Einleitung

Endlich sitzen wir im Transferbus, der uns an den Flughafen von Bridgetown, Barbados bringen soll. Wir haben über zwei Stunden Verspätung und der Bus fährt trotzdem nicht los. Er wartet, bis auch alle anderen Transferbusse startklar sind. Das Flugzeug steht nur für uns bereit, es wird auf uns warten und uns zurück nach Deutschland bringen. Seit sechs Tagen sind wir bereits auf der Heimreise und so langsam zehrt es an den Nerven.

Das muss sie sein, denke ich, die Strafe dafür, dass wir uns für den Familienurlaub auf einem Kreuzfahrtschiff entschieden haben und uns unser ökologischer Fußabdruck egal war. Ich wollte aber doch deswegen im Sommer auch jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fahren und weniger Fleisch essen. Anscheinend ist das aber nicht genug.

Es ist heiß und schwül. Der Bus, in dem etwa 40 Menschen eng beieinandersitzen, besitzt keine Klimaanlage. Ich sitze auf der Rückbank und sehe mich um. Hinter mir, auf einer kleinen Gepäckablage, steht ein Kanister mit Salatessig, daneben liegt ein Besen und altes Werkzeug. An der Seite hängt ein Kasten mit chinesischen Schriftzeichen. Der Bus scheint eine bewegte Vergangenheit zu haben, denke ich. Mir läuft Schweiß von der Stirn. Das Fenster neben mir lässt sich nicht öffnen, dafür das auf der gegenüberliegenden Seite. Die laue karibische Abendluft verschafft ein wenig Abkühlung. Durch das geöffnete Fenster hören wir nun Sirenen und sehen, wie sich einige Polizeifahrzeuge nähern. Sie bringen sich vor, hinter und neben uns in Stellung. Und dann setzt sich unser Konvoi in Bewegung. Ohne an einer einzigen Ampel Halt zu machen, rasen wir mit Polizeieskorte über Barbados – ein Land, das nie auf unserem Reiseplan stand und von dem wir nichts gesehen haben, obwohl wir mehrere Tage dort waren.

Ein gutes Zeichen – darauf haben viele Reisende gehofft. (Foto: hea)

16 Tage zuvor

Am Donnerstag, dem 5. März 2020, sitze ich abends im Offenbacher Café Jennys and Jackys. Gemeinsam mit zahlreichen Pressevertretern und dem Landrat der Südlichen Weinstraße, Dietmar Seefeldt, tausche ich mich beim ersten Presseempfang des Kreises über aktuelle Entwicklungen in der Region aus. Die Stimmung ist etwas angespannt, die erste Corona-Infektionen in der Südpfalz wurde gerade erst vermeldet und die Kreisverwaltung arbeitet bereits auf Hochtouren an Maßnahmenplänen und Handlungsempfehlungen. Aber Veranstaltungsverbote? Das hält keiner wirklich für nötig. Höchstens Absage-Empfehlungen für Großveranstaltungen, die in Hallen stattfinden – vielleicht. In vier Tagen möchte ich meine Reise mit dem Kreuzfahrtschiff antreten, natürlich sprechen wir an diesem Abend auch darüber. Ist eine Kreuzfahrt in dieser Situation eine gute Idee? Solche Schiffe sind ja im Ernstfall ein einziger Seuchenherd. Ich bleibe aber optimistisch, die Reise ist schließlich gebucht und die Wahrscheinlichkeit, dass unter den Reisenden ein mit dem Corona-Virus Infizierter ist, geht ja gegen Null. „Wir sind gespannt, wie es Ihnen ergeht und drücken natürlich die Daumen!“, gibt man mir beim Abschied mit auf den Weg.

Auch am Morgen unseres Abflugs Richtung Jamaika hat sich nichts an meinem Gefühl geändert: Eine leichte Unsicherheit, weil es sich immerhin um ein Kreuzfahrtschiff handelt – das ist alles. Denn auch hier in der Region oder in Deutschland hatte sich in der Zwischenzeit nichts Entscheidendes verändert. Ein wenig mehr Vorsicht bei sehr großen Menschenansammlungen, das war alles.

Ich war mir an diesem Tag sicher, dass sich alles wieder beruhigt hätte bis ich wieder zurückkomme.


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