Wenn das Wasser knapp wird

Sparsamer Verbrauch und neue Konzepte in der Südpfalz

Kein seltener Anblick – Maisfeld im Hitzestress. - Foto: ebl

Südpfalz. Im extrem trockenen Sommer 1976 versiegte sogar der Otterbach. Die relativ nassen 1990er Jahre brachten dem Grundwasserspiegel in der Südpfalz eine leichte Erholung. 2003 erlebten wir den heißesten Sommer der letzten 500 Jahre. „Seitdem hatten wir eigentlich kein richtig nasses Jahr mehr“, so Dr. Hans Jürgen Hahn vom Institut für Umweltwissenschaften der Universität Koblenz-Landau. Aus seinen Untersuchungen zum Landschaftswasserhaushalt geht hervor, dass die Grundwasserneubildungsrate in der Südpfalz seit 2003 um 25 bis 50 Prozent unter dem Durchschnitt der vorangehenden Jahrzehnte liegt. Die Chance, dass Sickerwasser in tiefere Schichten des Erdbodens eindringt, ist während der Vegetationspause in den Wintermonaten am größten. Doch die Niederschlagsmenge zwischen November und Ende März hat abgenommen. Starkregen fließt zu schnell ab, als dass er dem Grundwasserspiegel zugutekommt.

Auch die Winzer spüren die Entwicklung. „Hier bei uns haben wir sehr tiefgründige Böden, bis zu 20 Meter dicke Lehmschichten“, erläutert der Kandeler Winzer Uwe Jung, der kontrolliert umweltschonenden Weinbau betreibt. „Die Reben haben ihr Hauptwurzelwerk in 50 bis 80 Zentimeter Tiefe, aber 20 Prozent der Wurzeln gehen auch weiter runter, bis zu zehn Meter tief. Dadurch können sie in trockenen Jahren immer noch Feuchtigkeit von unten hochschöpfen und noch sehr gute Qualität bringen.“

In den letzten Jahren hat es so wenig geregnet und die Sommer waren so heiß, dass der Boden bis in zwei Meter Tiefe zu 90 Prozent ausgetrocknet ist. Von daher sind bodenschonende Maßnahmen nötig. Winzer Jung lockert den Boden an den Reben im Sommer auf, damit die Verdunstung reduziert wird: „Wir mulchen nicht mehr, sondern walzen, das Gras gibt eine Art Teppich, aus abgeknickten Halmen treiben neue Sprossen aus, dadurch wird der Boden beschattet, die Verdunstung wird gemindert, Bodenlebewesen nehmen zu und werten den Boden auf.“

In Trockenperioden müssen Landwirte immer öfter Wasser aus Brunnen entnehmen, um empfindliche Kulturen zu beregnen. „Der Sommer ist dieses Jahr so trocken, dass man sogar Maisfelder bewässern müsste“, sagt Junglandwirt Bastian Schowalter, Kandel. „Auch Zuckerrüben leiden, sie setzen jetzt Zucker an und bräuchten dringend Regen, der ist aber nicht in Sicht.“ Insgesamt verbraucht die Landwirtschaft knapp zehn Prozent des Grundwassers. Hauptverbraucher in Rheinland-Pfalz sind nach den Daten des Landesamtes für Umwelt (LfU) Haushalte (63 %) sowie Industrie und Kraftwerke (19 %). Einsparpotenziale gibt es in allen Bereichen.

Durch wassersparende Technik und bewussten Umgang hat der Leitungswasserverbrauch pro Person in den letzten Jahren schon abgenommen. Grundsätzlich rät der BUND: Duschen ist besser als Baden. Und es lohnt sich, einen optimierten Duschkopf einzubauen. Im Garten und auch bei der Klospülung kann verstärkt Regenwasser eingesetzt werden – Fachleute beraten. Am einfachsten ist es, von Dächern abfließendes Regenwasser in einer Zisterne zu sammeln und zum Gießen zu nutzen. Erhebliche Einsparmöglichkeiten gibt es außerdem bei Wasch- und Spülmaschinen. Neue Geräte benötigen deutlich weniger Wasser. Ein eigener Pool im Garten, der mehrere Kubikmeter Trinkwasser schluckt, soll gut überlegt sein.

Noch leben wir im Vergleich mit anderen Ländern in einer wasserreichen Region, aber der Grundwasserstand fällt. Und in extremen Sommern ist das Trinkwasser schon knapp geworden. An neuen Konzepten wird gearbeitet. Verbundleitungen zwischen Wasserwerken sollen gewährleisten, dass es in Stoßzeiten nirgendwo zu Engpässen kommt. In der südpfälzischen Landwirtschaft könnte die Beregnung künftig teilweise mit Wasser aus dem Rhein erfolgen, wie das in Gemüsebauregionen der Vorderpfalz schon der Fall ist. (ebl)