Versorgungswerke: „Wasser des Lebens“

Wie das Lebensmittel Nummer eins in unsere Leitungen gelangt: Woher kommt es? Welche Qualität hat es? Wie ist der Härtegrad in der Südpfalz?

Wassermeister Thomas Emser erläutert die Aufbereitungsanlage der Stadt Bad Bergzabern. (Foto: ebl)

Jockgrim/BadBergzabern. Trinkwasser ist für uns lebensnotwendig und kann nicht ersetzt werden. Das PFALZ-ECHO hat sich umgesehen: Wo kommt unser Leitungswasser her, wie wird es aufbereitet, welche Wege legt es zurück? Die öffentliche Wasserversorgung ist kommunal organisiert. In der Südpfalz gibt es größere und kleinere Wasserwerke, die vielfach miteinander vernetzt sind.

Die Wasserversorgung Germersheimer Südgruppe (WGS) versorgt 60.000 Einwohner von Bellheim bis Wörth. Die WGS fördert ausschließlich Grundwasser aus acht Tiefbrunnen in Jockgrim und Kuhardt. „Es handelt sich größtenteils um Regenwasser, das vor 2000 Jahren in den Pfälzer Bergen gefallen ist“, sagt Dipl.-Ing. Ralf Friedmann. „Dieses Grundwasser hat nichts mit dem Oberflächenwasser in der Rheinebne zu tun. Es kommt in horizontalen Bodenschichten langsam vom Gebirge ins Rheintal und drückt in den Tiefbrunnen von selbst nach oben. Dies nennt man arthesisch.“ Durch die geografischen Gegebenheiten in der Rheinebene liefern die 100 Meter tiefen Brunnen auch in trockenen Sommern ausreichend Wasser und sind weitestgehend vor schädlichen Umwelteinflüssen geschützt.

Die Rohwasser-Qualität ist bereits sehr gut. Zwei Verarbeitungsschritte sind notwendig, um das Trinkwasser aufzubereiten. „Aus den Tiefbrunnen wird das Grundwasser in einen Rieslerturm gepumpt und mit Luft (Sauerstoff) ‚verduscht‘“, erklärt Werkleiter Friedmann. „Dabei oxidiert enthaltenes Eisen und Mangan schlagartig und kann anschließend in einem feinen Kies abgefiltert werden. Diese sog. Enteisenung wird nicht aus gesundheitlichen Gründen vorgenommen, sondern um Ablagerungen im Rohrnetz zu vermeiden.“ Danach kann das Wasser in ein Reinwasserbecken und von dort ins 320 Kilometer lange Rohrnetz bzw. in die Wassertürme von Rülzheim, Hatzenbühl und Wörth eingespeist werden. „Verbindungsleitungen bestehen zu Herxheim und Hagenbach sowie im weiteren Verlauf zum Landauer Netz, so dass wir bei Bedarf gegenseitig Wasser austauschen können“, sagt Friedmann, der 45 Mitarbeiter koordiniert, 25 davon betreuen das Rohrnetz.

Jockgrims Werkleiter Friedmann verdeutlicht an 200 Fünf-Liter-Eimern die Menge von einem Kubikmeter Wasser. Im Vordergrund ausgediente Reinwasserpumpen. (Foto: ebl)

Mit etwas über 14dH° gilt das Wasser der WGS offiziell als hart. Betrachtet man die Einteilung der Härtegrade, so relativiert sich jedoch die Wasserhärte im Versorgungsgebiet der WGS (0-7dH°= weich, 7-14dH° = mittel, ab 14dH° = hart). So hat z.B. Frankfurt deutlich über 20 dH°. Das von der WSG an die Verbraucher abgegebene Trinkwasser übertrifft erfreulicherweise alle geltenden Qualitätsnormen. Es empfiehlt sich zur Herstellung von Babynahrung. Das gilt ebenso für das Wasser von Bad Bergzabern.
Die Trinkwasserversorgung in der Stadt Bad Bergzabern wird durch die Stadtwerke GmbH sichergestellt. „Unser Wasser beziehen wir zu 85 Prozent aus Quellen, zu 15 Prozent aus zwei Tiefbrunnen“, erläutert Wassermeister Thomas Emser. „Über zwei große Tramsportleitungen kommt das Quellwasser aus dem Birkenhördter Tal in unsere Aufbereitungsanlage am Kurpark. Dort durchläuft es einen Filter zur Grobreinigung und einen zweiten zur Feinfilterung. Durch ultraviolette Bestrahlung werden mögliche Keime abgetötet. Danach wird das Wasser im Sauerstoffbett gedüst und ist trinkbereit.“
Aus zwei Sammelbecken in der Aufbereitungsanlage wird das Trinkwasser in das Netz eingespeist: Ein Teil fließt in das Niedrigdrucknetz der Innenstadt, der andere Teil wird hochgepumpt in das Reservoir am Liebfrauenberg. Von dort werden über das Hochdrucknetz die höheren Stadtteile versorgt. Bei Bedarf kann über eine Verbundleitung Wasser an die Verbandsgemeindewerke abgegeben werden.

Durch den hohen Anteil von Quellwasser ist die Wassergewinnung von der Niederschlagsmenge abhängig. „In trockenen Sommern hatten wir schon Probleme, da mussten wir den Engpass mit den Tiefbrunnen ausgleichen“, sagt Emser. „Die letzten beiden Sommer haben wir gemerkt, dass der Grundwasserspiegel sinkt. Während des regenreichen Winters hat er sich jetzt wieder erholt.“

Sorgsamer Umgang mit Wasser ist gut, sparen um jeden Preis nicht, sagen die Fachleute übereinstimmend. Denn bei zu geringen Durchflussmengen muss das Leitungsnetz vermehrt gespült werden, um Ablagerungen auszutragen. Das gilt auch für das Abwasser und führt in beiden Fällen zu höheren Kosten. (ebl)

Ein Vorratsbecken des Wasserwerks Bad Bergzabern. (Foto: ebl)