Wer im Glashaus sitzt

Mahlzeit! Die Pfalz-Echo-Mittagspausen-Kolumne

Der Esel wollte nur mal versuchen. (Foto: Donald Tong/Pexels)

Mitarbeiter des Pfalz-Echo treffen sich auch gerne einmal außerhalb der Arbeitszeit. So auch am vergangenen Wochenende. Elli und Paula trafen sich mit ihren Familien auf einem Bauernhoffest außerhalb von Kandel in einem kleinen Örtchen.

Es sollte ein schöner, ruhiger Sonntag werden, doch kaum steigt Paula aus dem Auto, motzt sie wieder vor sich hin: „Männer sind sowas von unsensibel!“ Elli streckt die Arme aus und drückt Paula fest: „Was ist denn jetzt schon wieder los?“ „Ach, ich erzähle etwas von meinen Bauchkrämpfen und was sagt der liebenswerte Gatte? ‚Jeden Monat wieder. Erzähle mir mal was Neues.’ Da könnte ich aus der Haut fahren. Da ist doch kein bisschen Empathie vorhanden.“

Die Familien machen sich auf zum Bauernhof und erkunden mit frischgebackenen Waffeln und kalten Getränken das Gelände. Die Männer zieht es zu den Greifvögeln, die Frauen laufen den Kindern zu den Ponys hinterher. „Weißt du, letzte Woche waren wir auf einem Kindergeburtstag. Neben meinem fußballspielenden Mann steht ein Kind, das vielleicht auch gerne mal den Fußball gehabt hätte, aber anstatt zu fragen, kickt er einfach weiter vor sich hin. Wie kann man denn so unempathisch sein?“, setzt Paula erneut an. Elli hilft ihrer Tochter auf das schon schnaufende Pony. „Ist das überhaupt ein Wort?“ „Was?“ „Unemphatisch meine ich.“ „Weiß ich nicht“, mault Paula weiter, „ist mir auch egal. Es geht ums Prinzip.“

Nach einer Weile treffen sich alle Familienmitglieder bei den Eseln wieder. „Hier, du kannst deinen Sohn auch mal tragen. Ich habe schon Kreuzschmerzen.“ Paulas Stimmung scheint sich nicht zu bessern. Sie drückt den Kleinsten der Familie in die Hände ihres Mannes, der verdreht die Augen und wendet sich den Eseln zu. Kurze Zeit später fängt Paulas Sohn an zu schreien. Der Esel dachte wohl, der Fuß des Jungen sei eine Karotte und biss kräftig zu. „Siehst du! Immer das Gleiche. Du achtest einfach nicht auf Andere.“, macht Paula ihren Gatten rund, während sich allgemeine Hektik ausbreitet. „Da kann ich doch nichts für“, versucht sich der arme Mann zu verteidigen. „Ich sag‘s ja! Keine Empathie.“ während sich Paula weiter in Rage redet, kommt ihre Tochter mit weinerlicher Stimme an und möchte erzählen, dass sie sich einen dicken Spreißel eingefangen hat. „Die Mama hat jetzt keine Zeit. Ich kann mich nicht um alles gleichzeitig kümmern.“ Paula reagiert schroff. Elli kann da nur den Kopf schütteln: „Besonders empathisch war das jetzt aber auch nicht. Da sag ich doch nur, wer im Glashaus sitzt…“.