Eine Toilette für Rollstuhlfahrer und Frauen. Auf der anderen Seite ist das für Menschen – sagt Ellis Tochter. (Foto: hea)

„Mama, ich muss ganz dringend aufs Klo!“, ruft Ellis Tochter Emma aufgeregt. „Schau mal, da drüben ist ein Toilettenhäuschen. Ich komme mit!“, sagt Elli und steht von ihrer Strandliege auf. Die beiden laufen zusammen los. Aber als sie sich dem Häuschen nähern, wird Emma nervös: „Da gibt es kein Kinderklo, Mama! Nur eins für Menschen.“ „Emma! Kinder sind doch auch Menschen!“, entgegnet Elli etwas verwirrt und stellt sich mit ihrer Tochter in die Schlange. Emma ist aber damit nicht glücklich: „Mama, aber jetzt stehen wir gar nicht am Menschenklo an. Das hier ist doch nur für Rollstuhlfahrer. … Und Frauen.“ Elli ist einigermaßen sprachlos und hofft, dass die anderen in der Schlange nichts vom Menschenbild ihrer vierjährigen Tochter mitbekommen haben. „Emma, du weißt aber schon, dass auch Rollstuhlfahrer und Frauen Menschen sind? Genau wie Kinder. Und Männer. Alles Menschen!“ 

Ihre Tochter zeigt keine Reaktion – die ist inzwischen sehr damit beschäftigt, nicht in die Hose zu machen. 

„Unglaublich, oder? Ich dachte eigentlich, dass ich meine Kinder sehr weltoffen und tolerant erziehe! Gleichberechtigung ist bei uns selbstverständlich“, auch eine Woche später im Büro muss Elli immer noch den Kopf schütteln, „ich habe die ganze Woche versucht, ihr Bild geradezurücken. Aber auf dem Heimflug gab‘s einen herben Rückschlag.“

„Was ist passiert? Im Flugzeug gibt‘s doch eh nur Unisex-Toiletten, oder?“, fragt Günther. „Stimmt. Wenigstens war es keine Flugzeugtoiletten-Geschichte. Ich hasse die Dinger! Nein, Emma hat sich die Zeit damit vertrieben, ein Lego-Fahrzeug zu bauen. Nach Vollendung hat sie nach ‚Menschen‘ gefragt, die das Fahrzeug fahren können. Ich greife in die Tasche, angle zwei Lego-Männchen heraus und lege sie ihr auf den Tisch. Sie schaut mich entsetzt an: ‚Mama! Das sind Frauen! Die dürfen das Fahrzeug nicht fahren!‘“ (hea)