Wahlkreis 211: Alexandra Barsuhn, VOLT

Die Direktkandidat:innen zur Bundestagswahl 2021 im Kurzinterview (Hinweis: Für die Inhalte der Antworten sind ausschließlich die Parteien verantwortlich.)

Steckbrief: Alexandra Barsuhn

  • Wohnort: Mörsdorf
  • Hobbys: Fahrradfahren, Lesen, Kunst
  • Lieblingsplatz in der Südpfalz: Das Wehr an der Lauter unter dem Rheindamm, an dem wir zwischen Frankreich und Deutschland spazieren ohne es zu merken; wo viele schlimme Schlachten im deutsch-französischen Krieg 1870 stattgefunden haben, ist kein einziges Zeichen mehr von Trennung, Hass, Verfeindung geblieben, sondern eine Freundschaft gewachsen.

Was ist in Ihren Augen das dringendste Projekt der Region, für das es Lösungen auf Bundesebene braucht und wie wollen Sie sich dafür stark machen?

Der Klimawandel betrifft Rheinland-Pfalz überdurchschnittlich. Wir brauchen Klimaschutz und Klimaanpassung.

  • CO2-Steuer nach schwedischem Vorbild, bei der geringe und mittlere Einkommen durch Rückzahlungen profitieren & Wirtschaft vom CO2-Verbrauch entkoppelt
  • flächendeckende Alternativen zum Einzelverkehr schaffen
  • nachhaltige Landwirtschaft & innovative Konzepte wie z. B. Agrophotovoltaik fördern

Wie bewerten Sie mit dem Wissen von heute die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in den vergangenen 1,5 Jahren?

Alle Maßnahmen müssen stimmig, wirksam und verständlich sein; die Überlegungen dahinter müssen transparent gemacht werden. Höchste Priorität ist, Menschen zu schützen, indem wir unser Gesundheitssystem vor dem Kollaps bewahren. Z.B. müssen Tests deshalb weiterhin kostenlos sein, weil wir wollen, dass sich möglichst viele Menschen testen lassen, bevor sie Kontakt zu anderen Menschen haben.

In Artikel 3 des Grundgesetzes heißt es: „Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.“ Gilt dieser Satz in unserem Land bereits auch praktisch überall oder gibt es noch Nachholbedarf?

Wir wünschen uns eine demokratische, vielfältige Gesellschaft. Deshalb setzen wir uns dafür ein, dass die Grundrechte, gleiche Chancen und Teilhabemöglichkeiten für alle Menschen uneingeschränkt gewährleistet werden. Diskriminierung gegenüber z. B. Frauen, PoC oder der queeren Gemeinschaft ist Alltag. Eine vollständige Gleichberechtigung muss daher erst noch erreicht werden.

Welche Ideen haben Sie, um dem Handel wieder auf die Beine zu helfen?

Zum einen setzen wir uns für ein EU-weites Steuersystem mit Digitalsteuer ein, die z. B. Amazon in ihre Verantwortung nimmt. Durch das Bürgergeld der CO2-Steuer bleibt am Ende mehr Geld für die Menschen vor Ort. Wir wollen außerdem eine Stadt der kurzen Wege und eine autoarme Innenstadt. Beides macht Studien zufolge den lokalen Handel attraktiver, hilft diesem also.

Mit welchen Plänen begegnen Sie dem Arbeits- bzw. Fachkräftemangel? Kann Einwanderung dabei helfen?

Wir wollen die Attraktivität von Ausbildungsberufen stärken und sicherstellen, dass die Wahl von Berufsausbildung/Studium nicht von Finanzen abhängig ist. Das Konzept der Westbalkanregelung soll ausgeweitet werden. Unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus können Geflüchtete einen Aufenthaltstitel erhalten, sobald sie einen Ausbildungsvertrag oder eine Anstellung erhalten haben.

Wie sehen die Pläne Ihrer Partei für den Mindestlohn in Zukunft aus? Warum wird keine Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenerwerb/Vereinen und Unternehmen gemacht?

Wir wollen den Mindestlohn auf 13 Euro erhöhen und an die Inflationsrate in Deutschland koppeln. Dies ermöglicht den Arbeitnehmenden den sozialen Aufstieg und eine auskömmliche Rente nach 40 Jahren Erwerbstätigkeit. Um negative Effekte für Betriebe zu minimieren, soll eine Karenzzeit von 12 Monaten erfolgen. Flexible Lebensmodelle verdienen die gleiche Entlohnung und Wertschätzung.

Welche gesellschaftliche/politische Veränderung würden Sie sofort umsetzen, wenn die Finanzierung keine Rolle spielen würde?

Ich würde ÖPNV und Glasfaser flächendeckend ausbauen, alte Schienen reaktivieren, Moore renaturieren, kurzgesagt unsere Maßnahmen gegen den Klimawandel umsetzen. Für mich ist in diesem Kontext besonders schlimm, dass die Diskussion über die Finanzierung diese Maßnahmen oft bremst, obwohl wir sehen, dass durch Überschwemmungen wie in Ahrweiler wesentlich höhere Klimafolgenkosten entstehen.