Südpfalz. Im September hatte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer Weihnachtsmärkte unter bestimmten Voraussetzungen noch als möglich bezeichnet. Kleine „Weihnachtsdörfer“ mit Kontakterfassung und Personenbegrenzung seien eine Alternative. Eine andere Lösung sei, die Stände und Angebote über die jeweilige Innenstadt zu verteilen und so die ganze Stadt zur „Weihnachtsstadt“ zu machen. Doch auch diese Modelle sind aufgrund der aktuellen Entwicklung fraglich geworden.

Seit dem 2. November gelten wegen des Anstiegs der Infektionszahlen bundesweit zusätzliche Corona-Regeln, um eine nationale Gesundheitsnotlage zu verhindern. Darin werden Veranstaltungen, die der Unterhaltung dienen, untersagt. Die 12. Corona-Bekämpfungsverordnung ist bis 30. November gültig. Wie es danach weitergeht, ist offen. So viel steht aber fest: Klassische Weihnachtsmärkte sind selbst bei einer Lockerung nicht mehr zu organisieren.

Auch der Christkindelmarkt Kandel wird in diesem Jahr nicht stattfinden können, es wird sich jedoch stadtintern um Alternativen bemüht. (Foto: ebl)
Auch der Christkindelmarkt Kandel wird in diesem Jahr nicht stattfinden können, es wird sich jedoch stadtintern um Alternativen bemüht. (Foto: ebl)

Die Stadt Landau hat Anfang November die Planungen für einen alternativen Nikolausmarkt gestoppt. Aber es soll nicht auf weihnachtliches Flair verzichtet werden. Neben der Lichterdekoration in der Innenstadt sind ein Etagen-Karussell, Weihnachtsbaum und Krippe auf dem Rathausplatz vorgesehen. Ansonsten macht Oberbürgermeister Thomas Hirsch deutlich: „Wir müssen auf Sicht fahren“, das heißt, schauen, was im Dezember geht. Falls sich der Lockdown lockert, könnten weitere Schausteller zugelassen werden. „Denkbar wären etwa Süßwaren- oder Glühweinstände auf dem Rathaus- bzw. dem Stiftsplatz“, so OB Hirsch und Tourismusdezernent Alexander Grassmann.

Die Planungsunsicherheit fordert auch von Isabel und Hagen Busch vom Jakobshof in Freckenfeld starke Nerven. Sie haben 2010 den örtlichen Weihnachtsmarkt aus der Taufe gehoben, ein Künstler- und Handwerkermarkt am zweiten Advent. „Wir müssen abwarten, wie Ende November über den Lockdown light weiter entschieden wird. Im Ungewissen organisiere ich nichts. Momentan kämpfen wir ums Überleben“, so Isabel Busch. „Aber selbst bei einer Lockerung kriege ich den Weihnachtsmarkt innerhalb einer Woche nicht mehr auf die Reihe. Falls doch etwas läuft, dann spontan und klein.“

Schausteller Bernhard Hertel aus Freckenfeld hatte sich mit seinem Karussell für den Kandeler Christkindelmarkt beworben. Im Sommer sah es eine Zeit lang vielversprechend aus. Aber erstens kam er nicht zum Zuge und zweitens fällt der Markt aus. „Wir haben dieses Jahr gar nichts verdienen können“, sagt der Schausteller, der auch einen Autoskooter und mehrere Verkaufswägen hat. „Im Frühjahr haben wir für die drei Monate Lockdown 7.000 Euro staatliche Hilfe bekommen. Um jeden Euro einzusparen, haben wir das Gewerbe abgemeldet. Wir haben unsere Lebensversicherung gekündigt, um zu überleben. Wie es weitergeht, steht in den Sternen.“

Muss der Weihnachtsmann in diesem Jahr seine Schürze an den Nagel hängen? (Foto: ebl)
Muss der Weihnachtsmann in diesem Jahr seine Schürze an den Nagel hängen? (Foto: ebl)

„Aufgrund der aktuell sich immer weiter zuspitzenden Corona-Lage kann die Stadt Kandel keinen Weihnachtsmarkt durchführen. Wir sind in Abstimmung mit dem Verein für Handel und Gewerbe (VHG), aber auch stadtintern dabei, Alternativen zu finden, damit den Menschen die Advents- und Weihnachtszeit nicht gänzlich abhandenkommt“, so Bürgermeister Michael Niedermeier. „Wir werden in der Stadt die Dekoration mit Lichtern, Tannenbäumen und Schmuck erhöhen. Außerdem soll es die Möglichkeit geben, dass Tannenbäume sowohl von den Bürgerinnen und Bürgern als auch von Kindern unserer Kindertagesstätten geschmückt werden. Darüber hinaus wird die Weihnachtskrippe am Plätzel aufgestellt.“ Außerdem verspricht der Stadtchef weiter, dass er mit seinem Team versuchen wird, noch weitere Alternativen in der Advents- und Weihnachtszeit zu organisieren.

Der Karolinenmarkt in Bad Bergzabern fällt ebenfalls aus. Was bleibt ist weihnachtliche Dekoration der Innenstadt und der Schaufenster, auf deren Anziehungskraft der Werbekreis seine Hoffnung setzt.

Weihnachtsmärkte haben in der Südpfalz eine lange Tradition. In der gewohnten Form wird in diesem Jahr keiner stattfinden. Wo man hinblickt, sind sie abgesagt: vom Anneresel-Markt in Rheinzabern über den Dornröschen-Markt in Dörrenbach bis zum Weihnachtsmarkt in St. Martin.

Was im Dezember tatsächlich an Glühweinbuden und einzelnen Verkaufsständen möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Sabine Bohlender vom Weingut Rosenhof, Steinweiler, sagt: „So wie es jetzt aussieht, kommt unser Glühweinstand nicht zum Einsatz. Wir wären aber in der Lage, spontan zu reagieren. Wir haben aufgrund der Corona-Beschränkungen ein alkoholfreies Heißgetränk entwickelt,  es heißt ‚Winterglück‘ und ist auch in Flaschen und Fünf-Liter-Behältern erhältlich. Wir sind gespannt, wie es bei Kunden ankommt.“ (ebl)