Steckbrief: Wigald Boning

  • Geboren am 20. Januar 1967 in Wildeshausen.
  • 1993 bis 1998: Ensemblemitglied bei „RTL Samstag Nacht“.
  • Musik-Duo mit Olli Dittrich: „Die Doofen“ (Single: Mief, 1995).
  • 2004 bis 2008: Moderator (mit Barbara Eligmann): „Clever! Die Show, die Wissen schafft“ (Sat1).
  • Seit 2017: Stammbesetzung von „Genial deneben“.
  • Buch-Veröffentlichungen, u. a.: „Bekenntnisse eines Nachtsportlers“, „Butter, Brot und Läusespray: Was Einkaufszettel über uns verraten“.

Sie treten gemeinsam mit Bernhard Hoëcker am 26. August in Kandel auf – mit dem Programm „Gute Frage“. Erklären Sie doch mal für alle Unwissenden das außergewöhnliche Konzept der Show!

Wigald Boning: Bernhard Hoëcker und ich stehen nebeneinander auf dem Publikum … nein (lacht) … Halt. Nochmal von vorne: Wir stehen nebeneinander auf einer Bühne und beantworten Fragen, die uns vom Publikum gestellt werden. Diese können mündlich oder schriftlich an uns gerichtet werden. Vor Beginn der Show werden deswegen Fragekarten am Eingang ausgeteilt, die man als Besucher ausfüllen und in eine Box werfen darf. Wir ziehen dann blind eine Karte, lesen die Frage vor und antworten direkt. Die Fragen können zu jedem erdenklichen Thema gestellt werden, von physikalischem Grundlagenwissen über Persönliches bis hin zu Boulevard – wir erklären alles!

Das passiert alles komplett spontan? Sie schauen vor der Show nicht heimlich in die Box, um sich ein wenig vorzubereiten?

Wigald Boning: Nein! Das würde ja genau den Reiz des Konzepts zerstören. Wir dürfen nicht wissen, was auf uns zukommt. So wird auch jeder Abend einzigartig und auch für uns ist das immer wieder überraschend und nie langweilig!

Wie bereiten Sie sich denn auf solch eine Show vor? Geht das überhaupt?

Wigald Boning: Tatsächlich können wir uns da kaum vorbereiten. Ich versuche, einen Mittagsschlaf zu machen, damit ich mit 100-prozentiger geistiger Spannkraft auf die Bühne gehe. Das macht die Sache leichter. Außerdem informieren wir uns immer ein wenig über den Ort, wo wir gerade auftreten – das hilft auch bei einigen Fragen.

Gibt es denn eine Frage, die besonders hängengeblieben ist?

Wigald Boning: Es gibt einige Klassiker, die immer wieder auftauchen: Was war zuerst – Henne oder Ei? Oder auch die nach unserem Kennenlernen taucht öfter auf. Manchmal werden wir aber auch mit ganz Überraschendem konfrontiert. Gestern trug ich Socken, von denen einer hochgezogen war, der andere nicht. Die Frage war, was hinter dieser „Socken-Anzieh-Politik“ stecke. Dazu sind uns sehr viele spannende Theorien eingefallen!

Wie ist es denn für Sie, nach so langer Zeit wieder auf der Bühne zu stehen?

Wigald Boning: Ich habe es sehr vermisst und es macht viel Spaß wieder vor Publikum zu stehen. Aber man muss sich auch erst einmal wieder daran gewöhnen. Ich habe in den letzten Monaten sehr viel Zeit mit meinen kleinen Kindern zu Hause verbracht. Jetzt bin ich das erste Mal zwei Wochen am Stück weg – das fühlt sich beinahe monströs an (lacht).

Das Thema Reisen ist Ihnen ja generell aber nicht fremd. Sie verreisen sehr viel und auch oft auf unkonventionelle Art!

Wigald Boning: Ja, ich habe ein starkes nomadisches Gen in mir. Ich bin am liebsten aus eigener Kraft – also mit dem Fahrrad oder zu Fuß – unterwegs. Das ist ein roter Faden, der sich durch mein Leben zieht.

