„Cool, schon wieder 13 Kilometer!“, denke ich, als ich im Spätsommer in mein Auto auf dem Wanderparkplatz im Pfälzerwald steige, „ich sollte mal anfangen, mitzuzählen. Wär’ doch interessant, wie viel ich noch bis zum Ende des Jahres schaffe!“ Mein Hirn beginnt zu rattern. Das tut es meistens, wenn ich in der Natur bin – ein paar Stunden ohne Ablenkung unter freiem Himmel ist das Beste, was man gegen Alltagsstress und Denkblockaden tun kann. An diesem Tag sind meine Synapsen besonders aktiv: „Was, wenn ich diese Kilometer bis zum Ende des Jahres nicht einfach sammle, um am Schluss damit prahlen zu können, sondern auch, um wirklich etwas Gutes zu bewirken?“ Jeder Kilometer ist von da an also einen Euro wert. Ich möchte am Ende des Jahres mein Geld an zwei Organisationen spenden, deren Anliegen mir am Herzen liegen. Und weil man ja darüber sprechen soll, wenn man Gutes tut, veröffentliche ich mein Vorhaben auf Instagram und Facebook. Erstmal völlig ohne Hintergedanken – aber schnell finden sich (moralische) Unterstützer und Menschen, die sogar ebenfalls spenden wollen. Höchste Zeit also, vorzustellen, wo das Geld am Ende des Jahres überhaupt hinfließen soll. 

Solche Laichgewässer legt die Stiftung auf ihren Flächen an. (Foto: NVS)
Solche Laichgewässer legt die Stiftung auf ihren Flächen an. (Foto: NVS)

Naturschutzverband Südpfalz e.V.

Da ich für meine Spendenaktion in der Natur unterwegs bin und mir persönlich der Schutz der Umwelt und der Artenvielfalt wichtig ist, liegt es nahe, dass ein Teil des Gelds diesem Bereich zugute kommt: Der Naturschutzverband Südpfalz e.V. wird deswegen einer der Empfänger sein. Mit dem Verband eng verbunden sind außerdem die angeschlossene NVS NaturStiftung Südpfalz und die Aktion Südpfalzbiotope. Vereinfacht zusammengefasst kümmert sich der Verein um Flächen in der Südpfalz, pflegt sie, renaturiert sie, wertet sie so auf, dass Tiere und Pflanzen sich dort wieder vermehrt ansiedeln und Ökosysteme intakt bleiben. So sorgen die zahlreichen Mitglieder für Artenschutz in der Region. Rund 1.000 solcher Grundstücke werden so inzwischen verwaltet. Dabei geht es nicht einfach nur darum, Flächen „sich selbst zu überlassen“, im Gegenteil. „Wir leben in einer Kulturlandschaft, auch Flächen, die speziell dem Naturschutz dienen, müssen gepflegt werden“, erklärt Meike Wagner, bei der in der Südpfalz-Biotope-Zentrale in Kleinfischlingen die Fäden zusammenlaufen. Gemeinsam mit Vorstandsmitglied Kurt von Nida erläutert sie, dass beispielsweise auch Hecken gerodet und Bäume geschnitten werden, um Lebensräume für verschiedene Arten zu erhalten. Außerdem bieten die Experten vom Verein Schulungen für Landwirte oder Kommunen an und stehen beratend bei Fragen rund um den Natur- und Artenschutz in der Region bereit usw. Das Aufgabenfeld ist breit. Um das bewältigen zu können, sind Stiftung und Verein zum einen auf verschiedene Fördergelder angewiesen, zum anderen natürlich auch auf Spenden.

Diese Streuobstwiese der Stiftung ermöglicht als verbindende Wanderstrecke in der intensiv bewirtschafteten Ackerflur die zum Arterhalt notwendige Verbreitung von Wildbienen, Käfern, Schmetterlingen, Reptilien. (Foto: NVS)
Diese Streuobstwiese der Stiftung ermöglicht als verbindende Wanderstrecke in der intensiv bewirtschafteten Ackerflur die zum Arterhalt notwendige Verbreitung von Wildbienen, Käfern, Schmetterlingen, Reptilien. (Foto: NVS)

Verein für Toleranz und Menschlichkeit
Südpfalz e.V.

Der Verein für Toleranz und Menschlichkeit bei einer Kundgebung in Landau 2018. (Foto: Verein)
Der Verein für Toleranz und Menschlichkeit bei einer Kundgebung in Landau 2018. (Foto: Verein)

Auch die zweite Hälfte des Geldes aus meiner Sammelaktion soll in der Region bleiben. Der Verein für Toleranz und Menschlichkeit Südpfalz e.V. setzt sich für Integration und gegen Rassismus ein. Entstanden ist der Verein aus einem Bündnis gegen Rechts. Tanja Sattler, die Vorsitzende, engagiert sich schon lange in diesem Bereich, das Aufkommen von Pegida, das Erstarken der AfD – das waren Auslöser vor ein paar Jahren, sich hier in der Region zu organisieren. Sie uns ihre Mitstreiter trafen dabei auf viele offene Ohren – zahlreiche Bündnispartner sind in der ganzen Südpfalz vertreten. Neben Kundgebungen und Demonstrationen veranstaltet der Verein auch Workshops und Schulungen und spendet an Hilforganisationen wie die Seenotrettung. Ganz aktuell ist auch das Engagement auf Lesbos nach dem Brand in Moroa vor einigen Wochen. „Besonders wichtige Aspekte unserer Arbeit sind auch die Aufklärung, das Erhalten einer Erinnerungskultur und das Aufrütteln der Gesellschaft.“  Den Namen des Vereins haben die Gründer bewusst mit positiven Ausdrücken besetzt: „Toleranz und Menschlichkeit – das soll Optimismus ausdrücken. Vereine, die ‚gegen‘ etwas sind, gibt es bereits genug“, so Sattler.

Der Verein Toleranz u. Menschlichkeit organisiert u. a. Begegnungsfeste (Foto: Verein)
Der Verein Toleranz u. Menschlichkeit organisiert u. a. Begegnungsfeste (Foto: Verein)

Unterstützung in diesem beiden Bereichen zu leisten, war mir gerade in diesem von der Pandemie geprägten Jahr sehr wichtig. Es sind Themen, deren Relevanz trotz der immensen Herausforderungen, vor die uns das Jahr 2020 gestellt hat, nicht in Vergessenheit geraten darf. Inzwischen hat sich meine Aktion schon ein wenig rumgesprochen – und ich habe Unterstützer gefunden. Ohne das so geplant zu haben, geben Freunde, Bekannte etc. ebenfalls einen Betrag dazu. Wer auf dem Laufenden bleiben will – über meine Kilometer und den gesammelten Betrag, schaut am besten auf Instagram vorbei. (hea)

Paypal-Spendenpool: bit.ly/wandernpfalz
Instagram: @annegrafie