Herxheim, steht vor dem Problem des Personalmangels. „Es ist normal, dass zwei Drittel des Personals durch Minijobber bestritten werden. Die konnten wir über Corona  nicht halten. Normalerweise bekamen wir im Sommer zwei bis drei Bewerbungen pro Tag, doch in diesem Jahr waren es während der gesamten Sommermonate nur fünf. Ich konnte einfach niemanden finden“, beschreibt er die prekäre Situation.

Um zusätzliche, unfreiwillige Ruhetage zu vermeiden,  haben die beiden Gastronomen neue Lösungswege beschritten. So gewinnt Hafen schon seit Jahren Personal aus Kenia. Am Kenya Utalii College Training Instiute in Nairobi seien bereits ausgebildete Köche zu finden und auch er selbst habe schon sechs junge Kenianer als Koch ausgebildet, inklusive bestandener Ausbildungsprüfung. Für 2022 habe sich auch eine angehende Hotelfachfrau aus Kenia beworben.

Für Hafen geht diese Form der Personalbeschaffung einher mit sozialem Engagement. So kümmert sich das Vier-Sterne-Hotel nicht nur um die Unterbringung, den Sprachunterricht und die schulische Förderung seiner Mitarbeiter, sondern setzt sich auch direkt in Ostafrika für eine gute Ausbildung junger Kenianer ein. „Ein Gewinn für beide Seiten“, sagt er.

Stephan Hafen, Inhaber der Alten Rebschule, und die angehende Hotelfachfrau Roselyne Siomiti Salee in Kenia beim Vorstellungsgespräch.
(Foto: Alte Rebschule)

Bestätigt durch seine guten Erfahrungen wirbt er eindringlich für die politische Akzeptanz von Fachkräften aus dem nicht-europäischen Ausland und sieht darin eine strukturelle Lösung für das chronische Problem des Personalmangels.

Eine andere Idee hat Pudla. Als erster in der Südpfalz hat er sich von dem Nutzen eines Servierroboters überzeugen lassen. Der mit drei Tabletts ausgestatte Wagen fährt über ein Programm eigenständig von der Küche zu den Tischen. Er kann sogar ein paar Sätze sprechen.  „Ella, wie der Roboter bei uns bereits heißt, ersetzt zwar nicht eine menschliche Servicekraft, doch er kann Wege gehen“, berichtet er. Dadurch würden mehrere Stunden am Tag eingespart. Er wolle auf ihn nicht mehr verzichten, zumal die Reaktion der Gäste durchweg positiv sei. „Ich bin davon überzeugt, dass in wenigen Jahren Servierroboter in der Gastronomie verbreitet zum Einsatz kommen“, ist sich Pudla sicher.

Das Anglerheim Neupotz ist eine kleine bürgerliche Gaststube mit Außengastronomie im Sommer. Auch hier kommen die Gäste wieder. Doch was das Personal angeht, sagt Inhaber Arno Wilken: „Wir haben keine Probleme.“ Neben einem festangestellten Kellner, einem festangestellten Küchenhelfer und zwei Teilzeitkräften beschäftigt er zehn Minijobber. „Wir haben all unsere Minijobber mit durch den Lockdown genommen, diese Zuverlässigkeit hat sich ausgezahlt, alle sind noch da“, erklärt er seine glückliche Situation. Vier der Minijobber, die im Anglerheim Neupotz arbeiten stammen aus Eritrea. „Alle Menschen sind gleich. Wir machen da keine Unterschiede. Die Arbeitsatmosphäre ist familiär und die Bezahlung gut. Das macht es aus“, betont Wilken.

Mit Freude bei der Arbeit: Asmerom (links) und Abraham aus Eritrea im Anglerheim Neupotz. (Foto: Arno Wilken)

„Die Biergartenzeit geht jetzt zu Ende. Saisonal bedingt bewerben sich jetzt wie in jedem Herbst wieder mehr Servicekräfte“, sagt Pudla und sieht auch aus diesem Grund den kommenden Monaten etwas entspannter entgegen.

Doch spätestens im nächsten Sommer verlangt der Personalmangel im Gastgewerbe wieder nachhaltige Lösungen. Ein Weg könnte dann vielleicht auch sein, die Attraktivität der Service-Berufe zu steigern – wozu auch manch ein Gast durch Wertschätzung beitragen könnte. (csch)