Gibt es dabei Situationen, die Ihnen auch mal Angst machen: Begegnungen mit wilden Tieren, unsichere Regionen …

Wigald Boning: Klar bin ich schon durch gefährliche Gegenden gefahren – Berlin-Neukölln – aber mir ist nichts passiert, ich bin einfach brav auf dem Radweg geblieben (lacht). Tatsächlich macht mir auf solchen Touren am ehesten der Autoverkehr Angst. Der kann zu brenzligen Situationen führen. Außerdem fahre ich gerne nachts. Einmal bin ich alleine mit einem Klapprad von Garmisch-Partenkirchen nach Venedig gefahren – am Stück, innerhalb von 25 Stunden! Morgens um 8 Uhr, nach durchradelter Nacht, fuhr ich den Manghenpass runter und mich überkam dabei ein Sekundenschlaf. Das ist natürlich total ungünstig, wenn man gerade eine steile Straße bergab fährt. Da hatte ich tatsächlich große Angst, konnte mich aber retten, indem ich mir selbst ein paar Nasenhaare ausgerissen habe. Dadurch musste ich niesen und Tränen fluteten meine Augen – und ich blieb wach!

In der Schule waren naturwissenschaftliche Fächer nicht seine Stärke, inzwischen hat er sich aber den Ruf erarbeitet, ein Wissenschaftsexperte zu sein: Wigald Boning. (Foto: Stefan Menne)

Sie sind im Laufe Ihrer Fernsehkarriere zu einer Art „Erklärer“ geworden, der sich häufig mit naturwissenschaftlichen Phänomenen auseinandersetzt. Wie kam es denn dazu? In der Schule waren diese Fächer eigentlich nicht Ihre Stärke, oder?

Wigald Boning: Ja. Chemie war mein schlechtestes Fach. Ich konnte es glücklicherweise rechtzeitig abwählen, sonst hätte es mich möglicherweise das Abitur gekostet. Dass ich inzwischen diesen Ruf habe, ist quasi ein Treppenwitz meiner beruflichen Geschichte: Eines Tages klingelte mein Telefon und man fragte mich, ob ich Lust hätte, eine Wissenschaftsshow („Clever! Die Show, die Wissen schafft.“, Anm. d. Red.) gemeinsam mit Barbara Eligmann zu moderieren. Ich habe natürlich ja gesagt – aber gleichzeitig auch gelacht, aus zwei Gründen: Zum einen weil wir uns bei „Samstag Nacht“ regelmäßig über Barbara Eligmann lustig gemacht hatten und zum anderen weil man ausgerechnet mich – mit meinen eher lückenhaften naturwissenschaftlichen Kenntnissen – ausgewählt hatte. Die Arbeit war dann aber auch für mich ganz, ganz toll: Ich musste die Rechercheergebnisse der Redaktion so herunterbrechen, dass ich sie selbst gut nachvollziehen konnte. Inzwischen hat sich daraus einiges entwickelt: Ich werde immer wieder zu Quizsendungen eingeladen und habe den Ruf, die Welt durchdrungen zu haben (lacht). Das verbindet mich auch mit Bernhard Hoëcker. Ob das wirklich stimmt – davon kann man sich dann ja in Kandel überzeugen.

Haben Sie denn durch diese Arbeit den Zugang zu den Naturwissenschaften gefunden?

Wigald Boning: Absolut! Ich habe dabei wirklich extrem viel gelernt. Ich durfte mich als Mann mittleren Alters ausführlich damit beschäftigen, wie ein Flettner-Rotor funktioniert, und bin der Frage nachgegangen, warum der Wankelmotor unterlegt ist. Das macht Spaß! Ich habe gelernt, dass es keinen Grund gibt, bestimmte Interessensgebiete für mich auszuschließen.

Wie haben Sie es geschafft, über einen so langen Zeitraum in der Öffentlichkeit präsent zu bleiben?

Wigald Boning: Ich glaube, das hat viel mit Glück zu tun. Ich halte mich selbst auch nicht für besonders ehrgeizig. So richtig erklären kann ich es mir selbst also auch nicht. Ich schätze aber, dass es mir auch geholfen hat, dass ich eine gewisse Bandbreite zu bieten habe: Ich wollte ursprünglich Jazzmusiker werden, was nicht ganz hingehauen hat, vielleicht auch weil mein Talent knapp nicht reicht (lacht). Aber ich habe ein paar musikalische Fertigkeiten, die mir helfen. Der andere Pol meiner persönlichen Interessenwelt ist der Sport – Fahrradfahren und Laufen. Dazwischen befindet sich noch vieles andere und ich versuche, mich selbst nie zu langweilen, indem ich meinen Schwerpunkt immer wieder wechsle. Wer sich immer mit den gleichen Themen beschäftigt, läuft die Gefahr auch das Publikum irgendwann zu langweilen.

