Dieses Naturhäuschen steht in Gossersweiler, mitten im Wasgau, und verfügt über vier Schlafstätten. (Foto: naturhäuschen.de)

Von einer Wohlstandsgesellschaft ist hierzulande die Rede, vom Leben im Überfluss und ständiger Bedürfnisbefriedigung. Doch was wünschen wir uns wirklich? „Mehr“ muss nicht zwingend „besser“ sein. Der Markt verändert sich von „schnell, viel, billig“ zu „nachhaltig, ausgewählt, preiswürdig“. Mit möglichst wenig Ballast zu leben, diese Vorstellung begeistert immer mehr Menschen. Die Konzentration auf das Wesentliche ist Trumpf. Das zeigt sich auch bei der Wahl unserer Behausungen. Sogenannte Tiny Houses (winzige Häuser) sind gefragt. In unserer Region finden sich tolle Beispiele, die zum Umdenken anregen.

„Wir waren unserer Zeit, wie so häufig, mal wieder zehn Jahre voraus“, schmunzelt Franz Braun, Bio-Winzer in Ranschbach. Der Weinbauer hat bereits vor Jahren einen Zirkuswagen als Tiny House errichtet. Fest installiert, mit Wasser- und Stromanschluss, hat sich Braun damit seinen eigenen Wunsch erfüllt. Er hat schon früh zu seiner Frau gesagt, dass er ab der Rentenzeit im umgebauten Wagen leben möchte. Bis dahin steht die Unterkunft für Gäste zur Verfügung, die ihre Ferien in der schönen Südpfalz verbringen möchten. Auf modernen Komfort muss dabei niemand verzichten. Komfortable Betten, ein Duschbad mit WC, Heizung für kühlere Tage und eine Kochgelegenheit bieten alle Annehmlichkeiten, die auch in größeren Ferienhäusern zu finden sind. Eine private Terrasse und WLAN runden das Angebot ab und erlauben es jedem Interessierten auszuprobieren, wie Wohnen auf kleiner Fläche funktionieren kann, was dabei tatsächlich vermisst werden würde und ob (inneres) Wachsen auch durch (äußeres) Verkleinern möglich ist.

Ähnliche Angebote finden sich mittlerweile auf mehreren Feriendomizil-Plattformen, die mitunter sogar spezialisiert auf die Tiny-House-Bewegung sind. Ayyüce Top von www.naturhäuschen.de berichtet, dass definitiv eine erhöhte Nachfrage nach kleinen Behausungen besteht. „Mit einem Naturhäuschen im Tiny-House-Style können unsere Gäste schauen, wie es ist, in so einem Raum zu leben – egal ob allein, mit dem Partner, Freunden oder der ganzen Familie. Sie sehen dann, was essentiell ist.“ Dank der Lockerung der Corona-Regeln gibt es laut Top wieder vermehrt Buchungen. „Es ist nicht wie vor der Corona-Zeit, aber deutlich besser und das freut uns natürlich.“

Wer nicht nur mieten will, sondern bauen, kann sich eine ganz individuelle Version für den Eigenbedarf entwerfen lassen. Hier in der Region bietet das beispielsweise das Unternehmen konstruktion & design c. kienel aus Schweigen-Rechtenbach an. Die Größe und die Ausrichtung in Sachen Baubiologie bestimmt der Kunde, soweit dies unter Einhaltung der jeweils geltenden baurechtlichen Vorgaben möglich ist.

Fahrbares Mikrohaus. (Foto: honorarfrei)

Mehr über ökologische Gesichtspunkte der kleinen Wohnwunder untersucht die Technische Hochschule Bingen. Deren Studiengang „Regenerative Energiewirtschaft und Versorgungstechnik“ forscht derzeit in Kooperation mit der Firma Loftcube zum Thema nachhaltiges Wohnen unter realen Bedingungen im Tiny House.

Problematisch ist, dass es in Deutschland leider nicht überall gestattet wird, ein solches Eigenheim aufzustellen. Rechtlich wird zwischen Behausungen, die einem Wohnwagen entsprechen (Fahrzeug), Ladungen, die mittels Fahrgestellen transportiert werden können, und Gebäuden, die auf einem Grundstück fest stehen, unterschieden. Genaueres beschreibt das jeweilige Baurecht. Ein Schlüsselbegriff ist „dauerhaftes Wohnen“. Für letzteres ist ein voll erschlossenes Grundstück nötig und zudem ein Bebauungsplan, der Tiny Houses grundsätzlich erlaubt. Ein Stellplatz auf einem Campingplatz hingegen kann nicht ohne Weiteres als fester erster Wohnsitz genutzt werden und ist somit keine attraktive Lösung für ein Tiny House. 

Aufgrund der hohen Nachfrage bewegt sich derzeit einiges und immer häufiger gibt es Gemeinden, die Tiny-House-Siedlungen neu ausweisen. Bei unserer Recherche in Verbandsgemeinden der Region konnte noch kein solches Vorhaben verzeichnet werden, es habe aber immer mal wieder lose Anfragen zum Thema gegeben. Grundsätzlich entscheide die vergleichsweise kleine Wohnfläche nicht über die Bewilligung eines Bauantrags. Sofern kein Gestaltungssatz dagegenspreche, sei es prinzipiell möglich. 

Im Schwarzwald, in Löffingen-Dittishausen, ist man schon einen Schritt weiter. Hier wurden im März konkrete Flächen für bis zu 21 Minihäuser freigegeben. Zusätzlich wurde der Bau von Mini-Ferienhäusern am Waldbad genehmigt. Eine positive Entwicklung, die einiges erleichtern könnte, denn aktuell birgt schon allein die Suche nach dem perfekten Ort Fallstricke für zukünftige Mikrohaus-Bewohner. (crd)