Walter Lehnertz, alias Waldi, ist ein deutscher Kunst- und Antiquitätenhändler sowie eine Fernsehpersönlichkeit. Zu sehen ist er derzeit im Händlerteam der ZDF-Sendung „Bares für Rares“. Markus Eisel besuchte den „80-Euro-Waldi“ in seinem Antiquitätengeschäft in der Eifel.

Wie kommt man auf die Idee mit Trödel zu handeln?

Walter Lehnertz: Ich habe zur schlechtesten Zeit angefangen, das war im Jahr 2003. Da war der Antik-Boom bereits vorbei. Die Antiquitäten waren nichts mehr wert, aber durch meinen Bandscheibenvorfall – eigentlich komme ich vom Bau – habe ich mir so ein zweites Standbein aufgebaut. Damals hat mir jeder davon abgeraten – es war allerdings die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

Haben Sie mit dem Verkauf schon gestartet, während Sie auf dem Bau gearbeitet haben?

Walter Lehnertz: Ja, ich habe meine Stunden reduziert und mir das Geschäft mit Antikhandel über Jahre hinweg aufgebaut. Man muss sich das Fachwissen auch erst einmal aneignen. Natürlich musste ich auch Lehrgeld bezahlen. Und nun arbeite ich seit fast drei Jahren hauptberuflich als Antiquitätenhändler.

Markus Eisel traf den Antik-Händler in der Eifel. (Foto: privat)

Seit wann gibt es „Bares für Rares“?

Walter Lehnertz: Die Sendung wurde 2013 erstmalig ausgestrahlt.

Also sind Sie schon länger Teil von „Bares für Rares“ als Sie selbstständig arbeiten?

Walter Lehnertz: Ja, 2015 habe ich aber festgestellt, dass sich die Sendung und der Bau nicht mehr vereinbaren lassen. Dann habe ich mich für „Antik“ entschieden.

Wie kam es dazu, dass das ZDF Sie für die Sendung auswählte?

Walter Lehnertz: Ein sehr guter Freund von mir war Kameramann. Er arbeitete zum damaligen Zeitpunkt für die Sendung „Trödeltrupp“. Als für das Format „Bares für Rares“ Händler gesucht wurden, war klar, dass auch einer dabei sein muss, der skurrile Dinge kauft und auch schon mal Tacheles redet. So kam er auf mich und ich zum Casting. Bei dem Casting waren ca. 60 bis 70 Händler und da war ich bei den letzten fünf dabei – die heutige Stammbesetzung.

Haben sich im Laufe der Zeit auch Freundschaften entwickelt?

Walter Lehnertz: Wir sehen uns leider nicht oft, da wir aus ganz Deutschland kommen. Aber ich veranstalte viele Events, zu denen ich alle einlade.

Welche Events sind das?

Walter Lehnertz: Wir veranstalten jährlich sechs Events. Auch für Besucher. Das ist ein großes Highlight! Wir haben sogar Besucher aus Hamburg. Darauf bin ich richtig stolz. Wir veranstalten ein großes Event am 1. Mai und ein Sommerfest. Da werden wir 2000 bis 3000 Besucher haben. Wir hatten auch schon ein Event mit Deutschlands größter Schneefrau. Die haben wir selbst gebaut: 7,80 Meter groß – dann ist mir der Schnee ausgegangen, sonst wäre sie noch größer geworden. Das größte Highlight war der 1. Mai 2017: Wir bauten den größten Scheiterhaufen der Welt. Im Guinness-Buch der Rekorde war der größte Scheiterhaufen mit 6,20 Meter vermerkt, unser Scheiterhaufen war sieben Meter hoch. Wir haben ihn auch angezündet und ich kann Ihnen sagen: Da hat die Eifel gebrannt (lacht). Wir haben die Dokumentation für das Guinness-Buch auch nach England geschickt. Jedes Jahr lasse ich mir etwas Anderes einfallen. An Weihnachten haben wir Tannenbaum-Weitwurf gemacht. An Halloween wurde das beste Kostüm prämiert. Immer etwas Neues.

Wurden die Events auch schon früher gemacht?

Walter Lehnertz: Nein, früher habe ich keine Events gemacht. Da veranstaltete ich Flohmärkte. Für so etwas muss man aber auch Kind geblieben sein. Das macht mir großen Spaß. Natürlich muss man Geld verdienen, aber der Spaß steht immer im Vordergrund.