Langweilig sind auch Ihre Preise nicht: Sie haben neben dem Grimmepreis und dem Fernsehpreis nämlich auch Auszeichnungen bekommen wie die als „Brillenträger des Jahres“ und Sie sind „Fahrradfreundlichste Persönlichkeit“ geworden!

Wigald Boning: Ja! Das sind allerdings zwei sehr unterschiedliche Auszeichnungen. Denn für den „Brillenträger des Jahres“ muss man gar nichts tun, nur schwachsichtig auf die Welt kommen und eine Brille tragen. Um als „Fahrradfreundlichste Persönlichkeit“ ausgezeichnet zu werden, sollte man schon einige Kilometer auf dem Fahrrad zurückgelegt haben. Ich glaube, dass ich mir diesen Preis wirklich verdient habe mit vielen tausend Kilometern auf dem Konto!

… und auch zu Fuß sammeln Sie da einiges! Sie laufen regelmäßig Marathon!

Wigald Boning: Zur Zeit ein Mal pro Woche. Das ist meine Challenge in diesem Jahr. Ich habe sehr niedrigen Blutdruck – und damit ich nicht immer schlechte Laune habe, muss ich etwas dagegen tun. Ich könnte das mit sehr viel Kaffee und Zigaretten erreichen oder eben wahlweise mit Bewegung an der frischen Luft. Ich habe mich für Letzteres entschieden und mir als Motivation eben das Ziel gesetzt, ein Mal pro Woche einen Marathon zu schaffen in diesem Jahr.

Das kriegen Sie sogar im Touralltag unter?

Wigald Boning: Ja, ich nutze die freien Tage zwischen den Auftritten und suche mir schöne Strecken, an den Orten, wo wir gerade unterwegs sind – gerade waren es die Ostfriesischen Inseln. Da fällt mir aber gerade ein: In Kandel gibt es ja auch eine bekannte Marathon-Strecke! Den Bienwaldmarathon bin ich sogar schon mitgelaufen! Das ist allerdings schon eine Weile her – das muss 2003 oder 2004 gewesen sein.
Was treibt Sie denn an, das mit dem Sport so exzessiv zu betreiben? Ist es Ihr Ehrgeiz?
Wigald Boning: Nein. Ehrgeizig bin ich auch auf diesem Gebiet eigentlich kaum. Für mich ist dieser Tag in der Woche, wo ich einsam durch die Landschaft streife, vor allem ein Genuss. Auch wenn ich zugeben muss, dass die Sache ab dem dritten Drittel immer ein wenig mühsam wird (lacht).

Kommen wir nochmal auf die Show zurück. Ich würde gerne zum Abschluss eine Frage stellen, die vielleicht auch aus dem Publikum kommen könnte: Klimakrise, Politikskandale, gesellschaftliche Spaltungen – wir leben in einer sehr bedrohlichen Zeit. Wie bleibt man dennoch optimistisch?

Wigald Boning: Ich bin von meiner Veranlagung her eher ein Pessimist, was vielleicht auch mit meinem niedrigen Blutdruck zusammenhängt. Meine Oma hatte das auch, sie ist zwar uralt geworden, war aber immer schlecht gelaunt. Ich versuche also, über die Bekämpfung des niedrigen Blutdrucks, mich zum Optimismus zu bewegen. Ich vertraue dabei auch auf die heilende Kraft des Mittagsschlafs. Das halte ich sowieso für eine grundsätzlich zu sehr vernachlässigte Tradition. Bis vor ca. 30, 40 Jahren war es verpönt, irgendwo zwischen 13 und 15 Uhr anzurufen oder zu klingeln – es herrschte Mittagsruhe. Das gibt es heute überhaupt nicht mehr, alle sind immer erreichbar. Nicht, dass ich dafür wäre, dass man nun per Gesetz eine Mittagsruhe einführt. Aber mir persönlich ist diese Zeit sehr wichtig und ich kann es auch jedem nur empfehlen, es mal auszuprobieren. Es fördert vielleicht nicht direkt den Optimismus, aber eine gewisse Entspanntheit im Umgang mit den zugegebenermaßen schweren Herausforderungen dieser Zeit. Ohne Mittagsschlaf kriegen wir die Klimakrise nicht in den Griff. (hea)