Vom Wahnsinn des Weltkriegs

Kandel. Vor hundert Jahren endete der Erste Weltkrieg, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Was der Krieg für den Einzelnen bedeutete, zeigte das Theaterstück „Weltenbrand“, das die Hamburger Gruppe Axensprung auf Einladung der Stadt am 16. November in der Aula aufführte. Angelehnt an den autobiografischen Roman „Heeresbericht“ (1930) von Edlef Koeppen, der sich als 21-jähriger Student – wie so viele damals – freiwillig zum Kriegsdienst meldete, schilderten die Szenen die Wandlung der Hauptfigur. Die anfängliche Begeisterung schlägt an der Front schnell um in Defätismus und schließlich in offene Verweigerung, was zur Einweisung von Adolf Reisiger ins Irrenhaus führt.

Die drei Schauspieler agierten mit nur wenigen Requisiten. Das Bühnenbild bestand aus Projektionen zeitgenössischer Fotos, Feldpostkarten und Dokumenten. Live gespielte Musik und vorproduzierte Sounds gaben der Handlung eine zusätzliche akustische Dimension. Die Zuschauer der beiden Aufführungen – vormittags Schüler, abends Erwachsene – zeigten sich beeindruckt und spendeten lang anhaltenden Applaus.

Ein Fronttheater besucht die Truppe. (Foto: ebl)
Mit schwindender Begeisterung an der Front. (Foto: ebl)
Ein Feldpostbrief wird übergeben. (Foto: ebl)

„Die Schauspieler waren wirklich exzellent“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die ebenso wie Alexander Schweitzer, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, und Bürgermeister Günther Tielebörger die Abendvorstellung besuchte. „Leider ist es kein Theaterstoff, sondern ein schrecklicher Teil unserer Geschichte. Um so wichtiger ist es, so etwas auf die Bühne zu bringen.“ Auch Bürgermeister Günther Tielebörger unterstrich, dass es gerade in Grenzregionen bedeutsam sei, an solche Ereignisse zu erinnern und niemals zu vergessen, wie sinnlos ein Krieg ist. Er wies darauf hin, dass der Volkstrauertag in Kandel seit langem mit Freunden aus der französischen Partnerstadt Reichshoffen begangen wird.

„Das war unsere 78. Vorstellung“, sagte Schauspieler Michael Bideller. ‚Wir waren mit ‚Weltenbrand‘ quer durch Deutschland und im Ausland unterwegs, werden es im Januar 2019 noch einmal beim Kommando Innere Führung der Bundeswehr aufführen. Ansonsten spielen wir jetzt unser neues Stück ‚Revolution‘ über den politischen Umbruch in Deutschland 1918/19.“ (ebl)

Alexander Schweitzer, Malu Dreyer und Günther Tielebörger (von links) trugen sich ins Gästebuch ein. (Foto: ebl)
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