Die Pandemie hat unsere Bewegungsfreiheit in vielen Fällen begrenzt und die Aktivitäten eingeschränkt. Mit Blick auf den Klimaschutz werden derzeit zudem verstärkt verschiedenste Instrumente und Maßnahmen diskutiert, um den Anforderungen des Pariser Klimaschutzabkommens und dem Ziel des Bundes-Klimaschutzgesetzes für 2030 gerecht werden zu können. Wir alle sind betroffen und unsere Mobilität wird durch beide Schwerpunkte beeinflusst. 

Laut des Statistischen Bundesamts (Destatis) waren die Menschen in Deutschland während der Corona-Krise deutlich weniger unterwegs als in Vergleichsmonaten vor der Pandemie. Am stärksten ging die Mobilität in Bezug auf längere Distanzen zurück. Im April 2020 fanden beispielsweise nur knapp halb so viele Bewegungen von 30 und mehr Kilometern statt wie im April 2019. Das führte, unter anderem, mit zu einem Rückgang der globalen CO2-Emissionen. Anhaltend ist diese Entwicklung allerdings nicht. Im Juli und August 2021 wurde erstmals wieder mehr Mobilität verzeichnet als vor der Pandemie. Das PFALZ-ECHO hat sich in der Region umgehört und gefragt, inwieweit die Südpfälzer bisher in ihrem Verkehrsverhalten beeinflusst worden sind:

Florian Weckenmann (Bellheim):

„Vor der Pandemie bin ich 35.000 Kilometer im Jahr mit dem Auto gefahren, jetzt, durch Homeoffice, sind es nur noch 5.000 Kilometer. Das liegt zu 100 Prozent an Corona. Dass ich generell das Auto und nicht die Bahn nutze, begründet sich durch die größere Flexibilität, die damit gegeben ist. Mit Kindern und festen Abholzeiten bei Betreuungseinrichtungen ist mir das wichtig. Früher habe ich aber jahrelang die Bahn genutzt.“

Florian Weckenmann (Foto: cdr)

Ute Stein (Rülzheim): 

„Ich fahre schon immer viel mit dem Rad, aus ökologischen Gründen und weil es gesund ist. Das kommt nicht durch die aktuellen Entwicklungen. Was ich aber sicher sagen kann, ist, dass wir wegen der Pandemie weniger Ausflüge machen als früher.“

Ute Stein (Foto:cdr)

Daniel Schönhals (Germersheim):

„Besondere Veränderungen konnte ich bei meiner Mobilität bisher nicht feststellen. Sofern es zeitlich passt, nehme ich immer lieber Bus und Bahn. Ich habe erst seit August einen Führerschein fürs Auto, von daher lässt sich nicht sagen, ob ich den Wagen aufgrund von Corona oder Klimakrise aktuell weniger nutze.“

Daniel Schönhals (Foto:cdr)

Sivko Sockolovski (Rülzheim):

„Ich bin schon immer viel zu Fuß unterwegs, da ich einen Hund habe. Da hat sich in den letzten anderthalb Jahren nichts verändert. Aber ich bin inzwischen seltener in Urlaub.“

Sivko Sockolovski (Foto: cdr)

Klaus Deissler (Kuhardt):

„In den letzten Monaten verbringe ich deutlich weniger Zeit auf der Autobahn als früher. Ich sehe das als Win-Win-Situation für mein Privatleben und das Klima. Coronabedingt entfallen zudem längere Dienstreisen.“

Klaus Deisler (Foto: cdr)

BUND fordert Mehr ÖPNV

Solche Veränderungen in der Mobilität bringen Einschnitte mit sich, eröffnen aber auch Chancen. Der Trend zum Homeoffice, zweifelsfrei mit ausgelöst durch die pandemische Lage, kann ein Baustein sein, der sich positiv auf die Treibhausgasemissionen auswirkt. Weitere Entwicklungen müssen angestoßen werden. Zukunftsfähigkeit ist ein Schlüsselbegriff. Ulrich Mohr vom BUND Südpfalz (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) sieht die neue Bundesregierung in der Pflicht, aktiv zu werden. Der Klimanotstand mache es erforderlich, dass „hier endlich mehr geklotzt als gekleckert wird“. Die Südpfalz sei im Schienenverkehr im Vergleich zu der Achse Mannheim – Neustadt – Kaiserslautern leider als eine eher unterentwickelte Region zu betrachten. Unter dem Titel „Neue Züge braucht das Land! Neue Busse auch!“ veröffentlicht der BUND derzeit einen Forderungskatalog zum Öffentlichen Personennahverkehr in Rheinland-Pfalz. Bereits im Vorwort wird hervorgehoben, dass wir eine sozial-ökologische Transformation benötigen. Eine Verkehrswende sei unabdingbar.

Ulrich Mohr (Foto:cdr)

Hoffnung auf intelligente konzepte

Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD) und Senatorin der Deutschen Akademie für Technikwissenschaften, sagt in Bezug auf eine repräsentative Bevölkerungsumfrage (Mobilitätsmonitor 2021) des IfD: „Der großen Mehrheit ist bewusst, dass die Klimaschutzmaßnahmen die Rahmenbedingungen für ihre Mobilität verändern werden. Die Wünsche, wie sich die Rahmenbedingungen entwickeln sollten, fallen jedoch deutlich anders aus als die Erwartungen. Viele befürchten Einschränkungen, hoffen jedoch, dass stattdessen der technologische Fortschritt und intelligente Verkehrskonzepte die Lösung bringen.“ Es bleibt spannend, inwiefern diese Wünsche in Erfüllung gehen werden. (cdr)