Hat sich durch die Sendung „Bares für Rares“ in Ihrem Leben etwas verändert?

Walter Lehnertz: Die Werbung für meinen Laden ist natürlich unbezahlbar. Und es macht mir großen Spaß. Wir sind ganz normale Menschen, die im Fernsehen gezeigt werden, so, wie wir sind. So etwas hat es vorher noch nie gegeben. In meinem Vertrag steht auch, dass ich mich nicht verstellen muss – ich soll so sein, wie ich nun einmal bin.

Zu Beginn war ich erst einmal etwas verwundert über Ihre offene Art.

Walter Lehnertz: Das ist jeder. Ich habe eine sehr raue Art und ich rede nichts schön. Ich bin geradeaus. Nicht jeder kommt mit dieser Art klar. Es dauerte bestimmt ein Jahr, bis mich die Leute ernstgenommen haben.

Sie haben sich mittlerweile sogar ein Markenzeichen aufgebaut.

Walter Lehnertz: So ist es. Am Anfang waren wir alle noch blutige Anfänger. Am ersten Tag bei Bares für Rares, kam eine Person mit einer Kaminuhr rein. Keiner hat sich getraut auf die Uhr zu bieten. Ich mit meiner rauen Art habe erst einmal 80 Euro geboten. Die Uhr war viel mehr wert und der Verkäufer flippte aus. Sogar Horst Lichter kam ins Studio und sagte mir, dass ich doch auf so eine teure Uhr nicht nur 80 Euro setzen könnte. Ich habe dann beiden, Horst Lichter und dem Verkäufer, klargemacht, dass ich mit dem Preis anfange, den ich für angemessen halte. Und diese 80 Euro habe ich beibehalten. Sobald jemand reinkam, der mir nicht so symphytisch war, habe ich erst einmal diesen Betrag geboten. Das ging über ein Jahr lang. Irgendwann wurden die 80 Euro dann gesellschaftsfähig. Daraus wurde eine eigene Marke. Darauf bin ich auch stolz, denn ich bin der Einzige aus der Gruppe mit Markenzeichen.

Es ist aber schon so, dass Sie die Ware, die in der Sendung zum Verkauf angeboten wird, im Studio zum ersten Mal sehen?

Walter Lehnertz: Ja, wir wissen nicht, was kommt. Wir dürfen nichts sehen. Wir sind kein Privatsender, das ZDF könnte es sich nicht erlauben, die Sendung zu faken.

Wenn ein Experte einen niedrigeren Preis ansetzt, Sie aber mehr Geld dafür ausgeben, ärgert Sie so etwas?

Walter Lehnertz: Die Experten haben einen Grundwert, wir wissen aber, was wir vom Kunden dafür bekommen. Wenn ich einen Sammler als Kunde habe, kann ich natürlich mehr Geld dafür zahlen, weil der Kunde die Ware unbedingt haben möchte. Zum Zweiten geht es auch um die Hierarchie. Wenn wir Händler etwas unbedingt haben möchten, bieten wir uns gegenseitig hoch, es geht nicht mehr um die Sache, sondern nur noch darum, wer es bekommt.

Bezahlt wird aber von Ihrem Geld?

Walter Lehnertz: Schön wäre es, wenn das ZDF dafür zahlen würde (lacht). Nein, das bezahlen wir alle selbst. Nach einem Sechs-Wochen-Block gibt man richtig viel Geld aus.

Sprechen Sie danach auch noch mit dem Experten?

Walter Lehnertz: Wir dürfen im Vorfeld nicht mit dem Experten sprechen. Danach tauscht man sich schon aus. Die Experten sind auch interessiert, was wir ausgegeben haben. Aber meistens liegen wir ganz gut mit den Expertisen.

Gibt es bei Bares für Rares einen Regisseur, der auch einmal eingreift und den Dreh neu startet?

Walter Lehnertz: Einen Regisseur haben wir schon. Wenn ich mich beispielsweise mit der Person in der Mitte zanke, werden schon einmal die Kameras angehalten und der Regisseur sagt, dass wir sachlich bleiben sollen. Beide Parteien sollen gut rüberkommen. Doch nicht jeder Verkäufer ist mit dem Preis einverstanden, den wir bieten. Wenn ein emotionaler Wert hinter der Ware steckt, ist es immer schwierig. (eis)